"Da ändert sich eine ganze Menge"
Vor 15 Jahren wurde der Verein "Schulen ans Netz" gegründet. Doch Technik allein macht noch keinen guten Unterricht. Welche Rolle spielen die digitalen Medien heutzutage im Schulalltag?
In der Johann-Comenius Schule in Pinneberg bei Hamburg ist die Pause gerade zu Ende. Die Schüler der 7d freuen sich auf den Deutsch-Unterricht. Denn gleich geht’s ab ins Internet:
"Wir haben so kleine Netbooks, die wir auch mit in unsere Klasse nehmen, also wir müssen in keinen Computer-Raum laufen oder so, es ist sehr mobil."
Auf dem Stundenplan steht ein Jugendbuch, in dem es um einen 14-jährigen Jungen in New York geht. Deutsch- und Weltkundelehrer Michael Maaß ist zugleich der IT-Beauftragte der Schule. Er nutzt die digitalen Medien oft und gerne:
"Ein Einsatz ist da, dass die Schüler Handlungsorte untersuchen per Google Street View. Die bewegen sich also in die Straßen von New York, können also sehen, wo lebt dieser Junge, wie sieht das da aus und können so eben auch selber interpretieren, wie ist die soziale Lage da, das ist spannend."
Auf die virtuelle Spurensuche machen sich auch Stine, 12, und Milian, 13 Jahre alt:
"Ich find's eigentlich sehr gut. Da muss man nicht gleich hinreisen, um das anzusehen. Ich finde das irgendwie interessanter, weil das nicht so langweilig ist, wenn der Lehrer vorne was erzählt und man irgendwie so schriftlich was machen muss."
Egal ob die Schüler kreative Aufgaben in kleinen Gruppen bearbeiten oder einzeln im Internet recherchieren – die digitalen Medien ermöglichen neue Formen des selbständigen Lernens. Der Lehrer ist dabei nicht mehr frontaler Wissensvermittler, sondern eher Berater und Moderator:
"Man kann dann nämlich plötzlich Zeit gewinnen, sich Einzelnen zu widmen und denjenigen, die konkret Schwierigkeiten haben, auf die Sprünge zu helfen, während die anderen selbständig arbeiten. Da ändert sich eine ganze Menge."
Die Gemeinschaftsschule in Pinneberg verfügt über einen Computer-Raum mit 15 vernetzten und fest installierten PCs sowie rund 30 mobile Note- und Netbooks. Doch von dem Angebot machen nur zehn der 70 Lehrer Gebrauch:
"Ich glaube, die Ausstattung an deutschen Schulen ist gar nicht so schlecht. Viele Länder haben inzwischen auch investiert in Smartboards, in Laptops. Es gibt auch Laptop-Schulen."
Heidi Schelhowe beschäftigt sich an der Universität Bremen intensiv mit dem Thema Digitale Medien in der Bildung:
"Das entscheidende Problem ist nach wie vor die Integration im Unterricht. Wir haben in der Lehrerausbildung und in der Lehrerweiterbildung nach wie vor Defizite in dem Bereich."
Viele Lehrkräfte benutzen den Computer zwar zuhause für die Unterrichtsvorbereitung, fühlen sich aber nicht sicher genug im Umgang mit der Technik, um sie auch im Klassenraum anzuwenden. Und befürchten, dass ihre Schüler besser sind als sie. Hinzu kommen grundlegende Vorbehalte:
"Es gibt alarmierende Studien darüber, dass auch die Lehramtsstudierenden, also sehr junge Studierende, ein sehr negatives Verhältnis zu den Medien haben. Das heißt, sie haben nach wie vor die Vorstellung vom guten Buch und schlechtem Medium. Sie scheinen auch aus Elternhäusern zu kommen vermehrt, die so eine bewahrpädagogische Haltung eher haben."
Für Heidi Schelhowe steht außer Frage, dass sich die Schule verstärkt den digitalen Medien widmen muss. Nicht nur, um per Mausklick Lerninhalte zu vermitteln. Sondern um die jungen User zu befähigen, verantwortlich damit umzugehen. Denn über 90 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren haben zuhause Zugang zum Internet und verbringen im Durchschnitt täglich mehr als zwei Stunden vor dem Computer-Bildschirm:
"Ich muss wissen, wie ich Informationen finde, ich muss zum Beispiel auch ein gewisses Verständnis dafür haben, was liefert mir Google eigentlich, wenn ich die ersten zehn Treffer mir angucke und wie kommt das zustande, dass diese Treffer an den ersten zehn Stellen stehen?"
Doch das Thema Medienkompetenz steht noch viel zu selten auf dem Stundenplan. Nicht nur in Pinneberg. Dort plant Michael Maaß gerade einen Projekttag zur Sicherheit im Internet:
"Wo es vornehmlich darum geht, was passiert mit meinen Daten? Stichwort Schüler-VZ, Facebook usw. Wir werden uns da die AGB von Facebook mal angucken und da wird manchen Schülern klar werden, was sie da eigentlich tun."
Für den IT-Beauftragten der Gemeinschaftsschule ist das größte Problem die Störanfälligkeit der Technik. Da der Schulträger kein Geld für die Wartung der Geräte zur Verfügung stellt, werden anfallende Reparaturarbeiten von technikbegeisterten Schülern durchgeführt. Und Neuanschaffungen müssen aus dem normalen Sachmittel-Etat finanziert werden. Kein Wunder, dass sich Michael Maaß mehr Unterstützung wünscht:
"Absolut wichtig finde ich, dass das Thema digitale Medien von den Entscheidern, also Geldgebern, Lehrplan-Machern, der Bildungspolitik so ernst genommen wird, wie sein gesellschaftlicher Stellenwert inzwischen ist. Ich finde, dass es da eine unheimliche Diskrepanz noch gibt zwischen Schule und gesellschaftlicher Realität und das kostet einfach Geld und das ist das Grundproblem, das wir haben in der Bildung."
"Wir haben so kleine Netbooks, die wir auch mit in unsere Klasse nehmen, also wir müssen in keinen Computer-Raum laufen oder so, es ist sehr mobil."
Auf dem Stundenplan steht ein Jugendbuch, in dem es um einen 14-jährigen Jungen in New York geht. Deutsch- und Weltkundelehrer Michael Maaß ist zugleich der IT-Beauftragte der Schule. Er nutzt die digitalen Medien oft und gerne:
"Ein Einsatz ist da, dass die Schüler Handlungsorte untersuchen per Google Street View. Die bewegen sich also in die Straßen von New York, können also sehen, wo lebt dieser Junge, wie sieht das da aus und können so eben auch selber interpretieren, wie ist die soziale Lage da, das ist spannend."
Auf die virtuelle Spurensuche machen sich auch Stine, 12, und Milian, 13 Jahre alt:
"Ich find's eigentlich sehr gut. Da muss man nicht gleich hinreisen, um das anzusehen. Ich finde das irgendwie interessanter, weil das nicht so langweilig ist, wenn der Lehrer vorne was erzählt und man irgendwie so schriftlich was machen muss."
Egal ob die Schüler kreative Aufgaben in kleinen Gruppen bearbeiten oder einzeln im Internet recherchieren – die digitalen Medien ermöglichen neue Formen des selbständigen Lernens. Der Lehrer ist dabei nicht mehr frontaler Wissensvermittler, sondern eher Berater und Moderator:
"Man kann dann nämlich plötzlich Zeit gewinnen, sich Einzelnen zu widmen und denjenigen, die konkret Schwierigkeiten haben, auf die Sprünge zu helfen, während die anderen selbständig arbeiten. Da ändert sich eine ganze Menge."
Die Gemeinschaftsschule in Pinneberg verfügt über einen Computer-Raum mit 15 vernetzten und fest installierten PCs sowie rund 30 mobile Note- und Netbooks. Doch von dem Angebot machen nur zehn der 70 Lehrer Gebrauch:
"Ich glaube, die Ausstattung an deutschen Schulen ist gar nicht so schlecht. Viele Länder haben inzwischen auch investiert in Smartboards, in Laptops. Es gibt auch Laptop-Schulen."
Heidi Schelhowe beschäftigt sich an der Universität Bremen intensiv mit dem Thema Digitale Medien in der Bildung:
"Das entscheidende Problem ist nach wie vor die Integration im Unterricht. Wir haben in der Lehrerausbildung und in der Lehrerweiterbildung nach wie vor Defizite in dem Bereich."
Viele Lehrkräfte benutzen den Computer zwar zuhause für die Unterrichtsvorbereitung, fühlen sich aber nicht sicher genug im Umgang mit der Technik, um sie auch im Klassenraum anzuwenden. Und befürchten, dass ihre Schüler besser sind als sie. Hinzu kommen grundlegende Vorbehalte:
"Es gibt alarmierende Studien darüber, dass auch die Lehramtsstudierenden, also sehr junge Studierende, ein sehr negatives Verhältnis zu den Medien haben. Das heißt, sie haben nach wie vor die Vorstellung vom guten Buch und schlechtem Medium. Sie scheinen auch aus Elternhäusern zu kommen vermehrt, die so eine bewahrpädagogische Haltung eher haben."
Für Heidi Schelhowe steht außer Frage, dass sich die Schule verstärkt den digitalen Medien widmen muss. Nicht nur, um per Mausklick Lerninhalte zu vermitteln. Sondern um die jungen User zu befähigen, verantwortlich damit umzugehen. Denn über 90 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren haben zuhause Zugang zum Internet und verbringen im Durchschnitt täglich mehr als zwei Stunden vor dem Computer-Bildschirm:
"Ich muss wissen, wie ich Informationen finde, ich muss zum Beispiel auch ein gewisses Verständnis dafür haben, was liefert mir Google eigentlich, wenn ich die ersten zehn Treffer mir angucke und wie kommt das zustande, dass diese Treffer an den ersten zehn Stellen stehen?"
Doch das Thema Medienkompetenz steht noch viel zu selten auf dem Stundenplan. Nicht nur in Pinneberg. Dort plant Michael Maaß gerade einen Projekttag zur Sicherheit im Internet:
"Wo es vornehmlich darum geht, was passiert mit meinen Daten? Stichwort Schüler-VZ, Facebook usw. Wir werden uns da die AGB von Facebook mal angucken und da wird manchen Schülern klar werden, was sie da eigentlich tun."
Für den IT-Beauftragten der Gemeinschaftsschule ist das größte Problem die Störanfälligkeit der Technik. Da der Schulträger kein Geld für die Wartung der Geräte zur Verfügung stellt, werden anfallende Reparaturarbeiten von technikbegeisterten Schülern durchgeführt. Und Neuanschaffungen müssen aus dem normalen Sachmittel-Etat finanziert werden. Kein Wunder, dass sich Michael Maaß mehr Unterstützung wünscht:
"Absolut wichtig finde ich, dass das Thema digitale Medien von den Entscheidern, also Geldgebern, Lehrplan-Machern, der Bildungspolitik so ernst genommen wird, wie sein gesellschaftlicher Stellenwert inzwischen ist. Ich finde, dass es da eine unheimliche Diskrepanz noch gibt zwischen Schule und gesellschaftlicher Realität und das kostet einfach Geld und das ist das Grundproblem, das wir haben in der Bildung."