Christa Baumberger/Nicola Behrmann: Emmy Hennings Dada
Verlag Scheidegger und Spiess, Zürich 2015
239 Seiten, 48 Euro
"Ein ganz radikaler Mensch am Rande der Existenz"
Die Kabarettistin Emmy Hennings (1885 - 1948) gehörte zu den zentralen Figuren des Dadaismus und des Züricher Cabaret Voltaire. Von der Literaturgeschichte sei sie allerdings "beseite geschoben" worden, sagt die Germanistin Nicola Behrmann.
Unter den Bohemiens, Intellektuellen und Revolutionären, die sich während und nach dem Ersten Weltkrieg in Zürich niederließen, gehörte auch die Kabarettistin und Schriftstellerin Emmy Hennings. Gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Hugo Ball eröffnete sie 1916 das legendäre Cabaret Voltaire in der Spiegelgasse, das zum Zentrum der Dada-Bewegung wurde.
Star des Cabaret Voltaire - ständig am Abgrund stehend
Emmy Hennings sei der Star des Cabaret Voltaire gewesen, sagt die Germanistin Nicola Behrmann von der Rutgers University in New Jersey. Allerdings habe Emmy Hennings nicht den Bekanntheitsgrad von Kolleginnen wie Claire Waldorf erreicht. "Sie war Schauspielerin am Wandertheater, sie hat in Varietés getanzt, in großen Vergnügungsetablissements, in kleinen literarischen Kabaretts der Expressionisten. Das heißt, sie war professionell, aber doch wirklich auf Bühnen zu Hause, wo die Bühne und das Leben quasi ganz dicht beieinander sind."
Auch sei Hennings im Gefängnis und zeitweise drogensüchtig gewesen, so Behrmann: "Ein verschwiegener Mittelpunkt und ein ganz radikaler Mensch im Grunde am Rande der Existenz, eine Randexistenz, also quasi an einer Grenze, ständig an einer Art Abgrund stehend, die etwas durchgemacht hat und etwas da auf die Bühne brachte, was die ganzen Kollegen so nie erfahren hatten, trotz des allgemeinen Gefühls natürlich von Haltlosigkeit."