Corona in Dänemark
Freiheiten trotz hoher Inzidenzen: In Dänemark enden die Coronamaßnahmen. © Getty Images / Alexander Spatari
Die entspannteren Nachbarn
08:04 Minuten
Dänemark hebt ab 1. Februar trotz hoher Inzidenzen fast alle Corona-Regeln auf. Die Dänen seien in der Pandemie weniger verängstigt als die Deutschen, sagt Soziologe Merlin Schaeffer von der Uni Kopenhagen. Dort gebe es "starkes Systemvertrauen".
Dänemark hebt ab 1. Februar trotz hoher Inzidenzen fast alle Corona-Regeln auf. Die Dänen seien in der Pandemie weniger verängstigt als die Deutschen, sagt Soziologe Merlin Schaeffer.
Wie in Deutschland steigen die Corona-Zahlen in Dänemark weiter rasant. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 5000. Trotzdem hat Ministerpräsidentin Mette Frederiksen angekündigt, nahezu alle Einschränkungen zum 1. Februar aufzuheben. Wie kann das skandinavische Land so viel entspannter mit der Pandemie umgehen als Deutschland?
"Gut durch die Pandemie geschifft"
Die Menschen in Dänemark seien insgesamt etwas zuversichtlicher und weniger verängstigt, sagt der Soziologe Merlin Schaeffer von der Universität Kopenhagen. Dafür gebe es gute Gründe. Zum einen habe die Regierung das Land "gut durch die Pandemie geschifft", mit einer der geringsten Übersterblichkeiten weltweit.
Gleichzeitig stehe das Land wirtschaftlich gut da und habe außerdem seine Corona-Politik sehr transparent kommuniziert. Schaeffer: "Alles in allem ist der Kurs wahrscheinlich akzeptierter und daher die Impfquote auch höher."
Bessere digitale Datenerfassung
Ein wichtiger Grund sei aber auch die bessere digitale Datenerfassung, so Schaeffer. "Die dänische Regierung hat von Anfang an viel Wert darauf gelegt, dass sehr viel getestet wird und dass das auch sehr akkurat vonseiten des Staates erfasst wird. Und dadurch hatte die Regierung immer ein sehr aktuelles Bild."
So habe das Land die Corona-Maßnahmen auch punktuell lockern können. Insgesamt habe Dänemark hier einen großen Vorteil gegenüber Deutschland, wo man eine staatliche Datenerfassung sehr viel kritischer sehe.
Mehr Systemvertrauen als in Deutschland
Der entspanntere Umgang mit der Pandemie habe aber nicht nur mit mehr Optimismus und einer besseren Datengrundlage zu tun, sagt der Soziologe. "Es geht auch um starkes Systemvertrauen. Das ist nicht nur ein naives Vertrauen in die Regierung, sondern wirklich in das Gesamtsystem."
Dänemark habe mehr von diesem sozialen Kapital als Deutschland, auch aus historischen Gründen. "Es ist klar, wenn eine Stasi die Menschen jahrzehntelang so ausspioniert, dann kann man nicht das gleiche Systemvertrauen haben."
(ckü)