Wie "Borgen" die Politik Dänemarks verändert hat
Intrigen, Macht und Medien: Das Polit-TV-Drama "Borgen" war von der Realität inspiriert und in Dänemark ein Quotenhit. Einige der Themen der fiktiven Serie wurden dann tatsächlich von der realen dänischen Politik aufgegriffen.
Ich bin auf dem Weg zum Büro von Roger Buch – er ist einer der Medien- und Politikexperten in Dänemark. Wir werden über die Fernsehserie "Borgen" sprechen.
Die Serie spielt in Christiansborg, dem Regierungssitz Dänemarks. Es geht um die Premierministerin Brigitte Nyborg, die der fiktiven Partei der Moderaten vorsteht. Es geht um Intrigen zwischen den Parteien, um falsche Parteifreunde, die Verstrickung mit den Medien und um private Probleme.
Parallelen zur politischen Realität
Roger Buch: "Es war eine große Überraschung, wie gut 'Borgen' in Dänemark ankam. Ein gewaltiger Erfolg! Ich meine, 'Borgen' handelt von Politik und die Leute sind absolut ermüdet, was das angeht. Es gab eine Millionen Zuschauer. Das heißt, jeder vierte erwachsene Däne saß vor dem Fernseher! Auch die Kritiken waren wirklich gut.
In der Serie haben wir eine weibliche Premierministerin. Genau wie in der Realität. Das ist etwas Ungewöhnliches, denn es gibt ja nicht viele Staatsführerinnen auf der Welt. Also das ist schon mal ein Zeichen dafür, dass die Serie eine dänische Realität wiedergibt. Aber auch all die Kämpfe, die Entwicklungen, die Intrigen sind sehr nahe am politischen Leben Dänemarks. In den Charakteren gibt es ja auch viele Parallelen zu amtierenden Politikern."
Die Partei von Brigitte Nyborg erinnert an die linksliberale Radikale Venstre. Und der fiktiven Arbeiterpartei stehen die Sozialdemokraten gegenüber. Das Schreckgespenst von rechts-außen, der Politiker Sven Aage Saltum, hat deutliche Parallelen zu einem bekannten dänischen Rechtspopulisten.
Hast Du ein paar konkrete Beispiele dafür, wie die Serie Einfluss auf die Politik in Dänemark hatte?
Die reale Politik greift Themen der Serie auf
Roger Buch: "In der vierten und fünften Folge der zweiten Staffel werden Themen angesprochen, die später von Politikern auf die Tagesordnung gesetzt wurden. Einmal ging es um Tierethik. Darum, dass man Schweinen Medikamente gibt. Das kann ja für die Gesundheit der Menschen schlechte Konsequenzen haben. Und das andere Mal ging es um Prostitution. Sollte man sie verbieten und kriminalisieren?
Es ist doch logisch, dass 'Borgen' durch die Realität inspiriert worden ist. Aber was wirklich überraschend war, ist dass es umgekehrt genauso funktioniert hat. Dass Politiker inspiriert worden sind, welche Themen sie in den Fokus nehmen wollen. Das Ganze resultierte in einer Debatte über die Ideenlosigkeit der Politik. Sind unsere Politiker wirklich so einfach gestrickt, dass sie sich von Fernsehserien ihre Themen abgucken müssen?"
Ist die ganze Serie ein guter Einblick in die Realität? Ich meine dieses toxische Dreieck von Politik, Fiktion und Journalismus.
Roger Buch: "Es ist gut, all das in der Serie zu zeigen. Vor allem, wie Politiker denken. Wir sehen im Detail, wie es funktionieren kann. Wenn man 'Borgen' guckt, bekommt man schon eine ungefähre Idee des echten politischen Alltags."