"Tatort: Die Musik stirbt zuletzt"
am 5.8.2018 um 20:15 im Ersten
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"Ein gelungenes Experiment"
90 Minuten und nur eine Kamera-Einstellung: Dani Levy hat mit "Die Musik stirbt zuletzt" einen Echtzeit-"Tatort" gedreht. Hat sich der logistische Aufwand gelohnt? "Tatort"-Experte Matthias Dell weiß Näheres.
Der erste "Tatort" nach der Sommerpause, "Die Musik stirbt zuletzt", kommt aus der Schweiz und spielt in Luzern. Regie führte Dani Levy. Das Besondere: Es handelt sich bei diesem TV-Experiment um einen in Echtzeit gedrehten Krimi, der also in nur einer einzigen Einstellung entstanden ist - keine Rückblenden oder Parallelhandlungen, gedreht an einem Stück. Nur wenige Regisseure haben sich bislang an diese Herausforderung gewagt, einen Film an einem Stück zu drehen. Zuletzt etwa mit Preisen und Anerkennung gewürdigt: Sebastian Schippers "Victoria" aus dem Jahr 2015.
Doch worum geht es in der "Tatort"-Folge "Die Musik stirbt zuletzt"? "Tatort"-Experte Matthias Dell erklärt: Während eines Konzerts des Jewish Chamber Orchestra im Kongresszentrum Luzern kommt es zu einem Anschlag auf den Klarinettisten. Mit dieser Veranstaltung soll der im Konzentrationslager umgekommenen Juden gedacht werden, wobei das Publikum eine Art Querschnitt der High Society ist. Insbesondere der mitorganisierende Mäzen Walter Loving steht dabei in der Kritik. Loving hatte zur Zeit des Dritten Reichs zahlreichen Juden das Leben gerettet, allerdings damit auch viel Geld verdient.
Nervosität und Anspannung überträgt sich auf das Publikum
Nach Dells Einschätzung ist dies ein "unheimlich großer Aufwand, so zu drehen, dass alles im richtigen Moment vor der Kamera steht": "So einiges von dieser Nervosität und dieser Anspannung überträgt sich natürlich auch auf das Publikum: Man schaut den Film darauf hin, ob nicht wirklich etwas schief geht, ob nicht getrickst wird, oder ob irgendwo geschnitten wird, oder wie Dani Levy Situationen löst, wo der Schnitt normalerweise helfen würde."
Besonders lobt Dell daher auch Filip Zumbrunn, den Kameramann dieser "Tatort"-Episode.
Hier kann nicht einfach noch einmal angefangen werden
Dells Fazit? Ein Lob mit Einschränkungen: "Grundsätzlich ist das auf jeden Fall ein sehr gelungenes Experiment, denn es ist ja immer schön, wenn aus dieser Tatort-Routine, die wichtig ist, auch 'mal 'was 'rausfällt, und ich finde, vor allem hilft es den Schauspielern. Es befreit sie davon, Texte aufzusagen in diesen Szenen, die man so kennt, dass also dann Leute noch einmal etwas zusammenfassen, wo ganz klar ist: Das wird jetzt dem Zuschauer gesagt, damit er ungefähr weiß, worum es geht und damit dann auch die nicht so gut erzählten Sachen noch 'mal aufgefangen werden können. Das aber gibt es hier nicht und die Schauspieler spielen besser."