Daniel Barenboim tritt zurück
Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. Im vergangenen Jahr musste er bereits viele Auftritte aus Gesundheitsgründen absagen. © picture alliance / First Look / picturedesk.com / Roman Zach-Kiesling
„Er wird Musik machen, solange er atmet“
07:25 Minuten
Stardirigent Daniel Barenboim hat seinen Rücktritt angekündigt – als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper zum Ende des Monats. Als Musiker mache er weiter, betont Journalistin Eleonore Büning. Doch der Verlust fürs Haus wiege schwer.
Daniel Barenboim tritt zum Ende des Monats als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. „Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird“, schreibt der Stardirigent in einer persönlichen Erklärung. Sein Gesundheitszustand habe sich im vergangenen Jahr „deutlich verschlechtert“.
Schon Anfang Oktober hatte Barenboim angekündigt, er müsse sich auf sein körperliches Wohlbefinden konzentrieren. Bei ihm sei eine „schwere neurologische Erkrankung“ diagnostiziert worden. Zahlreiche Auftritte mussten ausfallen. Erst vor wenigen Tagen kehrte er zum Silvesterkonzert der Staatsoper ans Dirigentenpult zurück.
"Unzählige Dirigate" abgesagt
Es sei „typisch Barenboim“, dass er nun seinen Rücktritt bekannt gebe, während er gerade ein Comeback habe, sagt Eleonore Büning. Die Klassikexpertin war gut 20 Jahre Kritikerin der „FAZ“ und ist mit Barenboim gut bekannt.
Am Abend seiner Rücktrittserklärung dirigiert Barenboim die Berliner Philharmoniker. Auf dem Programm: Brahms und Schumann. Deutschlandfunk Kultur überträgt das Konzert.
Wegen der zahlreichen Absagen im vergangenen Jahr gab es bereits zahlreiche Spekulationen, ob Barenboim überhaupt ans Pult zurückkehren könne. „Er selbst will das Heft in der Hand halten“, so Büning.
Der Stardirigent mache in seiner Erklärung deutlich, dass er zwar als Generalmusikdirektor der Staatsoper zurücktritt und damit also die administrativen Verpflichtungen im Interesse des Hauses abgibt. „Aber er hört natürlich nicht auf zu musizieren. Er wird auch weiterhin die Staatskapelle dirigieren. Und er wird Musik machen, solange er atmet.“
Für eine Würdigung ist es zu früh
Doch auch so sei der Rücktritt ein Verlust für die Staatsoper, erklärt Eleonore Büning. Seit 1992 wirkt er dort – seine Amtszeit zählt zu den längsten in der Geschichte des Hauses. Schon früher habe Büning gesagt: „Aus Daniel Barenboim könnte man locker zwei große Dirigenten machen, weil er so ein wahnsinniger Workaholic ist und 24 Stunden im Dienst.“
Für einen künstlerischen Nachruf zu Lebzeiten ist es indessen zu früh, findet Büning: „Der Mann ist noch quicklebendig, und er macht noch Musik.“
(abr mit dpa)