Die komplette Sendung mit Peter Huth, Chefredakteur der "Welt am Sonntag", hören Sie hier:
Audio Player
"Die Grünen dürfen sich nicht verweigern"
Hat Jamaika eine Chance? Oder werden CDU/CSU, FDP und Grüne sich sofort in die Haare kriegen? Der Grüne Daniel Cohn-Bendit sieht es pragmatisch: Gäbe es jetzt Neuwahlen, würden die Grünen untergehen, glaubt er. Und für den Journalisten Peter Huth kann Jamaika gar ein progressiver Neuanfang sein.
Für den ehemaligen Grünen-Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit gibt es derzeit keine andere Lösung für seine Partei, als sich auf eine Jamaika-Koalition einzulassen. Er habe "das ganze Blabla" satt.
"Wenn die Grünen sich verweigern und es gibt jetzt Neuwahlen, bleiben die Grünen vermutlich vor den fünf Prozent stehen. Bei jedem, der sich jetzt verweigert, werden die Leute sagen: Dafür haben wir euch nicht gewählt!"
Cohn-Bendit hält die Unterschiede und Schwierigkeiten speziell zwischen Grünen und CSU in einem Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen nicht für unüberbrückbar. Beispiel Streit um Verbrennungs- und Dieselmotoren: Es müsse nur gelingen, die gesamte Auto-Industrie zu überzeugen, dass dies ein Auslaufmodell sei und dass die ausländische Konkurrenz Deutschland bald haushoch überlegen sein werde. Dann werde auch die CSU nicht länger auf ihrer ablehnenden Position beharren.
Kein unüberbrückbaren Gegensätze
Auf die Frage, ob die Liberalisierung der CDU hin zur Mitte den hohen Preis - das Erstarken der AfD - wert sei, sagte Cohn-Bendit:
"Ja, die AfD ist das Ende der 'Ausnahme Deutschland'. Denn die AfD gibt es schon in ganz Europa." In nahezu allen Ländern gebe es reaktionäre, rassistische, sogar faschistische Strömungen - egal, wie gut oder prekär die Wirtschaftslage sei. Der allgemeinen Panikmacherei erteilte Cohn-Bendit ein klare Absage:
"Jetzt hören wir doch mal auf!" Immerhin hätten über 87 Prozent die AfD nicht gewählt. "Wenn wir Politik für alle machen, wird das auch wieder zurückgehen mit der AfD. Die AfD ist nicht das Volk."
Auch unser heutiger Gast, der "Welt am Sonntag"-Chefredakteur Peter Huth, hält eine Jamaika-Koalition für realistisch - und erhofft sich davon sogar "etwas Progressives und inhaltlich Neues".
Wenn man die Jamaika-Koalition allerdings halbherzig angehe, könne der Versuch auch scheitern und schon nach zwei Jahren zu Neuwahlen führen. "Aber jetzt darf es keine Neuwahlen geben."