"Er hat etwas riskiert"
Der verstorbene französische Philosoph André Glucksmann hat sich nie in eine Schablone pressen lassen: Zunächst Maoist, unterstützte er später kurzzeitig Nicolas Sarkozy. "Er ist nie stehen geblieben", sagt sein Weggefährte Daniel Cohn-Bendit. Auch wenn er sich dadurch oft unbeliebt gemacht habe.
Viele haben André Glucksmann übel genommen, dass er, der ehemalige Maoist, auf seine alten Tage Nicolas Sarkozy seine Stimme gegeben hat. Der französische Philosoph, der am 10. November im Alter von 78 Jahren gestorben ist, polarisierte und nahm Haltungen ein, die für viele Linke zum Teil indiskutabel waren: Er sprach sich für den Irakkrieg aus und erklärte die von Tschetschenen verübten Attentate zum antitotalitären Widerstand.
Sein Weggefährte Daniel Cohn-Bendit, ehemaliger EU-Abgeordneter der Grünen, sagte im Deutschlandradio Kultur: Als Glucksmann 2007 Sarkozy seine Stimme gegeben habe, sei dies nicht Ausdruck eines Alterskonservatismus gewesen:
"Er hat in Nicolas Sarkozy einen gesehen, der vielleicht durch seine Energie eher in der Lage sein würde, eine Krankheit der französischen Gesellschaft, nämlich die Arbeitslosigkeit, wirklich zu bekämpfen. Und eine neue Dynamik in der französischen Gesellschaft zu initiieren."
Als Sarkozy jedoch die 68er und auch ihn, Cohn-Bendit, stark angegriffen habe, habe Glucksmann darauf reagiert und zusammen mit seinem Sohn eine Art Erklärbuch der 68er-Bewegung geschrieben und auch ihn und sein Tun darin verteidigt.
"Er ist nicht stehen geblieben.Sondern er hat etwas riskiert: Er hat geglaubt, Sarkozy könnte es bringen. Und als Sarkozy sich Putin angenähert hat, hat er sich gegen Sarkozy gewendet."
In seinen letzten Lebensjahren habe die Öffentlichkeit Glucksmann dann auch wegen seines Eintretens für den Irak-Krieg beiseite geschoben, sagte Cohn-Bendit. Als er Glucksmann zuletzt gesehen habe, sei es bereits sehr still um ihn gewesen. Er sei bereits sehr krank und schwach gewesen.