Flüchtlinge in unsere Häuser
Für Flüchtlinge müssen keine neuen Wohnungen gebaut werden, schreibt der Architektur-Verleger und Blogger Daniel Fuhrhop. Neubauten würden die Integration sogar erschweren. In "Willkommensstadt" beschreibt er, wie es besser geht.
Die Mieten steigen, die Wohnungsnot wächst – und jetzt drängen auch noch hunderttausende Flüchtlinge in die Großstädte. Wie sollen unsere Städte das verkraften? Der Architektur-Verleger und Blogger Daniel Fuhrhop ist bekannt für ungewöhnliche, radikale Ansätze. Im vergangenen Sommer forderte er in seinem Buch "Verbietet das Bauen!" einen Baustopp und behauptete, es gebe in Deutschland genügend Wohnraum. Statt immer weitere Neubausiedlungen zu entwickeln, sollten wir lieber in leerstehende Altbauten investieren, und uns selbstkritisch fragen: Müssen wirklich so viele von uns ganz alleine in allzu großzügigen Wohnungen und Häusern leben?
Flüchtlinge "in unsere Gebäude integrieren"
Dieselben Fragen stellt Fuhrhop auch in seinem neuen Buch "Willkommensstadt". Mittlerweile sind mehr als eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet und suchen Wohnraum. Trotzdem argumentiert Fuhrhop noch immer gegen Neubausiedlungen. Er konstatiert:
"In Deutschland leben mehr als 600.000 Menschen alleine in sechs oder mehr Räumen."
Viele von ihnen, vermutet Fuhrhop, hätten das nicht bewusst geplant, sondern es habe sich so ergeben.
"Wenn von denen einige hunderttausend Menschen jeweils ein, zwei oder drei Räume freiräumen würden, dann könnten wir alleine damit die ganze Unterkunftsfrage für Flüchtlinge lösen."
Neubauten für Flüchtlinge seien nicht nur teuer, sondern unnötig und verhinderten die Integration. Wenn sie sich in die deutsche Gesellschaft integrieren sollten, meint Fuhrhop, dann sollten wir sie auch "in unsere Gebäude integrieren".
Leerstehenden Wohnraum auf dem Land nutzen
Deshalb empfiehlt er, Flüchtlingsfamilien nicht geballt unterzubringen, sondern in den Wohngebieten der Städte zu verteilen. Und im ganzen Land: Er befürworte es durchaus, Flüchtlingen einen Wohnort zuzuweisen, auch kleine Orte auf dem Land:
"Ich halte es für sehr sinnvoll, durch eine Wohnort-Zuweisung dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr nach Hamburg oder Berlin kommen, nicht unangemessen viele."
Besser sei es zu berücksichtigen, wo auf dem Land Wohnraum leer stehe. Und er fordert die Kommunen auf, gegenüber Eigentümern von leerstehenden Immobilien härter aufzutreten und sie "mit Zuckerbrot und Peitsche zu überzeugen", die Wohnungen instand zusetzen und zu vermieten.
In dem Buch "Willkommensstadt" verbindet Fuhrhop viele Einzelbeispiele des gelungenen Zusammenlebens mit Zahlen und Fakten. Seine Botschaft ist durchweg optimistisch. Und mit dem Kanzlerinnen-Satz "Wir schaffen das" will er sich nicht zufrieden geben. Seinen Anspruch formuliert er in dieser Kapitelüberschrift: "Wir schaffen das besser."