Daniel Kehlmann schreibt Serie
Daniel Kehlmann gab als Überraschungsgast in der Sendung "Der Tag mit..." Einblicke in seine Verehrung für J.R.R. Tolkien und dessen "Herr der Ringe". Die Amazon-Serie "Die Ringe der Macht" hält er für "faszinierenden Mist". © imago / SKATA
Was Tolkien mit Kafka verbindet
12:01 Minuten
Daniel Kehlmann arbeitet für die ARD an einer Serie über Kafka. Das kleine Budget mache kreativ. Sein Gegenbeispiel: "Die Ringe der Macht" nach Tolkien bei Amazon. Zwischen Tolkien und Kafka sieht der Autor indes Parallelen: sprechende Tiere.
Das Jahr 2024 wird ein großes Gedenkjahr: Der 100. Todestag von Franz Kafka wird begangen. Aus diesem Anlass wollen ARD und ORF eine Miniserie über das Leben des weltweit meistgelesenen Schriftstellers deutscher Sprache zeigen. Die Drehbücher schreiben Bestsellerautor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") und Regisseur David Schalko auf Basis der dreibändigen Kafka-Biografie von Reiner Stach.
Die Rollen sind nach Angaben des NDR prominent besetzt: Joel Basman wird in der Hauptrolle zu sehen sein, Daniel Brühl als Kafkas Freund Max Brod und Nicholas Ofczarek als Kafkas Vater. Die Rolle der Milena Jesenská übernimmt Liv Lisa Fries ("Babylon Berlin"). Die Dreharbeiten sind für Frühjahr 2023 geplant.
Die Mini-Serie handelt laut NDR "nicht nur von Kafkas schwierigem Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater, seinen faszinierenden Liebesbeziehungen mit Felice Bauer, Milena Jesenská und Dora Diamant, sondern auch von seiner engen Freundschaft zu Max Brod, der seinen todkranken Freund am Ende verriet und ihm damit zugleich den Weltruhm sicherte".
Für die Serie gebe es "elend wenig Budget", sagt Drehbuchautor Daniel Kehlmann. Doch beschweren wolle er sich nicht darüber, wie er betont. "Im Gegenteil: Ich finde, das ist gut, das ist hilfreich, dass man wirklich bei allem überlegen muss, wie man das machen kann, ohne dass es ausufert oder teuer wird, gerade bei Kafka, der jedem Prunk so abhold war."
Der Fluch des großen Geldes bei Serien
Denn eine Beobachtung hat Kehlmann zur Qualität von Serien gemacht: "Es scheint fast einen Fluch des großen Geldes zu geben." Bestes Beispiel dafür ist seiner Meinung nach die teuerste Serie aller Zeiten: "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" nach J. R. R. Tolkien, die Amazon herausgebracht hat. Diese sei ein "in jeder Hinsicht faszinierender Mist", findet er: "Eine Milliarde ist dafür ausgegeben worden – und wenn man dann das Resultat sieht, kann man es ja kaum glauben."
Kehlmann ist vor allem über die Handlungsarmut empört: "Man denkt schon, das ist ein Avantgarde-Kunstprojekt, wie wenig Handlung kann man in eine Tolkien-Geschichte stecken!"
Er sei ein begeisterter Verehrer von Tolkien und dem 'Herrn der Ringe. Es handle sich um ein "großes literarisches Werk des 20. Jahrhunderts“. Er habe es bisher sechs Mal gelesen. "Ich bin mir ziemlich sicher: Ich habe gar nichts anderes so oft gelesen."
Kafka und Tolkien: Fantasie für seltsame Erfindungen
Zwischen Kafka und Tolkien sieht Kehlmann durchaus Gemeinsamkeiten. "Ja, natürlich, die Fantasie! Und nicht Fantasie im Allgemeinen, sondern die ganz konkrete Fantasie für seltsame Erfindungen."
Und noch etwas komme hinzu: "Beide haben erstaunlich viele sprechende Tiere." In Kafkas Kurzgeschichten sogar "jede Menge" - vom Affen in "Ein Bericht für eine Akademie" bis zur Maus in "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse".
(bth/dpa/NDR)