"Die größte Herausforderung war, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Tragödie des Holocaust und dem heutigen Licht von Amsterdam. Wie konnte ich Licht in die Vergangenheit bringen, um sie für die Zukunft relevant zu machen?" [AUDIO] , erklärt Daniel Libeskind das von ihm entworfene Monument. Durch zwei Ebenen ist ihm das gelungen – unten Backstein und Vergangenheit, oben Licht und Zukunft. Oder, wie es sein Auftraggeber, der 79 Jahre alte Initiator des Projekts, Jacques Grishaver, Vorsitzender des nationalen Auschwitz-Komittees, formuliert: "Unten ist das, was war: der Tod, die Vergangenheit. Oben ist das Leben. In den Spiegeln siehst du den Verkehr und den Wind, der durch die Baumwipfel weht. Weil das Leben ja weitergeht. Immer weitergeht!"
Mahnende Erinnerung auf 102.000 Steinen
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Nach vielen Jahren Streit wird nun in Amsterdam das von Daniel Libeskind entworfene Holocaust-Mahnmal eingeweiht. Der Rabbiner Edward van Voolen sieht darin auch einen Wandel in der niederländischen Gedenkkultur.
Nach jahrelangem juristischem Streit um ein neues Holocaust-Monument in Amsterdam ist es nun fertig. Morgen wird es offiziell eingeweiht. Entworfen hat es der Architekt Daniel Libeskind, der auch das Jüdische Museum in Berlin gebaut hat.
Erinnerung auch an eigene Familienmitglieder
Das Monument ist aus 102.000 Steinen zusammengesetzt. Dies entspricht der Zahl der Juden, die von den deutschen Besatzern und von Niederländern in der NS-Zeit ermordet wurden, sagt der Rabbiner Edward van Voolen. "Das sind 85 Prozent der damaligen jüdischen Bevölkerung."
Besonders bedeutend ist für ihn, dass auf jedem Stein Namen jüdischer Opfer stehen, aber auch die von Sinti und Roma. Auch die Namen einiger seiner ermordeten Familienmitglieder sind dort eingraviert.
"Es ist sehr wichtig, dass die Namen jetzt in der Öffentlichkeit stehen", sagt der frühere Kurator des jüdischen Museums von Amsterdam.
Wenn man aus der Luft auf das Mahnmal blicke, sei in hebräischer Schrift zu lesen: "Zur Erinnerung an Dich."
Überfälliges Monument
Für die langjährige Diskussion und den juristischen Streit um das Mahnmal und dessen Standort hat der Rabbiner wenig Verständnis. Das Monument sei natürlich konfrontierend, sagt er. Es sei in der Diskussion aber vor allem um das Fällen von Bäumen gegangen. Der jetzige Standort sei nun jedoch allgemein akzeptiert.
Schwierige Erinnerungsarbeit in den Niederlanden
Die Behörden in den Niederlanden hätten sich lange hinter dem Argument versteckt, dass doch Nazi-Deutschland verantwortlich gewesen sei, kritisiert der Rabbiner. Doch Historiker hätten ausreichend bewiesen, dass auch Niederländer geplündert, geraubt und deportiert hätten.
Van Voolen beobachtet hier einen Mentalitätswandel: "Die niederländische Regierung hat ihre Entschuldigung angeboten." Auch der König Willem-Alexander habe sich in verschiedenen Ansprachen zu diesem Thema klar geäußert.
In Berlin sehe er viele Stolpersteine und Orte des Gedenkens, sagt van Voolen. "Die Stadt erinnert an die schwierige Geschichte."
In den Niederlanden sei dies weniger ausgeprägt. Er begrüßt daher, dass sich hier etwas tut. Aber es sei auch etwas peinlich, dass es mit dem Mahnmal so lange gedauert habe.
Jüdisches Leben heute
Auch in den Niederlanden entwickele sich wieder neues jüdisches Leben, so der Rabbiner.
Rund 15.000 Juden lebten heute in Amsterdam, es existierten eine neue und eine renovierte Synagoge, ein jüdisches Museum in direkter Nachbarschaft des Holocaust-Mahnmals und ein Widerstandsmonument. Zudem sei ein Holocaust-Museum geplant.