Danis Tanovic über "Death in Sarajevo"

"Ich will, dass die Menschen in der Gegenwart leben"

Danis Tanovic im Gespräch mit Susanne Burg |
Der Film des Bosniers Danis Tanovic "Death in Sarajevo", der im Berlinale-Wettbewerb läuft, ist eine Satire auf politische Träume und Albträume. Tanovic möchte dazu beitragen, dass Bosnien, wo in den 90er-Jahren Krieg herrschte, ein glückliches Land wird. Doch dazu brauche einen Mentalitätswandel.
"An dem Tag, an dem wir die Geschichte den Historikern überlassen und anfangen, in die Zukunft zu schauen, wird Bosnien ein glückliches Land", sagt der bosnische Regisseur Danis Tanovic, dessen Film "Smrt u Sarajevu" ("Death in Sarajevo") im Wettbewerb der Berlinale läuft, im Deutschlandradio Kultur. Deshalb sei sein Ziel: "Ich will, dass die Menschen in der Gegenwart leben und ein wenig über die Zukunft reden."
Sein Film ist eine Satire auf politische Träume und Albträume. Er spielt in einem Hotel, aus dem am 100. Jahrestag des Attentats von 1914, das als Auslöser für den Ersten Weltkrieg gilt, ein Appell für Frieden und Verständigung gestartet werden soll. Doch die Angestellten, seit Monaten ohne Lohn, planen einen Streik. Das Hotel wird zur Bühne von Hoffnung, Gewalt und Tod. Sein Film steht auch im Zusammenhang mit der Geschichte Bosniens, wo zwischen 1992 und 1995 ein Krieg stattfand.
"Man sagt, Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben. In Bosnien gab es keine Gewinner. Jeder behauptet, er hätte irgendwie gewonnen und irgendwie verloren. Ein paar Kilometer Entfernung in Bosnien bedeutet, dass Kindern die gleiche Geschichte völlig anders beigebracht wird."

Balkan-Filme und Vergangenheitsbewältigung: Hören Sie hier auch ein Gespräch mit mit Bernd Buder, Programmdirektor des Festivals des osteuropäischen Films in Cottbus und Berater für die Berlinale-Sektion "Forum".
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