Musikalische Erleuchtungen
58:24 Minuten
Schon der Vater des berühmten Galileo Galilei vertonte Dante-Verse, in Mozarts Opern taucht Dante auf, auch bei Liszt und Berio. Wir bieten eine Reise durch die Welt der Dante-Vertonungen zum 700. Todestag des italienischen Dichters, der sehr musikversiert war.
Dante Alighieri ist zunächst aktiv in der Lokalpolitik. 1300 übernimmt der 35-Jährige einen Sitz im Gemeinderat seiner Heimatstadt Florenz. Er vertritt dort die papstfeindliche Partei - die wenig später unterliegt. 1302 wird ihm der Prozess gemacht.
Durch das Exil zur Dichtung
Dante muss sich neu erfinden. Er geht ins Exil und wird zum Dichter, der es mit den "größten Dichtern der Antike" aufnehmen will und kann.
Freund der Troubadoure
Dante hat ein sehr inniges Verhältnis zur Musik. Zu seinem Freundeskreis gehören u.a. die Musiker Pietro Casella, Lippo de‘ Bardi, Scochetto und der berühmte Lautenbauer Belaqua.
In der "Divina Commedia" erwähnt Dante die Troubadoure Arnaut Daniel, Betran de Born und den Dichter-Sänger Folquet de Marseille.
Musiktheorie als Teil des Quadriviums
Ob Dante selbst eine musikalische Ausbildung erhalten hat, er ein Instrument beherrscht, ist nicht überliefert. Aber die Forschung geht davon aus, dass er die Musik-Theorie als eine zum Quadrivium gehörende Wissenschaft gut kennt und auch die großen Musiktraktate von Boethius, Thomas von Aquin und Augustinus gelesen hat.
Eines der ersten gedruckten Bücher in Italien
Nach dem Tod des Dichters beginnt eine intensive Auseinandersetzung mit der "Commedia", der die Zeitgenossen den Beinamen "Göttliche" ("Divina") verleihen und die immer wieder vorgetragen, abgeschrieben, gedeutet, kommentiert und zusammengefasst wird.
Die "Commedia" wird 1472 in Venedig gedruckt und gehört damit zu den ersten Büchern, die in Italien durch Druck verbreitet wird.
Frühe italienische Vertonungen
Neben anderen Zeitgenossen vertont Vincenzo Galilei, der Vater des großen Gelehrten und Astronomen, Teile aus dem "Inferno". Leider ist diese Komposition nicht erhalten.
Eine Spur führt erstaunlicherweise zu Wolfgang Amadeus Mozart, zu seiner Oper "Le Nozze di Figaro". Hier hat Mozarts Librettist Lorenzo Da Ponte ein paar Zeilen Dante hineingeschmuggelt: in Cherubinos Ständchen aus dem 2. Akt "Voi che sapete, che cosa è amor".
Romantiker als Dante-Verehrer
Zu den großen Dante-Verehrern unter den Komponisten des 19. Jahrhunderts zählt Franz Liszt. Liszts Dichter-Idole sind Goethe, Victor Hugo und eben Dante. Alle drei beschwört er mit großen sinfonischen Werken, mit der Dante-Sonata und der großen Dante-Sinfonie. Erste Lektüre-Anregungen bekommt der junge Liszt wahrscheinlich in Paris, wo er 1832 den Schriftsteller Victor Hugo kennen und schätzen lernt.
Auch Peter Tschaikowsky ist Dante-Leser. So basiert seine Sinfonische Fantasie op. 32 " Francesca da Rimini" auf den 5. Gesang aus Dantes "Inferno" - auf jener berühmten Episode einer verbotenen Liebe.
Dante-Vertonungen im 20. Jahrhundert
Neben Berios "Laborintus II" stammt die vielleicht aufwendigste Dante-Hommage jüngster Zeit von Salvatore Sciarrino. Der gebürtige Sizilianer bekam 1988 von der Fernsehanstalt RAI den Auftrag, die Musik zu einer 104-teiligen Dante-TV-Reihe zu schreiben. Daraus entstand sein Werk "Sui poemi concentrici".