Streit um das polnische Geschichtsbild
Die PiS-Regierung Polens hat führende Köpfe des Danziger Weltkriegsmuseums ausgetauscht und begonnen, die Dauerausstellung zum Zweiten Weltkrieg zu verändern. Der geschasste Gründungsdirektor wirft den Behörden Geschichtszensur vor und ist vor Gericht gezogen.
In Polen wird an verschiedenen Fronten um die politische Kultur gekämpft - die PiS-Regierung will das Land in ihrem Sinne konservativ umformen. Auseinandersetzungen gibt es auch um das Weltkriegsmuseum in Danzig und dessen Konzept. Der Gründungsdirektor Pavel Machcewicz musste gehen, sein Nachfolger Karol Nawrocki interpretiert nun die Geschichte neu.
Machcewicz ist deswegen vor Gericht gezogen. Worum es bei dem Streit im Detail geht, erklärt der Journalist Martin Sander:
Vom Leid der Bevölkerung zum polnischen Heldentum
"Machcewicz steht inzwischen für eine Geschichtspolitik, die europäisch offen ist und im Blick auf Kriege vor allen Dingen das Leiden der Zivilbevölkerung berücksichtigen will, und so ist es auch in seinem Ausstellungskonzept enthalten. Karol Nawrocki möchte in dem Museum des Zweiten Weltkriegs das polnische Heldentum betonen, das Märtyrertum. Ihn interessiert die europäische vergleichende Perspektive überhaupt nicht, und deshalb hat er angefangen, die kurz vor seinem Antritt fertige Dauerausstellung zu retuschieren und zu verändern."
Es gebe etliche wichtige Details, die in der Ausstellung bereits verändert worden seien, sagte Sander. Als zentrale Veränderung erscheine die nun höher angegebene Zahl von Juden, die von Polen gerettet wurden. Die Retuschen veränderten den Sinn der Aussstellung und das vermittelte Geschichtsbild, betonte der Journalist.
(cre)