Eine Möglichkeit, dem Tod zu begegnen
Ground Zero, Auschwitz, Verdun - das sind historische Orte des Schreckens, aber auch Attraktionen, die von vielen Menschen besucht werden. Was "Dark Tourism" so beliebt macht, erklärt der Tourismusexperte Stefan Küblböck.
Jeder Ort, jede Stadt hat ihre Schattenseite: Plätze, an denen in der Vergangenheit Schreckliches geschehen ist. Doch obwohl historische Schreckensorte wie Auschwitz, Verdun oder Ground Zero nicht in die heile, bunte Tourismuswelt passen, sind sie touristische Attraktionen, die jedes Jahr von vielen Menschen besucht werden.
Tod und Leiden werden aus der Gesellschaft ausgegrenzt
Das Besondere dieser Orte liege darin, dass man dort Tod und Leiden begegnen könne, meint der Tourismusexperte Stefan Küblböck. Beides habe die Gesellschaft aus ihrer Mitte ausgegrenzt und in Krankenhäuser und Hospize verbannt.
"Wenn Sie leiden, gehen Sie irgendwie in ein Krankenhaus, gehen Sie in eine Klinik, gehen Sie zum Therapeuten. Sie verheimlichen es und kehren erst eigentlich wieder zurück in die Gesellschaft, wenn Sie dieses Leid irgendwie überstanden haben", sagt Küblböck.
Solche dunklen Orte seien dann auch eine Möglichkeit, sich dem Leid zu stellen "und einfach aufhören so zu tun, als ob die Welt jetzt nur kunterbunt ist."
Kann man ein Konzentrationslager vermarkten?
Für das Tourismusmarketing stellten solche Orte allerdings Herausforderungen dar: Dass etwa die Stadt Weimar das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald als touristische Attraktion vermarkte, verbiete sich von selbst, betonte Küblböck. Insofern müsse man sich gut überlegen, ob und wie man diese Orte ins Stadtmarketing einbetten wolle.
Die Städte stünden damit vor einem Dilemma: "Darf ich einen solchen Ort benutzen, um eine Stadt zu positionieren, auf den Markt zu bringen und damit Geld zu verdienen? Oder andersherum: Bin ich sogar aufgefordert, das nicht zu verheimlichen, dass es diesen Ort gibt?"