Das Billy-Regal kommt ins Museum
Das Möbelhaus IKEA hat eine glanzvolle Erfolgsgeschichte geschrieben. Mittlerweile werden in 261 Ländern Einrichtungshäuser betrieben. Der Jahresumsatz beträgt über 21 Milliarden Euro. IKEAs Konzept: günstige Preise, gutes Design. Und da gutes Design auch in Museen ausgestellt wird, ist jetzt IKEA ins Museum gekommen - in die Neue Sammlung in München.
"Die schöne Form ist für alle da, und nicht nur fürs Museum." So hat es mal vor Jahren ein IKEA-Chefdesigner verkündet. Heute ist sie im Museum - aber ist die IKEA-Form schön? Billy zum Beispiel. Das Bücherregal. Vermutlich das bekannteste und langlebigste Stück im IKEA-Programm und, ausnahmsweise, ohne größere Änderungen produziert seit 1978. 30 Millionen mal ist das Regal seither in alle Welt verkauft worden, steht in Architektenbüros, Arztpraxen, Arbeiterwohnungen. Ist Billy schön? Zumindest sauberes Design und hält im Münchner Museum den Vergleichen mit den edlen Verwandten stand. Denn, darauf haben die Kuratoren Wert gelegt, es gibt keine Wohnwelten und keine abgeschlossene Sonderschau. Vielmehr hat man die IKEA Schaustücke neben die anderen Sammlungsobjekte eingeordnet. Es geht darum, Vergleiche zu ermöglichen, wie Corinna Rösner sagt, wenn man das einzelne Objekt betrachtet:
"Man sieht es in einem anderen Kontext. Wir stellen es in die historische Entwicklung. Man sieht die Querverbindungen, man sieht die Unterschiede, man sieht die Designstrategie auch, Designprozess, wie funktioniert das und dadurch sieht man es anders und versteht es auch anders."
Zuweilen werden die Querverbindungen überdeutlich, lehnen sich IKEA-Möbel hart an Vorbilder an, manchmal bis an die Grenze zum Plagiat. Die Thonet-Cafehausstühle zum Beispiel, der Form nach fast eine Kopie, wurden als Ögla in Polen nachgebaut, bei einem Bugholzhersteller, den einst die Gebrüder Thonet selbst gegründet hatten. Das, sagt man es höflicher, Aufgreifen von Vorbildern könnte auch in der Erfolgsgeschichte des Möbelherstellers liegen. Die beginnt 1943 in Smooland.
"Das ist ja ein agrarisches Land und da hat der Ingvar Kamprad angefangen, ein Kramerladen, Gemischtwarenladen und da hat er sehr schnell gefunden, dass es reizvoll ist, sich um diese Möbelproduktion zu kümmern und hat dann zuerst Möbel von örtlichen Herstellern vertrieben, hat den Vertrieb gemacht, Transport und so und ist dann, rasch, in den 50er-Jahren dazu übergegangen, eigene Entwürfe produzieren zu lassen. Und die Anfänge sind sozusagen bäuerlich geprägt, dann geht es aber sehr schnell los mit Einflüssen, die aufgegriffen werden aus dem zeitgenössischen skandinavischen Design, Dänemark natürlich und dann sehr schnell auch Finnland mit dem Birkenholz, wie sie es zum Beispiel von Alvar Aalto her kennen."
So kann man tatsächlich Verbindungen zu Stücken des berühmten Alvar Aalto ziehen. Die hellen Freischwinger aus Holz zum Beispiel, made by Ikea – ja, das sind einfache, klare Formen, Vorbild hin oder her. Sie halten, und davon kann man sich überzeugen, jedem Vergleich stand. Manche Stücke gliedern sich sogar so ein, dass man sie als Ikea-Möbel übersehen könnte. Democratic Design also? Aber was ist das eigentlich. Eine Frage, die der Leiter der Ikeadesign Abteilung so beantwortet:
"Das Design soll anständig sein, zweitens auch funktionieren, dazu qualitätvoll und schließlich, viertens, für die Menschen auch erschwinglich. Preiswert also. Und immer nachhaltig. Viele benutzen den Begriff Design, um den Preis nach oben zu schrauben. Wir halten es genau entgegengesetzt. Wir nutzen Design, um die Preise so zu halten, dass sich viele Menschen dieses Design leisten können. Unser Selbstverständnis kann man so umschreiben: Natürliche Materialien und die Wurzeln der schwedischen Region Smooland, aus der wir stammen. Das ist der Humus, aus dem wir unsere Inspirationen ziehen und die Ideen, wo es künftig langgehen soll."
Der erschwingliche Preis. Eine Art Volksdesign. Historische Vorbilder gibt es genug: Etwa Werkbundvater Richard Riemerschmidt, der vor dem Ersten Weltkrieg die Vereinigten Werkstätten gründete, um in der Dresdner Hellerau von Künstlern entworfene Möbel zum Zusammenbauen maschinell und damit preiswert produzieren zu lassen. Und, sagt der Direktor der Münchner "Neuen Sammlung", Florian Hufnagl, eine vergleichbare Ausstellung wie die Ikea Schau habe es schon einmal gegeben:
"1930 zeigte die Neue Sammlung eine äußerst erfolgreiche Ausstellung mit dem Titel 'Die billige Wohnung'. Es ging damals, genau wie heute, nicht um 'Geiz ist geil'. Heute würden wir aber nicht billig sagen, sondern preiswert – es ging um preiswerte Einrichtungsgegenstände, die funktional, gut gestaltet und für jeden erschwinglich sind. Damals geschah die Ausstellung vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, und heute … Glauben sie mir, diese Parallele haben wir nicht gesucht, als wir vor Jahr und Tag mit dieser Ausstellung begonnen haben."
"Man sieht es in einem anderen Kontext. Wir stellen es in die historische Entwicklung. Man sieht die Querverbindungen, man sieht die Unterschiede, man sieht die Designstrategie auch, Designprozess, wie funktioniert das und dadurch sieht man es anders und versteht es auch anders."
Zuweilen werden die Querverbindungen überdeutlich, lehnen sich IKEA-Möbel hart an Vorbilder an, manchmal bis an die Grenze zum Plagiat. Die Thonet-Cafehausstühle zum Beispiel, der Form nach fast eine Kopie, wurden als Ögla in Polen nachgebaut, bei einem Bugholzhersteller, den einst die Gebrüder Thonet selbst gegründet hatten. Das, sagt man es höflicher, Aufgreifen von Vorbildern könnte auch in der Erfolgsgeschichte des Möbelherstellers liegen. Die beginnt 1943 in Smooland.
"Das ist ja ein agrarisches Land und da hat der Ingvar Kamprad angefangen, ein Kramerladen, Gemischtwarenladen und da hat er sehr schnell gefunden, dass es reizvoll ist, sich um diese Möbelproduktion zu kümmern und hat dann zuerst Möbel von örtlichen Herstellern vertrieben, hat den Vertrieb gemacht, Transport und so und ist dann, rasch, in den 50er-Jahren dazu übergegangen, eigene Entwürfe produzieren zu lassen. Und die Anfänge sind sozusagen bäuerlich geprägt, dann geht es aber sehr schnell los mit Einflüssen, die aufgegriffen werden aus dem zeitgenössischen skandinavischen Design, Dänemark natürlich und dann sehr schnell auch Finnland mit dem Birkenholz, wie sie es zum Beispiel von Alvar Aalto her kennen."
So kann man tatsächlich Verbindungen zu Stücken des berühmten Alvar Aalto ziehen. Die hellen Freischwinger aus Holz zum Beispiel, made by Ikea – ja, das sind einfache, klare Formen, Vorbild hin oder her. Sie halten, und davon kann man sich überzeugen, jedem Vergleich stand. Manche Stücke gliedern sich sogar so ein, dass man sie als Ikea-Möbel übersehen könnte. Democratic Design also? Aber was ist das eigentlich. Eine Frage, die der Leiter der Ikeadesign Abteilung so beantwortet:
"Das Design soll anständig sein, zweitens auch funktionieren, dazu qualitätvoll und schließlich, viertens, für die Menschen auch erschwinglich. Preiswert also. Und immer nachhaltig. Viele benutzen den Begriff Design, um den Preis nach oben zu schrauben. Wir halten es genau entgegengesetzt. Wir nutzen Design, um die Preise so zu halten, dass sich viele Menschen dieses Design leisten können. Unser Selbstverständnis kann man so umschreiben: Natürliche Materialien und die Wurzeln der schwedischen Region Smooland, aus der wir stammen. Das ist der Humus, aus dem wir unsere Inspirationen ziehen und die Ideen, wo es künftig langgehen soll."
Der erschwingliche Preis. Eine Art Volksdesign. Historische Vorbilder gibt es genug: Etwa Werkbundvater Richard Riemerschmidt, der vor dem Ersten Weltkrieg die Vereinigten Werkstätten gründete, um in der Dresdner Hellerau von Künstlern entworfene Möbel zum Zusammenbauen maschinell und damit preiswert produzieren zu lassen. Und, sagt der Direktor der Münchner "Neuen Sammlung", Florian Hufnagl, eine vergleichbare Ausstellung wie die Ikea Schau habe es schon einmal gegeben:
"1930 zeigte die Neue Sammlung eine äußerst erfolgreiche Ausstellung mit dem Titel 'Die billige Wohnung'. Es ging damals, genau wie heute, nicht um 'Geiz ist geil'. Heute würden wir aber nicht billig sagen, sondern preiswert – es ging um preiswerte Einrichtungsgegenstände, die funktional, gut gestaltet und für jeden erschwinglich sind. Damals geschah die Ausstellung vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, und heute … Glauben sie mir, diese Parallele haben wir nicht gesucht, als wir vor Jahr und Tag mit dieser Ausstellung begonnen haben."