Das bisher schwerste Unglück auf einer Ölplattform
Vier gewaltige Detonationen in weniger als anderthalb Stunden verwandelten 1988 die Bohrinsel Piper Alpha in eine Gluthölle. Die Hitze ließ die massive Stahlkonstruktion schmelzen. Viele Mitarbeiter sprangen entgegen den Notfall-Vorschriften ins Meer. Doch auch auf dem Wasser loderte das Feuer.
"I just said, it was an inferno, one explosion after the other ..."
Ein Inferno. Eine Explosion nach der anderen. Feuerwände. Ein riesiger Ball aus Flammen.
"It was the force of the explosion, just a massive big ball of flames ..."
Stimmen von Überlebenden einer Horrornacht. Der Nacht des 6. auf den 7. Juli 1988 in der Nordsee, 170 Kilometer nordöstlich der schottischen Hafenstadt Aberdeen: Vier gewaltige Detonationen in weniger als anderthalb Stunden, zwischen Kurz vor 22 Uhr und 23.20 Uhr, verwandelten die Bohrinsel Piper Alpha in eine Gluthölle. Die Hitze ließ die massive Stahlkonstruktion schmelzen. Kurz vor Mitternacht stürzte der Wohn- und Versorgungstrakt 45 Meter in die Tiefe. Hier in der Kantine unterhalb des Helikopterdecks hatten sich zunächst die meisten der 226 Männer an Bord vorschriftsmäßig gesammelt in der vergeblichen Hoffnung auf Rettung aus der Luft.
In dieser Nacht starben 166 Menschen. Ein weiteres Opfer erlag einige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Diejenigen, die überlebten, hatten entgegen den Notfall-Vorschriften den Sprung in die Tiefe, ins Meer, gewagt. Doch auch dort unten auf dem Wasser brannte es.
"One of the problems that faced them, was that they could not find an area of sea that was not in fire."
Die verzweifelt Schwimmenden fanden kaum eine Stelle im Wasser, die nicht in Flammen stand, berichtete ein Arzt, der auf einem Rettungsschiff die Erstversorgung der Verletzten betreute.
Die Ölförderung auf hoher See ist ein riskanter Job. Seit 1948 wurden weltweit 184 Unfälle auf Bohrinseln gezählt. Beim Untergang der norwegischen Plattform Alexander Kielland im März 1980 starben 123 Menschen. Die Explosion auf der Erkundungsplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko verursachte im April 2010 die bislang schlimmste Ölpest der Geschichte. Doch mehr Tote als auf Piper Alpha hat es bisher nie gegeben.
"Monster" hieß die Plattform schon, als sie 1976 den Betrieb aufnahm. Sie war größer und bohrte tiefer als bis dahin alle anderen. Sie war zugleich Umschlagplatz für das Öl und Gas, das auf den zwölf und 22 Meilen entfernten Plattformen Tartan und Claymore gefördert wurde. Zwei Pumpen pressten das hereinströmende Gas in die Leitung in Richtung Küste. Von hier nahm das Unglück seinen Ausgang: Eine der Pumpen war in dieser Nacht nicht betriebsbereit. Die Mannschaft der Nachtschicht war darüber nicht informiert und fuhr sie trotzdem hoch. Minuten später kam es zur Explosion.
In den fast zwölf Jahren bis dahin hatte Piper Alpha im Tagesdurchschnitt 250.000 Barrel Öl gefördert und 25 Milliarden Dollar in die Kassen des US-Konzerns Occidental Petroleum gespült. Dessen Eigner Armand Hammer war ein schillernder Kapitalist, der um 1920 mit Lenin und den russischen Revolutionären Geschäfte gemacht hatte und seit 1956 in der Ölbranche tätig war.
Ein Geschäftsmann muss zum Geld eine Liebesbeziehung haben, und zufällig ist Geld meine erste, letzte und einzige Liebe. Deshalb bin ich in allem, was ich mache, so brillant.
Und bei einem Besuch auf Piper Alpha hatte Hammer den Zuständigen eingeschärft:
Das ganze Geld, das zur Küste gepumpt wird, geht verloren, wenn ihr diese Plattform abschaltet. Das lassen wir nicht geschehen.
Genau nach dieser Anweisung verhielten sich in der Unglücksnacht die Verantwortlichen auf den Plattformen Tartan und Claymore. Statt die Produktion zu stoppen, ließen sie weiter Öl und Gas in Richtung der brennenden Bohrinsel fließen. So gingen dort nach der ersten Explosion noch drei Gasleitungen hoch. Das erst ließ aus dem Unfall eine Katastrophe werden.
"Toward the morning the fire on board of the rig has periodically subsided, only to flare up again."
Hin und wieder lasse das Feuer nach, nur um dann wieder aufzuflammen, so die Küstenwache. Gegen Morgen brachten Hubschrauber die aus dem Meer Geborgenen nach Aberdeen. Im Krankenhaus dort hatte man sich auf 200 Verletzte eingerichtet. 67 wurden eingeliefert. Ende Oktober, fast vier Monate später, wurde der ins Meer gestürzte Versorgungstrakt mit der Kantine gehoben und in den Hafen von Aberdeen geschleppt. 87 Tote gab das Wrack noch frei.
Auf dem Meeresgrund blieben vermutlich fünfeinhalb Tonnen PCB zurück, eine hochgiftige Substanz. Doch die ökologischen Langzeitfolgen der Katastrophe sind nie untersucht worden.
Ein Inferno. Eine Explosion nach der anderen. Feuerwände. Ein riesiger Ball aus Flammen.
"It was the force of the explosion, just a massive big ball of flames ..."
Stimmen von Überlebenden einer Horrornacht. Der Nacht des 6. auf den 7. Juli 1988 in der Nordsee, 170 Kilometer nordöstlich der schottischen Hafenstadt Aberdeen: Vier gewaltige Detonationen in weniger als anderthalb Stunden, zwischen Kurz vor 22 Uhr und 23.20 Uhr, verwandelten die Bohrinsel Piper Alpha in eine Gluthölle. Die Hitze ließ die massive Stahlkonstruktion schmelzen. Kurz vor Mitternacht stürzte der Wohn- und Versorgungstrakt 45 Meter in die Tiefe. Hier in der Kantine unterhalb des Helikopterdecks hatten sich zunächst die meisten der 226 Männer an Bord vorschriftsmäßig gesammelt in der vergeblichen Hoffnung auf Rettung aus der Luft.
In dieser Nacht starben 166 Menschen. Ein weiteres Opfer erlag einige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Diejenigen, die überlebten, hatten entgegen den Notfall-Vorschriften den Sprung in die Tiefe, ins Meer, gewagt. Doch auch dort unten auf dem Wasser brannte es.
"One of the problems that faced them, was that they could not find an area of sea that was not in fire."
Die verzweifelt Schwimmenden fanden kaum eine Stelle im Wasser, die nicht in Flammen stand, berichtete ein Arzt, der auf einem Rettungsschiff die Erstversorgung der Verletzten betreute.
Die Ölförderung auf hoher See ist ein riskanter Job. Seit 1948 wurden weltweit 184 Unfälle auf Bohrinseln gezählt. Beim Untergang der norwegischen Plattform Alexander Kielland im März 1980 starben 123 Menschen. Die Explosion auf der Erkundungsplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko verursachte im April 2010 die bislang schlimmste Ölpest der Geschichte. Doch mehr Tote als auf Piper Alpha hat es bisher nie gegeben.
"Monster" hieß die Plattform schon, als sie 1976 den Betrieb aufnahm. Sie war größer und bohrte tiefer als bis dahin alle anderen. Sie war zugleich Umschlagplatz für das Öl und Gas, das auf den zwölf und 22 Meilen entfernten Plattformen Tartan und Claymore gefördert wurde. Zwei Pumpen pressten das hereinströmende Gas in die Leitung in Richtung Küste. Von hier nahm das Unglück seinen Ausgang: Eine der Pumpen war in dieser Nacht nicht betriebsbereit. Die Mannschaft der Nachtschicht war darüber nicht informiert und fuhr sie trotzdem hoch. Minuten später kam es zur Explosion.
In den fast zwölf Jahren bis dahin hatte Piper Alpha im Tagesdurchschnitt 250.000 Barrel Öl gefördert und 25 Milliarden Dollar in die Kassen des US-Konzerns Occidental Petroleum gespült. Dessen Eigner Armand Hammer war ein schillernder Kapitalist, der um 1920 mit Lenin und den russischen Revolutionären Geschäfte gemacht hatte und seit 1956 in der Ölbranche tätig war.
Ein Geschäftsmann muss zum Geld eine Liebesbeziehung haben, und zufällig ist Geld meine erste, letzte und einzige Liebe. Deshalb bin ich in allem, was ich mache, so brillant.
Und bei einem Besuch auf Piper Alpha hatte Hammer den Zuständigen eingeschärft:
Das ganze Geld, das zur Küste gepumpt wird, geht verloren, wenn ihr diese Plattform abschaltet. Das lassen wir nicht geschehen.
Genau nach dieser Anweisung verhielten sich in der Unglücksnacht die Verantwortlichen auf den Plattformen Tartan und Claymore. Statt die Produktion zu stoppen, ließen sie weiter Öl und Gas in Richtung der brennenden Bohrinsel fließen. So gingen dort nach der ersten Explosion noch drei Gasleitungen hoch. Das erst ließ aus dem Unfall eine Katastrophe werden.
"Toward the morning the fire on board of the rig has periodically subsided, only to flare up again."
Hin und wieder lasse das Feuer nach, nur um dann wieder aufzuflammen, so die Küstenwache. Gegen Morgen brachten Hubschrauber die aus dem Meer Geborgenen nach Aberdeen. Im Krankenhaus dort hatte man sich auf 200 Verletzte eingerichtet. 67 wurden eingeliefert. Ende Oktober, fast vier Monate später, wurde der ins Meer gestürzte Versorgungstrakt mit der Kantine gehoben und in den Hafen von Aberdeen geschleppt. 87 Tote gab das Wrack noch frei.
Auf dem Meeresgrund blieben vermutlich fünfeinhalb Tonnen PCB zurück, eine hochgiftige Substanz. Doch die ökologischen Langzeitfolgen der Katastrophe sind nie untersucht worden.