Brigitte Reimann: "Franziska Linkerhand". Roman
Aufbau Digital, Berlin 2018
639 Seiten, 7,99 Euro, EBook
Brigitte Reimann: "Franziska Linkerhand"
Für Clemens Meyer ist "Franziska Linkerhand" von Brigitte Reimann eines der Bücher seines Lebens. Das Werk handelt von einem jungen Mädchen, das alles richtig machen will und doch scheitert. Ein unglaublich freies Buch, findet Meyer.
Eines der Bücher meines Lebens ist "Franziska Linkerhand" von Brigitte Reimann, einer DDR-Schriftstellerin. Es ist postum erschienen, sie ist über die Fertigstellung leider gestorben. Viel zu jung gestorben, mit knapp 40 Jahren. Das ist ein Buch aus der Perspektive einer jungen lebenshungrigen Frau geschrieben, die Architektin werden will, aber ein Praktikum auf dem Bau absolviert in den 60er-Jahren. Vom Sozialismus träumt, aber bitter enttäuscht wird. Von der Liebe träumt, aber bitter enttäuscht wird.
Das ist sprachlich der klassischen Moderne zuzuordnen. Brigitte Reimann bedient sich damals in dieser Zeit einer ganzen Palette der literarischer Stilmittel: Innere Monologe, Perspektivwechsel. Aber immer aus dieser unglaublich empathischen Sicht, unglaublich anrührenden und poetischen Sicht dieser jungen Franziska Linkerhand, die wirklich mit zwei linken Händen alles richtig machen will und trotzdem immer wieder alles einreißt.
Unglaubliches Freiheitsgefühl
Das ist ein Buch, das ich allen auch immer empfehle. Es gibt mittlerweile die letzte Fassung. Das durfte in DDR-Zeiten nur in einer fragmentierten Ausgabe erscheinen, weil es auch einfach unglaublich frei war. Ich habe selten so einen Freiheitswillen gespürt wie in diesem Buch.
Die Zustände werden offen angesprochen, es geht um die Zeit 1945 bis in die 60er-Jahre, um die Aufbruchsstimmung, als man träumte von einem besseren Deutschland nach dem schlimmen Krieg, aber auch diese Träume enttäuscht werden. Es ist auch ein existenzielles Buch, es geht eben auch um die Liebe. Und das ist aus Sicht dieser Schriftstellerin, die eben viel zu jung gestorben ist. Ich verliebe mich jedes Mal aufs Neue in Franziska Linkerhand, wenn ich dieses Buch lese.
(Die Sendung ist ein Wiederholung vom 12. März 2019.)