Gottfried von Straßburg: "Tristan und Isolde"
C.H. Beck Verlag, München 2008
142 Seiten, 1,99 Euro
Gottfried von Strassburg: "Tristan und Isolde"
Die Lyrikerin und Essayistin Ulrike Draesner war bei der Lektüre von „Tristan und Isolde“ wie vom Donner gerührt. In Gottfried von Strassburgs Versepos entdeckte sie, wie sich aus dem Gang der Sprache eine Geschichte entwickelt.
Ein Buch, das mein Leben verändert hat, habe ich so mit 26, 27 Jahren gelesen. Ich habe Germanistik studiert zu dem Zeitpunkt und mich überhaupt nicht für mittelhochdeutsche Literatur interessiert, wenn da nicht plötzlich ein Angebot gewesen wäre zu einem Seminar zu dem Epos "Tristan und Isolde" von Gottfried von Strassburg. Das war das einzige Buch, das ich kannte aus dem Mittelhochdeutschen und es hat mich interessiert, weil ich mit zweitem Namen Isolde heiße.
Ich erinnere mich, ich hatte die zweisprachige Ausgabe mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch, weil ich gar nicht so gut mittelhochdeutsch konnte und ich fing an und ich dachte: "Was ist das?" Ich war wie vom Donner gerührt. Ich habe die ganze Nacht gelesen und bin einmal durch dieses Epos durch und irgendwie hat das so einen Funken in mir angesteckt.
Als Schriftstellerin habe ich damals etwas entdeckt: Wie man ein ganzes Versepos erzählt und wie die Poesie und der Umgang mit Sprache zusammenhängen können, wie die zusammen gehören. Wie sich eine Geschichte auch aus dem Gang der Sprache selbst entwickelt. Und das war eine Schaltstelle für mich.