Selma Lagerlöf: "Gösta Berling"
dtv, München 1997
400 Seiten, 12,90 Euro
Selma Lagerlöf: "Gösta Berling"
02:04 Minuten
"Gösta Berling" ist für Felicitas Hoppe ein Herzensbuch. Denn es enthält alle Komponenten, die unser Leben bestimmen. Der Leser begleitet einen Säufer-Pfarrer auf dem Weg, ein guter Mensch zu werden: Dabei handelt er nicht perfekt, sondern lebensnah.
Das Buch meines Lebens, oder eines der Bücher meines Lebens, weil es ja schwer ist, sich zu entscheiden, ist "Gösta Berling" von Selma Lagerlöf. Da muss ich schon sagen, das ist schon eines der ganz großen Herzensbücher, weil es alles enthält, was unsere Existenz bestimmt.
Es ist die Geschichte eines Säufer-Pfarrers, der den Menschen das Gute predigt und das natürlich in seinem Leben selber eigentlich gar nicht verwirklichen kann. Dieser Säufer-Pfarrer gerät ins Unglück und zieht dann durch die Gegend von Station zu Station. Diese Stationen sind von Liebensdramen und von Gewalt bestimmt. Auf diesem Weg versucht er ein guter Mensch zu werden − und das ist natürlich äußerst schwierig.
Märchenhafte und lebensnahe Charaktere
Aber es ist völlig überflüssig zu erzählen, wovon "Gösta Berling" handelt, weil es die Sprache, die Art des Erzählens und die Art der Beschreibung dieser Menschen ist, die an dem Buch absolut faszinierend ist. Ich weiß gar nicht, wie oft ich das Buch gelesen habe, ich glaube unzählige Male. Ich habe selten ein Buch gelesen mit Charakteren, die auf so eine wunderbare Weise gleichzeitig märchenhaft und lebensnah geschildert werden. Denn alle, die in dem Buch vorkommen, sind eben keine Schablonen, nicht perfekt, nicht vorbildhaft, sondern absolut lebendig.
Ich werde Selma Lagerlöf um dieses Buch ein Leben lang beneiden. Das ist eigentlich eine kleine Bibel. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich sagen: "Lieber Gott, mach, dass ich einmal ein Buch wie Selma Lagerlöf schreiben kann." Ich fürchte aber, ich werde es nicht mehr schaffen.