Das Ende der Sklaverei
Man stelle sich vor, eine kleine Gruppe würde heute fordern, das Auto abzuschaffen: Unvorstellbar. Ebenso unvorstellbar erschien den meisten Zeitgenossen, was sich eine kleine Gruppe von britischen Bürgern Ende des 18. Jahrhunderts auf die Fahnen geschrieben hatte: die Abschaffung der Sklaverei. Doch mit Hilfe einer beispiellosen Kampagne gelang es ihnen, die öffentliche Meinung so zu verändern, dass Großbritannien als erste Kolonialmacht das lukrative Sklavengeschäft aufgab.
"Die koloniale Sklaverei, verstorben am 28. August 1833; möge sie in Ewigkeit ruhen."
Diese Aufschrift trägt ein Sarg, der für einen Dankgottesdienst in einer Kirche in Jamaika aufgestellt ist. Die Menschen, die in die Kirche strömen, schuften als Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern der britischen Plantagenbesitzer. Sie legen Halseisen, Peitschen und Ketten in den Sarg - Symbole ihrer Knechtschaft, die nun endlich überwunden zu sein scheint.
An diesem 28. August 1833 hatten im fernen London beide Kammern des Parlaments alle Sklaven im britischen Kolonialreich für frei erklärt. Damit wurde vollendet, was im Mai 1787 in einer Londoner Druckerei seinen Anfang genommen hatte. Hier trafen sich 12 Männer der britischen Oberschicht, die das Protokoll ihrer Unterredung mit einer ebenso schlichten wie folgenreichen Erklärung begannen:
An einer Zusammenkunft, die zu dem Zweck abgehalten wurde, Überlegungen zum Sklavenhandel anzustellen, wurde der genannte Handel für sowohl unvernünftig wie ungerecht erkannt.
Im 15. Jahrhundert besaß Portugal das Sklavenmonopol an der afrikanischen Westküste. Um 1600 übernahmen dann die Holländer die Hauptrolle, bis Großbritannien Mitte des 17. Jahrhunderts richtig groß einstieg. Man schätzt, dass insgesamt dreieinhalb Millionen Afrikaner mitbritischen Schiffen auf die Plantagen der Neuen Welt verschleppt wurden. Es war ein lukratives Geschäft - gegen das anzutreten sich die 12 Männer 1787 geschworen hatten. Sie waren mehrheitlich Quäker, und die Sklaverei war in ihren Augen eine schwere Sünde gegen die göttliche Weltordnung. Als weltfremde Spinner wurden sie anfangs abgetan, denn in den Augen der meisten Zeitgenossen war die Ausbeutung der Afrikaner eine Selbstverständlichkeit, die keiner Rechtfertigung bedurfte. Doch es gelang den Männern, ihr Anliegen in die erste bürgerliche Massenbewegung der Geschichte zu verwandeln. Mit Hilfe von Demonstrationen und unzähligen Petitionen, mit landesweiten Vorträgen und einem umfassenden Verbraucherboykott gegen Zucker konnten die sogenannten Abolitionisten die öffentliche Meinung so gegen den Sklavenhandel aufbringen, dass sich die Politik schließlich beugte: Im Februar 1807 stellte das britische Parlament als erste Kolonialmacht den Handel mit Sklaven unter Strafe. Ein Abgeordneter jubelte:
" Es ist das humanste und barmherzigste Gesetz, das jemals erlassen worden ist. Endlich ist dieser Schmutzfleck vom reinen Hermelin unseres nationalen Charakters getilgt."
Handelsverbot hin oder her - wer Sklaven besaß, durfte sie weiterhin behalten und ausbeuten. Die Hoffnung der Abolitionisten, das Handelsverbot würde mittelfristig die Sklavenwirtschaft ausbluten, ging nicht auf. Man hatte keine Mühe, fortan den Bedarf an Arbeitskräften aus dem Nachwuchs der Sklaven zu rekrutieren. So traf 1823 der Kern der ersten Abolitionisten, von denen die meisten mittlerweile das Greisenalter erreicht hatten, erneut zusammen, um den Kampf gegen die Sklaverei aufzunehmen. Man gab sich den Namen:
"Verein für die Mäßigung und stufenweise Abschaffung des Zustandes der Sklaverei in allen britischen Herrschaftsgebieten."
'Mäßigung', 'stufenweise' - mit den Abolitionisten der nachfolgenden Generation war so keine Politik zu machen. Sie forderten die Abschaffung der Sklaverei sofort, nicht in unbestimmter Zukunft. Sie lösten sich vom zaudernden Mutterverein, bedienten sich aber der gleichen Mittel wie vormals ihre Väter: Petitionen, Vorträge, Demonstrationen, Zuckerboykotte. Als eine Reihe von heftigen Sklavenrebellionen das britische Empire erschütterte, und die Abolitionisten im Mai 1833 fast eineinhalb Millionen Unterschriften für die sofortige Abschaffung der Sklaverei beim Parlament einreichten, musste die Regierung handeln. Am 28. August 1833 erklärte sie die Sklaverei im britischen Empire für verboten - wenn auch mit einiger zeitlicher Verzögerung:
Ab dem 1. August 1834 wurden die Sklaven zu sogenannten 'Lehrlingen', als die sie noch vier Jahre für ihre ehemaligen Besitzer arbeiten mussten. Die wirkliche Befreiung kam also erst am 1. August 1838, als fast 800.000 schwarze Männer, Frauen und Kinder offiziell in die Freiheit entlassen wurden.
Diese Aufschrift trägt ein Sarg, der für einen Dankgottesdienst in einer Kirche in Jamaika aufgestellt ist. Die Menschen, die in die Kirche strömen, schuften als Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern der britischen Plantagenbesitzer. Sie legen Halseisen, Peitschen und Ketten in den Sarg - Symbole ihrer Knechtschaft, die nun endlich überwunden zu sein scheint.
An diesem 28. August 1833 hatten im fernen London beide Kammern des Parlaments alle Sklaven im britischen Kolonialreich für frei erklärt. Damit wurde vollendet, was im Mai 1787 in einer Londoner Druckerei seinen Anfang genommen hatte. Hier trafen sich 12 Männer der britischen Oberschicht, die das Protokoll ihrer Unterredung mit einer ebenso schlichten wie folgenreichen Erklärung begannen:
An einer Zusammenkunft, die zu dem Zweck abgehalten wurde, Überlegungen zum Sklavenhandel anzustellen, wurde der genannte Handel für sowohl unvernünftig wie ungerecht erkannt.
Im 15. Jahrhundert besaß Portugal das Sklavenmonopol an der afrikanischen Westküste. Um 1600 übernahmen dann die Holländer die Hauptrolle, bis Großbritannien Mitte des 17. Jahrhunderts richtig groß einstieg. Man schätzt, dass insgesamt dreieinhalb Millionen Afrikaner mitbritischen Schiffen auf die Plantagen der Neuen Welt verschleppt wurden. Es war ein lukratives Geschäft - gegen das anzutreten sich die 12 Männer 1787 geschworen hatten. Sie waren mehrheitlich Quäker, und die Sklaverei war in ihren Augen eine schwere Sünde gegen die göttliche Weltordnung. Als weltfremde Spinner wurden sie anfangs abgetan, denn in den Augen der meisten Zeitgenossen war die Ausbeutung der Afrikaner eine Selbstverständlichkeit, die keiner Rechtfertigung bedurfte. Doch es gelang den Männern, ihr Anliegen in die erste bürgerliche Massenbewegung der Geschichte zu verwandeln. Mit Hilfe von Demonstrationen und unzähligen Petitionen, mit landesweiten Vorträgen und einem umfassenden Verbraucherboykott gegen Zucker konnten die sogenannten Abolitionisten die öffentliche Meinung so gegen den Sklavenhandel aufbringen, dass sich die Politik schließlich beugte: Im Februar 1807 stellte das britische Parlament als erste Kolonialmacht den Handel mit Sklaven unter Strafe. Ein Abgeordneter jubelte:
" Es ist das humanste und barmherzigste Gesetz, das jemals erlassen worden ist. Endlich ist dieser Schmutzfleck vom reinen Hermelin unseres nationalen Charakters getilgt."
Handelsverbot hin oder her - wer Sklaven besaß, durfte sie weiterhin behalten und ausbeuten. Die Hoffnung der Abolitionisten, das Handelsverbot würde mittelfristig die Sklavenwirtschaft ausbluten, ging nicht auf. Man hatte keine Mühe, fortan den Bedarf an Arbeitskräften aus dem Nachwuchs der Sklaven zu rekrutieren. So traf 1823 der Kern der ersten Abolitionisten, von denen die meisten mittlerweile das Greisenalter erreicht hatten, erneut zusammen, um den Kampf gegen die Sklaverei aufzunehmen. Man gab sich den Namen:
"Verein für die Mäßigung und stufenweise Abschaffung des Zustandes der Sklaverei in allen britischen Herrschaftsgebieten."
'Mäßigung', 'stufenweise' - mit den Abolitionisten der nachfolgenden Generation war so keine Politik zu machen. Sie forderten die Abschaffung der Sklaverei sofort, nicht in unbestimmter Zukunft. Sie lösten sich vom zaudernden Mutterverein, bedienten sich aber der gleichen Mittel wie vormals ihre Väter: Petitionen, Vorträge, Demonstrationen, Zuckerboykotte. Als eine Reihe von heftigen Sklavenrebellionen das britische Empire erschütterte, und die Abolitionisten im Mai 1833 fast eineinhalb Millionen Unterschriften für die sofortige Abschaffung der Sklaverei beim Parlament einreichten, musste die Regierung handeln. Am 28. August 1833 erklärte sie die Sklaverei im britischen Empire für verboten - wenn auch mit einiger zeitlicher Verzögerung:
Ab dem 1. August 1834 wurden die Sklaven zu sogenannten 'Lehrlingen', als die sie noch vier Jahre für ihre ehemaligen Besitzer arbeiten mussten. Die wirkliche Befreiung kam also erst am 1. August 1838, als fast 800.000 schwarze Männer, Frauen und Kinder offiziell in die Freiheit entlassen wurden.