Massenentlassungen im Silicon Valley

Das Ende einer glorreichen Ära?

Fischaugen-Luftaufnahme des Silicon Valley in Kalifornien.
Geht die Ära des Silicon Valley zuende? © Getty Images / Charles O'Rear
Dirk von Gehlen im Gespräch mit Jenny Genzmer und Marcus Richter · 19.11.2022
Ursprünglich versprach die Tech-Branche florierendes Wachstum. Doch derzeit wird im großen Maßstab gekündigt. Ein erstes Zeichen des Wandels – allerdings auf der Seite der Nutzenden.
Netflix, Booking, Lyft und noch viele weitere: Die Liste der Unternehmen, die eng mit dem Internet verzahnt sind und gerade massenhaft Leute entlassen, ist lang. Allen voran sind auch die großen Tech-Unternehmen dabei. Beim Facebook-Konzern Meta mussten alleine 11.000 Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz räumen. Auch Amazon spricht davon, bis zu 10.000 Stellen im Unternehmens- und Technologiebereich abzubauen. 
Überschattet wird diese Kündigungswelle allerdings von den tiefgreifenden Veränderungen, Kündigungen und Umstrukturierungen bei Twitter, nachdem Elon Musk das Unternehmen gekauft hat. Eine willkommene Ablenkung für die anderen Firmen, sagt der Direktor des Think Tanks “SZ-Institut”, Dirk von Gehlen: “Ich kann mir vorstellen, dass man diesen Aufmerksamkeitsschwung nutzt, um Dinge zu tun, die man ohne diese klaren Fokus auf das Twitter-Chaos vielleicht stiller oder gar nicht vollzogen hätte.”

“Social müdia”

Die Unternehmen berufen sich bei den Kündigungen auf vielfältige Gründe. Mark Zuckerberg teilte unter anderem mit, dass Meta seit der Pandemie zu schnell gewachsen sei und man nicht erwartet habe, dass Menschen weniger Instagram und Facebook nutzen, wenn sich die Pandemielage beruhigt. Dirk von Gehlen ist skeptisch:  “Ich glaube, dass es da um mehr geht, nämlich um den Wandel von dem alten sozialen Netzwerk Facebook hin zu dem, was sie mit Meta wollen. Das gelingt vielleicht noch nicht so.”

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Zudem zeige sich momentan auch ein Phänomen, dass bereits 2011 beobachtet werden konnte: die sogenannte “Social müdia”. Bei vielen sinke die Lust auf soziale Medien rapide. Das wirke sich auf das Nutzverhalten aus und damit auch auf die Medienlandschaft:  “Es ist nach den Pandemie-Wellen und der damit einhergehenden Digitalisierung nicht verwunderlich, dass sich festgefahrene Strukturen wieder verändern und die gehen dann offenbar auch mit Personalveränderungen einher,” sagt Dirk von Gehlen. 

Digitale Häutungsphase 

Von Gehlen sieht daher auch noch nicht, dass sich die Plattformen fundamental ändern. Ein Ende einer Ära sei nicht in Sicht. Dass das Internet wieder dezentraler würde, kann er sich auch nicht vorstellen. Vielmehr habe sich die Art, wie das Internet genutzt wird, immer stetig verändert. Einerseits sei es tiefer verwurzelt in unserem Alltag. Das beeinflusse auch, wie die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle aufbauen. 
Vielmehr ändere sich auf der anderen Seite gerade viel, bei den Menschen vor den Geräten und Bildschirmen: “Wir erleben eine Rückkehr zu vielen Treffen,  die vorher virtuell stattgefunden haben, die jetzt wieder in echt stattfinden.”
Dirk von Gehlen spricht von einer “digitalen Häutungsphase", aus der zum Beispiel Veränderungen bei Twitter entstehen, “wo irgendeine andere Zukunft aus einem Mastodon-Projekt erwächst, die wir uns heute so auch noch nicht vorstellen können.”
(cs)
Mehr zum Thema