"Das Ende ist mein Anfang"

Gesehen von Hannelore Heider |
Auf dem Sterbebett erzählt der Journalist Tiziano Terzani seinem Sohn Folco von seinem Leben. Von Kindheit und Jugend, seiner Tätigkeit als Asienkorrespondent aber auch von seiner Reise in die Einsamkeit des Himalaya, die er aufgrund seiner Krebserkrankung antrat.
Auch dieser Film ist das Porträt eines interessanten Zeitgenossen, der sich auf die in Buchform hinterlassenen Lebenserinnerungen des ehemaligen Asienkorrespondenten so renommierter Blätter wie "Der Spiegel", "La Repubblica" und "Corriere della Sera" stützen konnte.

Als Tiziano Terziani 2004 starb, hatte er drei Monate vorher seinen Sohn Folco (Elio Germano) zu sich gebeten, um in langen Gesprächen nicht nur eine offenbar gestörte Vater-Sohn-Beziehung wieder zum Guten zu wenden, sondern vor allem um seine Lebenseinsichten der Nachwelt zu hinterlassen. In den Bergen der Toskana, vor malerischer Kulisse werden wir Zeuge eines Kammerspiels, an dem auch marginal Erika Pluhar als Ehefrau Angela Terzani und ganz am Ende auch Tochter Saskia teilnehmen.

Überglänzt vom Herbstgold idyllischer Natur, erleben wir ohne Rückblenden den Abschied eines Mannes von seinem Leben, der in erstaunlicher Abgeklärtheit und ohne Angst vor dem nahen Tode stattfindet.

Der italienische Charakterdarsteller Elio Germano, der immerhin in diesem Jahr mit der Goldenen Palme von Cannes als bester Darsteller geehrt wurde, fungiert nur als Stichwortgeber, dafür doziert Bruno Ganz, weißhaarig, weißbärtig und gehüllt in eine Art weiße Toga, über den Abschied von einem Jugendideal, von einer kommunistischen Zukunft, die in China oder Kambodscha in Gewalt unterging, was er als Reporter auch selbst am eigenen Leibe erlebte. Schneller als interessierte Zuschauer erwarten können, hat er in der Einsamkeit eines Himalaja-Klosters diesen Verlust weg meditiert und in asiatischer Spiritualität eine neue Heilslehre gefunden, die ihm im Einklang mit der Natur und dem Fluss des Lebens abgeklärte Altersweisheit bescherte.

Der restlos konfliktfreie, in seinen vermittelten Einsichten schlicht banale Film, ist nur eines – eine Tour de Force für Bruno Ganz. Mit all seiner Erfahrung als Theaterschauspieler versucht er, die vielen Monologe mimisch und gestisch dramatisch auf zu arbeiten, was selbst einem Darsteller wie Bruno Ganz kaum gelingt, der aufdringliche Soundtrack verstärkt diese Hilflosigkeit noch.

Regisseur Joe Baier beschert dem Kinozuschauer auch mit diesem Kammerspiel nach seinem Debakel mit dem Historienfilm "Henri 4" wieder eine Enttäuschung.

Deutschland / Italien 2009. Originaltitel: La fine è il mio inizio. Regie: Jo Baier. Darsteller: Bruno Ganz, Elio Germano, Erika Pluhar, Andrea Osvárt, Nicoló Fitz-William Lay, Gianni Gavina. FSK: ohne Altersbeschränkung. Länge: 98 Minuten

Filmhomepage "Das Ende ist mein Anfang"

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