Meta will Algorithmus ändern

Facebook und Instagram vor großen Veränderungen?

17:09 Minuten
Collage einer Gruppe von Menschen mit Smartphones.
Wie ähnlich wird Instagram zu Tik Tok? © Getty Images
Anna Sophie Kümpel im Gespräch mit Jenny Genzmer und Tim Wiese |
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Der Feed bei Facebook und Instragram sollte dem der Video-Plattform Tik Tok stärker angepasst werden. Ob Meta die umstrittenen Pläne umsetzt, ist allerdings noch unklar. Wenn ja, sollen die Inhalte mehr von Fremden als von Freunden kommen.
Fast 240.000 Menschen haben inzwischen die Petition namens "Make Instagram Instagram again" der Fotografin Tati Bruening unterzeichnet. Sie und ihre Mitstreiter wollen zurück zu den guten alten Zeiten, als Instagram eine Foto-App war. Unter den Unterzeichnern sind auch einige berühmte Instagramer mit großer Reichweite.
Ausgelöst wurde diese Petition durch eine umstrittene Ankündigung des Meta-Konzerns: In Zukunft sollten demnach Videos auf den Plattformen Instagram und Facebook relevanter werden. Ursprünglich war auch angedacht, den Algorithmus zu verändern. Anstatt vor allem Videos von Freunden oder Menschen, denen man folgt zu sehen, soll mehr Content von Fremden in die eigene Timeline gespült werden. Damit könnten die Netzwerke, die sich einst vor allem auf das soziale Miteinander konzentriert haben, nun stärker davon abrücken.
Meta orientiert sich bei diesen Plänen an einem seiner größten Konkurrenten: Tik Tok. Das könnte sich auch im Design zeigen. Deshalb sollen in Zukunft auch die Fotos und Videos den ganzen Bildschirm ausfüllen wie bei TikTok. Zudem sollen Nutzerinnen und Nutzer zum nächsten Inhalt künftig swipen, also hinwischen. Allerdings ist der Gegenwind so groß, dass Instagram-Chef Adam Mosseri nun erst einmal zurückgerudert ist. Man wolle erst noch einmal darüber nachdenken, heißt es. Aber was würden die Änderungen überhaupt für die Nutzerinnen und Nutzer bedeuten?

Video vor Foto

Die Kommunikationswissenschaftlerin Anna Sophie Kümpel glaubt nicht, dass durch diese Änderungen das Soziale in Netzwerken verloren gehen würde: ” Vielmehr würden die sozialen Aktionen eher im Hintergrund ablaufen, zum Beispiel durch Direktnachrichten.” Es würde sich also über die Inhalte an anderen Orten ausgetauscht. “Die sozialen Medien werden immer häufiger Lieferanten für Gespräche, die sich selbst dann aber von den Plattformen entkoppeln.” Auch das könne man jetzt schon beobachten, sagt die Juniorprofessorin an der Technischen Universität Dresden.

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Was die Nutzer in den sozialen Medien eigentlich suchen, wäre allerdings deutlich schwieriger zu untersuchen, so Kümpel. Die großen Tech-Unternehmen schränkten den Zugang zu Daten sehr stark ein. Auch Befragungen seien unzuverlässig. Die von Instagram veröffentlichten Zahlen zeigten allerdings, dass Videos auf der Plattform offenbar erfolgreicher seien. “Die Unternehmen haben natürlich ein großes Interesse die Leute möglichst lange auf der Plattform zu halten", sagt die Kommunikationswissenschaftlerin. "!Das heißt, sie spielen natürlich auch die inhalte aus, bei denen die Leute hängen bleiben.” Aus unternehmerischer Sicht ergebe es deshalb Sinn, von weniger Foto auf Video umzustellen.

Mehr reißerische Inhalte

Die Plattformen hätten ihre Inhalte schon immer über Algorithmen kuratiert, so Kümpel. Daher sei sie nicht überrascht, dass es noch verstärkt werden soll. Allerdings rechnet sie auch mit negativen Folgen: “Ich glaube tatsächlich, dass stärker reißerische Inhalte entsprechend positioniert werden.” Wer erfolgreich auf einer Plattform als Medienanbieter sein wolle, müsse sich der Darstellungsform der jeweiligen Plattform anpassen.
“Um es mal ganz plakativ zu sagen: Es funktioniert halt einfach nicht, dass ich einfach einen Link teile und hoffe, dass die Leute irgendwie auf meine Seite kommen”, sagt Kümpel. Zudem seien die reißerischen Inhalte meist auch jene, auf denen die Menschen länger verweilen und die dann wieder vom Algorithmus gepushed würden. Dennoch sieht Kümpel die Entwicklungen nicht nur als negativ. Es sei durchaus sinnvoll, neue Wege zu gehen und auch mit einem Algorithmus wie dem von Tik Tok zu spielen, um jüngere Zielgruppen anzusprechen.
(cs)
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