Das Festivalprogramm 2010

    "Innenwelten, Unterwelten" ist einer der Schwerpunkte des Festivals. Im Zentrum steht dabei "AURA", die neue Oper des spanischen Komponisten José-María Sánchez-Verdú. Weitere programmatische Akzente sind der spanischen Avantgarde und den beiden Jubilaren Dieter Schnebel und Paul-Heinz Dittrich gewidmet.
    " Freitag, 22. Januar
    20:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Dieter Schnebel
    Kafka-Dramolette (2006–2008)
    nach Texten von Franz Kafka
    glossolalie 61 (1961)

    Die Maulwerker:
    Katarina Rasinsk, Christian Kesteni, Darsteller
    Michael Hirsch, Ariane Jeßulat, Tilmann Walzer, Steffi Weismann, Kleiner Chor
    Michael Hirsch, Katarina Rasinski, Tilmann Walzer, Steffi Weismann, Sprecher
    Henrik Kairies, Synthesizer, Harmonium
    Ariane Jeßulat, Klavier
    Adam Weisman, Friedemann Werzlau, Schlagzeug
    Christian Kesten, Leitung

    Dieter Schnebel wird am 14. März 2010 seinen 80. Geburtstag feiern. Hat er es geschafft, den Wandel an Konventionen des Musikhörens und Aufführens zu verändern? Wir blicken zurück auf die Glossolalie 61, einen Klassiker der Sprachkomposition, der nichts von seiner poetischen Kraft und faszinierenden Aura verloren hat. Die Maulwerker erarbeiten aus dem Spielkonzept von damals eine aktuelle Version.

    "Glossolalie", so Schnebel, "heißt 'Zungenrede'. Es ist von manchen sogar atheistischen Theoretikern als geistliches Stück empfunden worden, von mir eigentlich nicht. Es gründete auf einer Erfahrung beim Radiohören: Man konnte am Sendersuchlauf drehen und wunderbare exotische Sprachen hören. Da habe ich – sicher auch angeregt durch James Joyce – ein Stück gemacht, in dem viele Sprachen vorkommen sollten. Sprache soll hier wie Musik gehört werden."

    " Samstag, 23. Januar 2010, 19:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    José Manuel López-López
    Le parfum de la lune (2003)
    für Violine und Ensemble

    Ramón Lazkano
    Egan-1 (2009)
    für Ensemble
    Uraufführung

    György Ligeti
    Mysteries of the Macabre (1988)
    Drei Arien aus der Oper Le Grand Macabre
    für Trompete und Ensemble

    Luca Francesconi
    A Fuoco (1995)
    für Gitarre und Ensemble

    Fabián Panisello
    Konzert für Doppeltrichter-Trompete und Ensemble (2006)
    Uraufführung

    Ema Alexeeva, Violine
    Marco Blaauw, Trompete
    Pablo Márquez, Gitarre
    Plural Ensemble
    Fabián Panisello, Leitung

    Gibt es einen speziellen 'spanischen' Blick auf die Entwicklung der neuen Musik in Europa? Der Komponist und Dirigent Fabián Panisello bringt mit seinen eigenen Werken wie auch mit seinem Plural Ensemble Impulse aus Spanien in die europäische Entwicklung ein. Trotz seiner argentinischen Wurzeln, fühlt sich der in Madrid lebende Musiker durch und durch als Europäer: "Ich studierte bei Carter, Ferneyhough, Eötvös ..."

    " Samstag, 23. Januar 2010, 21:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Wolfgang Rihm
    Fremde Szene I (1982)
    Fremde Szene II (1982/83)
    Fremde Szene III (1983/84)

    Dieter Schnebel
    Quintett B-Dur (1976/77)
    Fassung für Violine, Klarinette, Bassklarinette, Violoncello und Klavier

    Boulanger Trio:
    Karla Haltenwanger, Klavier
    Birgit Erz, Violine
    Ilona Kindt, Violoncello
    als Gäste:
    Nina Janßen, Klarinette
    Shirley Brill, Klarinette

    Das Boulanger Trio ist ebenso im romantischen Repertoire wie in der neuen Musik zu Hause. So sind Wolfgang Rihms "Fremde Szenen", in denen Fragmente aus Robert Schumanns Musik im Subtext durchscheinen, für die drei Musikerinnen zu einer Entdeckungsreise der Ausdrucks- und Klangbalance geworden. "So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum", kommentierte der Komponist selbst eine Aufführung durch das Trio Boulanger.

    Gemeinsam mit Nina Janßen vom Ensemble Modern und Shirley Brill vom Kammerensemble Neue Musik Berlin wird das Boulanger Trio außerdem Dieter Schnebels Blick auf Franz Schubert, seinen "Versuch, die gegenwärtige Musiksprache zur Vergangenheit hin durchlässig zu machen", wie durch einen Guckkasten in die Vergangenheit nach dem Romantischen an sich hinterfragen.

    " Sonntag, 24. Januar 2010, 17:00 Uhr
    Kleiner Sendesaal des rbb
    "

    Jonathan Harvey
    Curve with Plateau (1982)
    für Violoncello solo

    Howard Skempton
    Toccata (1987)
    für Klavier solo

    George Benjamin
    Flight (1979)
    für Flöte solo

    Howard Skempton
    June '77 (1977)
    für Klavier solo

    Jonathan Harvey
    Flight Elegy (1984)
    für Violine und Klavier

    Thomas Adès
    Catch op. 4 (1991)
    für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier

    Jonathan Harvey
    String Trio (2004)

    Howard Skempton
    Call (1983)
    für Klarinette

    Thomas Adès
    Life Story op. 8a (1994)
    für Sopran und Klavier

    Joanna Lee
    Pierrot! (2005)
    für Frauenstimme, Flöte/Piccolo, Klarinette/Bassklarinette,
    Klavier, Violine und Violoncello

    Sheridan Ensemble:
    Mary Carewe, Sopran
    Gergely Bodoky, Flöte
    Nina Janßen, Klarinette
    Florian Donderer, Violine und Viola
    Yuki Kasai, Violine
    Anna Carewe, Violoncello
    Philip Mayers, Klavier

    Mit seiner subtilen Konzert-Inszenierung lässt dieses Programm Nuancen englischen Humors in die neue Musik einfließen. Die Cellistin Anna Carewe, zu deren Repertoire Barockmusik ebenso gehört wie Werke unserer Zeit und Unterhaltungsmusik, ist mit ihrem Sheridan Ensemble stellt den "Pierrot!" der Komponistin Joanna Lee (eine Antwort auf Schönbergs "Pierrot lunaire") neben Werke der führenden englischen Komponisten George Benjamin, Thomas Adès und Jonathan Harvey.

    " Sonntag, 24. Januar 2010, 20:00 Uhr
    Großer Sendesaal des rbb
    "
    206. Konzert Musik der Gegenwart

    Johannes Maria Staud
    Im Lichte (2007)
    Musik für zwei Klaviere und Orchester

    Nigel Osborne
    2. Sinfonia (1983)

    Jonathan Harvey
    Body Mandala (2005–2007)
    für Orchester

    Erhard Grosskopf
    ... durch ein Unendliches (2009)
    Uraufführung

    GrauSchumacher Piano Duo
    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
    Martyn Brabbins, Leitung

    "Where has this hidden genius been? What a refreshing unexpected addition to the Proms. – Wo ist dieses versteckte Talent gewesen? Welch unerwartete Bereicherung der Proms." Das sagte die BBC 2008 über Nigel Osborne. In Berlin kennt man ihn nicht zuletzt durch seine Projekte im Education-Programm der Berliner Philharmoniker.

    Johannes Maria Staud, Hindemith-Preisträger 2009, hat schon als Kind "kreative Löcher in die Luft gebrannt" (Durs Grünbein). "Unsere Gesellschaft ist zerrissen", sagt der Österreicher, "Warum sollte Kunst nicht versuchen, ein Gegenmodell anzubieten – wenn auch ein komplexes!"

    Jonathan Harvey spricht die Seele des Menschen an, das Unaussprechliche, das Unfassbare. Eingeflossen sind in "Body Mandala" seine Erfahrungen mit Ritualen eines tibetischen Klosters. Und auch der Berliner Komponist Erhard Großkopf hört tief hinein in die Geheimnisse unseres Handelns. Das Zarte gewinnt bei ihm die größte Stärke.

    " Montag, 25. Januar 2010, 19:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Peter Eötvös
    Drei Madrigalkomödien (1970–1990)
    für 12 Stimmen
    Texte: Carlo Gesualdo

    Carlo Gesualdo da Venosa
    Madrigale zu fünf Stimmen
    aus dem 6. Madrigalbuch

    Nigel Osborne
    Naturtöne/Abschied (2008)
    für sechs Stimmen
    Text: Prinzhorn-Sammlung

    Claude Vivier
    Glaubst Du an die Unsterblichkeit der Seele (1983)
    für Synthesizer, Schlagzeug und 12 Stimmen

    Steffen Schleiermacher
    O schmerzliche Freude
    (mit, nach und zu Carlo Gesualdo da Venosa)
    (2009)
    für fünf Stimmen und drei Instrumente

    Schola Heidelberg
    ensemble aisthesis
    Walter Nussbaum, Leitung

    Der Blick auf den Menschen und seine Gefühle in unterschiedlichen Zeiten steht im Zentrum dieser Programmdramaturgie. Wird der Hörer anders angesprochen, wenn der ungarische Komponist Peter Eötvös heute dieselben Texte vertont wie der sagenumwobene Fürst von Venosa vor 400 Jahren? Wie nah sind uns die "herzenssüßen Blütenträume und ätherischen Vocalisen" (Unispiegel Heidelberg) in den Briefen und Schriften, die der Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn gesammelt hat?

    " Montag, 25. Januar 2010, 21:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Werke von
    Rolf Julius
    Agostino Di Scipio
    Johannes Fritsch


    Natalia Pschenitschnikova, Stimme
    Agostino Di Scipio, Live-Elektronik
    Elektronisches Studio der TU Berlin

    Volker Straebel und Andre Bartetzki setzen seit dem Wintersemester 2009/2010 die Arbeit von Folkmar Hein am Elektronischen Studio der TU Berlin fort. Aufgeführt werden Werke, die in enger Zusammenarbeit mit dem Studio entstanden sind.

    Angst macht die Elektronik einigen Hörern mit ihrem Sog in eine Welt, die keinen traditionellen Ort kennt. Aber ohne 'Erdanziehung' kann man vielleicht neue Räume betreten. "Rolf Julius braucht für seine Kunst keine Staffelei und für seine Musik keinen Flügel. Er ist Zeitgenosse genug, um sich anderer Materialien zu bedienen", sagt Volker Straebel. Der Italiener Agostino Di Scipio liebt "elektronisches Kammermusiktheater" und sucht die Interaktion zwischen Musikern und Maschinen.

    In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD.

    " Dienstag, 26. Januar 2010, 19:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Paul-Hein z Dittrich
    Weggebeizt (2004)
    für Violoncello
    Uraufführung
    SA-UM (1999/2000)
    für Flöte und Live-Elektronik
    Klaviermusik V (1995/96)
    Kammermusik XII
    Journal des voix mortes (1997)
    für Flöte, Violoncello und Klavier

    Carin Levine, Flöte
    Peter Bruns, Violoncello
    Frank Gutschmidt, Klavier

    In die eigene Tiefe horchend richtet die Skulptur von Rodin ihre ganze Aufmerksamkeit nach innen. "La Méditation" hat er sie 1885 genannt, nach Gedichten von Victor Hugo bekam sie auch den Namen "Voix intérieure (Innere Stimme)". In solchen poetischen Kraftzentren findet Paul-Heinz Dittrich seinen Humus zum Arbeiten. 1976 wurde er als "unverbesserlicher Querulant, der nicht auf dem Boden der marxistisch-leninistischen Kulturpolitik stehe" als Professor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin entlassen. Die Poesie hat den Komponisten gerettet. Auch heute liegen Schriften von Paul Celan, Heiner Müller, Samuel Beckett u. a. neben ihm auf dem Tisch, wenn er arbeitet: jederzeit Rettungsanker und Füllhorn geistiger Idealmodelle menschlichen Lebens, Handelns und Fühlens.

    Dittrichs Handschriften stellen Musiker vor komplexe, dichte, feinstgliedrige Notenmeere. Wer sich 'freischwimmt', erreicht eine große Poesie. Sie wird greifbar, wenn (wie in Dittrichs fünfter Klaviermusik) Heiner Müllers Zitat von Hölderlin einfließt: "Die Mauern stehen sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen."
    " Dienstag, 26. Januar 2010, 21:30 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Luigi Nono
    Omaggio a Emilio Vedova (1960)
    für Tonband

    Malika Kishino
    Lebensfunke II (2009)
    für große Trommel und 8-Kanal-live-Elektronik
    Uraufführung

    Jonathan Harvey
    Ricercare una melodia (1984)
    für Trompete und Elektronik

    Bernd Alois Zimmermann
    Tratto (1966)
    für Tonband

    Chaya Czernowin
    Ina (1988)
    für Flöte und Elektronik

    Carin Levine, Flöte
    Marco Blaauw, Trompete
    Isao Nakamura, Trommel
    Experimentalstudio des SWR

    "Wenn man nicht hört, dass hier Elektronik den Klang unterstützt, ist es gut", sagt Detlef Heusinger. Der Leiter des Experimentalstudios des SWR sucht die "kreative Synthese von Kunst und Technik". Das schafft Illusionen von Räumen, mit denen schon Architekten und Komponisten im 15. Jahrhundert zu Zeiten der venezianischen Mehrchörigkeit im Markusdom in Venedig gespielt haben. Heute können solche Räume 'transportiert' werden. Die Klangregisseure des international führenden Freiburger Studios stehen den Komponisten in intensiven Arbeitsphasen und als Interpreten bei der Aufführung mit ihrem Know-how und exzellenter Technik zur Seite.

    " Mittwoch, 27. Januar 2010, 20:00 Uhr
    Sophiensaele
    "
    Weitere Aufführungen: 28.1., 29.1., 30.1., 31.1., jeweils 20:00 Uhr

    Burkhard Friedrich und Herbordt/Mohren
    Galaxy Hotel [play for music] (2006/2007)

    Burkhard Friedrich, Komposition
    Jürgen Hall, Elektronische Komposition
    Bernhard Herbordt, Melanie Mohren, Szenische Konzeption, Text, Regie
    Hannes Hartmann, Leonie Mohr, Ausstattung
    Timo Schierhorn, Video
    soniq performing arts, Maximilian v. Aulock, Produktion
    Armin Dallapiccola, Darsteller
    Michael E. Kleine, Darsteller
    Julian zu Klampen, Darsteller
    ensemble Intégrales
    Burkhard Friedrich, Musikalische Leitung

    Was wäre, wenn man sich in seiner eigenen Kindheit besuchen könnte? Was wäre, wenn das Kind, das man selber gewesen war, den Erwachsenen, der es sein wird, nicht erkennen würde? Mit dem Musiktheater "Galaxy Hotel" entwirft Burkhard Friedrich einen modernen Menschen, der durch Mobilität der Einsamkeit zu entfliehen sucht. Ein Leben ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, das losgelöst von Zeit und Raum besteht. Das Hamburger Regie- und Autorenduo Herbordt/Mohren teilt dieses Leben auf in drei Körper und entwickelt ein Spiel für drei Performer und Generationen.

    Eine Koproduktion von ensemble Intégrales und soniq performing arts mit Kampnagel Hamburg und Sophiensaele Berlin in Zusammenarbeit mit dem Festival Ultraschall. Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Mit freundlicher Unterstützung der Kulturbehörde Hamburg, der Zeit-Stiftung und der Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung.

    " Donnerstag, 28. Januar 2010, 20:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Marcelo Toledo
    La selva interior (The Jungle Within) (2006/2009)
    Kammeroper
    Uraufführung der Neufassung

    Marcelo Toledo, Idee und Komposition
    Claudia Doderer, Raum- und Lichtkonzept
    Andreas Fuchs, Licht
    Neue Vocalsolisten
    Kammerensemble Neue Musik Berlin
    Marcel Nawri, Musikalische Leitung

    Eine Oper über die letzten Momente im Leben des südamerikanischen Schriftstellers Horacio Quiroga, der sich in seinen Büchern leidenschaftlich und fantasievoll mit der Wildnis, mit Liebe, Tod und Wahnsinn auseinandersetzte. Die Musik von Marcelo Toledo erzählt auf magische Weise, wie Klarheit und Genesung, Delirium und Realität, Imagination, Erinnerungen und Wünsche ineinander verfließen und erkundet den schwindelerregenden inneren Dschungel eines Mannes, der entschieden hat, noch am gleichen Tag die Welt zu verlassen.

    In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD.

    " Freitag, 29. Januar 2010, 19:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Tristan Murail
    Contes cruels (2007)
    für zwei E-Gitarren und Orchester
    Deutsche Erstaufführung

    Mathias Spahlinger
    akt, eine treppe herabsteigend (1997/98)
    für Bassklarinette, Posaune und Orchester

    Seth Josel, E-Gitarre
    Wiek Hijman, E-Gitarre
    Carl Rosman, Bassklarinette
    Michael Svoboda, Posaune
    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
    Johannes Kalitzke, Leitung

    Eine düstere, grausame Welt schildert der Schriftsteller Auguste de Villiers de l'Isle-Adam, einer der Väter des französischen Symbolismus, in seinen "Contes cruels". Deren "geistige Hölle" (Jorge Luis Borges) wird zur Basis von Tristan Murails Doppelkonzert. Keine Programmmusik, aber geprägt von der Atmosphäre des Unheimlichen und Grausamen, in der die zwei E-Gitarren zu Eindringlingen im Orchesterkörper werden.

    Mathias Spahlingers Werk, erstmals seit der Uraufführung 1998 wieder zu hören, übersetzt Marcel Duchamps gleichnamiges Bild von 1912, ein Schlüsselwerk der Moderne, in eine Bewegungsstudie und akustische Mehrfachbelichtung. Der Ablauf der Zeit wird zur Folge von einzelnen Momenten, die Bewegung zum Glissando und stufenweisen Fortschreiten. Es bleibt letztlich die logische Unmöglichkeit, eine Bewegung dingfest zu machen.

    " Freitag, 29. Januar 2010, 22:00 Uhr
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
    "

    David Brynjar Franzson
    A Guide for the Dead through the Underworld (2006-2008)
    Deutsche Erstaufführung

    The Failure of Surface (2008)
    für Piccolo und Bassflöte
    The Closeness of Materials (2007)
    für Bassklarinette und Harmonium
    The Rules of Irrelevance (2007)
    für Bassflöte, Bassklarinette, Harfe, Klavier und Schlagzeug
    A Guide for the Dead through the Underworld (2008)
    für Bassklarinette, Harfe und Schlagzeug
    Monday Morning (2007)
    für Live-Elektronik

    Ensemble adapter:
    Kristjana Helgadóttir, Flöte
    Ingólfur Vilhjálmsson, Bassklarinette
    Gunnhildur Einarsdóttir, Harfe
    Marc Tritschler, Klavier, Harmonium
    Matthias Engler, Schlagzeug
    David Brynjar Franzson, Live-Elektronik

    Monster bevölkern auf mittelalterlichen Landkarten die unbekannten Territorien jenseits der erforschten Welt. Doch diese Monster sind erschaffen aus Archetypen und Strukturen der unmittelbaren Erfahrung. Aus den entkörperten Klängen der Instrumente und aus Alltagsklängen seiner unmittelbaren Umgebung schafft der junge isländische Komponist David Brynjar Franzson musikalische Monster. Der Titel seines einstündigen Werks nimmt Bezug auf Jorge Luis Borges' Buch der imaginären Wesen und den schwedischen Mystiker Emanuel Swedenborg, dem sich in Halluzinationen Himmel und Hölle mit all ihren Geschöpfen enthüllten. Die einzelnen Teile werden an unterschiedlichen Orten aufgeführt, zwischen denen sich das Publikum bewegen und auf diese Weise seine eigene Landkarte von Franzsons Klangwelten entwerfen kann.

    In Zusammenarbeit mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.

    " Samstag, 30. Januar 2010, 16:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Marc-André Dalbavie
    Palimpseste (2002)
    für Ensemble

    Hector Parra
    Abîme – Antigone IV (2002)
    für Flöte, Oboe, Klarinette, Viola, Violoncello und Klavier

    Johannes Schöllhorn
    Serigraphie: Barcarole (2007)
    für Ensemble
    Uraufführung

    Tristan Murail
    Garrigue (2008)
    für Flöte, Viola, Violoncello und Schlagzeug
    Deutsche Erstaufführung

    José-María Sánchez-Verdú
    Arquitecturas de la sombra (1995)
    für Schlagzeug solo

    Elena Mendoza
    Gramática de lo indecible (2008/09)
    für Flöte, Klarinette, Saxofon, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug
    Deutsche Erstaufführung

    ensemble recherche:
    Melise Mellinger, Violine
    Barbara Maurer, Viola
    Åsa Åkerberg, Violoncello
    Martin Fahlenbock, Flöte
    Jaime González, Oboe
    Shizuyo Oka, Klarinette
    Christian Dierstein, Schlagzeug
    Jean-Pierre Collot, Klavier
    Marcus Weiss, Saxofon (als Gast)

    'Innenwelten, Unterwelten' auch beim ensemble recherche. Im Zentrum des Konzerts stehen Werke spanischer und französischer Komponisten, die sich musikalisch dem 'Abgrund', dem 'Schatten' und dem 'Unaussprechlichen' nähern und so eine inhaltliche Brücke zu AURA von José-María Sánchez-Verdú am Abend bilden.

    " Samstag, 30. Januar 2010, 18:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Clara Maïda
    Shel(l)ter (2009)
    Zyklus für Ensemble und Elektronik
    Uraufführung des Gesamt-Zyklus

    Shel(l)ter – später ... ( ) ... Winter
    für Klarinette, Fagott, Violoncello, 3 Schlagzeuger und Elektronik
    Deutsche Erstaufführung – Auftragswerk GMEM Marseille und Französisches Kulturministerum

    Shel(l)ter – unter ... ( ) ... Gitter
    für Klarinette, Fagott, Violoncello, 3 Schlagzeuger und Elektronik
    Uraufführung

    Shel(l)ter – seither ... ( ) ... Splitter

    Shel(l)ter – hinter ... ( ) ... Eiter
    für verstärkte Flöte, Oboe, Klarinette, Trompete, Horn, Schlagzeug, 2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass
    Uraufführung – Auftragswerk Ensemble L'Itinéraire und Französisches Kulturministerium

    Ensemble L'Itinéraire
    Jean Deroyer, Leitung

    Die klaustrophobische Atmosphäre in einem der Berliner Atombunker inspirierte die französische Komponistin zu einem vierteiligen Zyklus, in dem sie sich mit Problemen der Nuklearphysik wie auch der Frage nach Materie und Form auseinandersetzt – und letztlich dem Streben der Menschheit, die Welt und ihre eigene Existenz zu verstehen, und den gewaltsamen Gebrauch dieses Wissens. Nukleare Prozesse wie Kernspaltung, Kernfusion und Kettenreaktion sowie chromosomale Mutationen werden zu Modellen für ein Komponieren, das Clara Maïda, in Anlehnung an die 'Nanowissenschaften', als 'Nanomusik' bezeichnet.

    In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
    Gefördert vom Deutsch-französischen Fonds für zeitgenössische Musik.

    " Samstag, 30. Januar 2010, 21:00 Uhr
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
    "
    Einführung: 20:00 Uhr
    Weitere Aufführung: 31.1., 18:00 Uhr

    José-María Sánchez-Verdú
    AURA (2009)
    Musiktheater nach einer Novelle von Carlos Fuentes

    José-Mariá Sánchez-Verdú, Musik und Libretto
    Susanne Øglænd, Inszenierung
    Jan Speckenbach, Video
    Mascha Mazur, Bühne
    Gunna Meyer, Kostüme
    Andreas Fuchs, Licht
    Sarah Maria Sun, Sopran (Aura)
    Truike van der Poel, Mezzosopran (Consuelo)
    Andreas Fischer, Bass (Felipe)
    Martin Nagy, Tenor (Kommentator)
    Guillermo Anzorena, Bariton (Kommentator)
    Joachim Haas, Experimentalstudio des SWR, Auraphon
    Kammerensemble Neue Musik Berlin
    José-María Sánchez-Verdú, Musikalische Leitung

    Ein Stück über Realität und Fiktion, über die Kraft der Imagination, die Macht der Vergangenheit und über die Liebe: In einem alten Haus trifft der Historiker Felipe, der den Nachlass eines verstorbenen Generals aufarbeiten soll, auf dessen Witwe und ihre junge Nichte Aura. Bald schon verwischen die Grenzen zwischen Sein und Schein. Was ist Realität, was Einbildung, sind die beiden Frauen wirklich zwei verschiedene Personen?

    Es entfaltet sich ein surreales Spiel. Musik und Inszenierung reflektieren die Illusion von Zeit und Realität und erzeugen mit Hilfe von Auraphon und Video elektronische Vervielfältigungen, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt.

    Eine Produktion von Musik der Jahrhunderte in Zusammenarbeit mit musicadhoy Madrid und der Biennale Venedig im Rahmen des europäischen Kulturprojektes ENPARTS unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. In Zusammenarbeit mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und dem Festival Ultraschall.

    " Sonntag, 31. Januar 2010, 15:00 Uhr
    Radialsystem V
    "

    Nikolaus Brass
    Zeit im Grund (2008)
    für zwei Klarinetten und Kammerorchester

    Iannis Xenakis
    Syrmos (1959)
    für 18 Streicher

    Nikolaus Brass
    Von wachsender Gegenwart (2006)
    für 18 Streicher

    Beate Zelinsky, Klarinette
    David Smeyers, Klarinette
    Münchener Kammerorchester
    Alexander Liebreich, Leitung

    Die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz, das Hineingeworfensein in die Welt, aber auch die Möglichkeit zarten, fragilen Glücks – all das wird in der Musik von Nikolaus Brass hörbar. Der Münchner Komponist, soeben mit dem Kompositionspreis der Stadt München ausgezeichnet, ist eine ebenso leise wie eindringliche, nachdenkliche und menschenfreundliche Stimme in der Neuen Musik. Nach der Uraufführung des Orchesterwerks VOID II bei Ultraschall 2006 ist ihm nun ein Porträtkonzert gewidmet.

    " Sonntag, 31. Januar 2010, 18:00 Uhr
    Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
    "
    Einführung mit dem Komponisten und der Regisseurin: 17:00 Uhr

    José-María Sánchez-Verdú
    AURA (2009)
    Musiktheater nach einer Novelle von Carlos Fuentes

    José-Mariá Sánchez-Verdú, Musik und Libretto
    Susanne Øglænd, Inszenierung
    Jan Speckenbach, Video
    Mascha Mazur, Bühne
    Gunna Meyer, Kostüme
    Andreas Fuchs, Licht
    Sarah Maria Sun, Sopran (Aura)
    Truike van der Poel, Mezzosopran (Consuelo)
    Andreas Fischer, Bass (Felipe)
    Martin Nagy, Tenor (Kommentator)
    Guillermo Anzorena, Bariton (Kommentator)
    Joachim Haas, Experimentalstudio des SWR, Auraphon
    Kammerensemble Neue Musik Berlin
    José-María Sánchez-Verdú, Musikalische Leitung

    Ein Stück über Realität und Fiktion, über die Kraft der Imagination, die Macht der Vergangenheit und über die Liebe: In einem alten Haus trifft der Historiker Felipe, der den Nachlass eines verstorbenen Generals aufarbeiten soll, auf dessen Witwe und ihre junge Nichte Aura. Bald schon verwischen die Grenzen zwischen Sein und Schein. Was ist Realität, was Einbildung, sind die beiden Frauen wirklich zwei verschiedene Personen?

    Es entfaltet sich ein surreales Spiel. Musik und Inszenierung reflektieren die Illusion von Zeit und Realität und erzeugen mit Hilfe von Auraphon und Video elektronische Vervielfältigungen, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt.

    Eine Produktion von Musik der Jahrhunderte in Zusammenarbeit mit musicadhoy Madrid und der Biennale Venedig im Rahmen des europäischen Kulturprojektes ENPARTS unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. In Zusammenarbeit mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und dem Festival Ultraschall.
    " Sonntag, 31. Januar 2010, 20:00 Uhr
    Großer Sendesaal des rbb
    "
    207. Konzert Musik der Gegenwart

    Olga Neuwirth
    Remnants of Song ... an Amphigory (2009)
    für Viola und Orchester
    Deutsche Erstaufführung

    Magnus Lindberg
    Sculpture (2005)
    für Orchester

    George Benjamin
    Dance Figures (2004)
    Neun choreographische Skizzen für Orchester

    Mark-Anthony Turnage
    When I woke ... (2001)
    für Bariton und Kammerorchester

    Otto Katzamaier, Bariton
    Antoine Tamestit, Viola
    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
    Alejo Pérez, Leitung

    In "Remnants of Songs ... An Amphigory" setzt Olga Neuwirth sich mit dem Verhältnis zwischen Solist und Orchesterkollektiv im Spiegel der Konzerttradition auseinander. Inspiriert wurde das Violakonzert vom Weltklasse-Bratschisten Antoine Tamestit, der im Oktober 2009 auch den Solopart bei der Grazer Uraufführung übernahm. Einen "Sinn für geheimnisvoll sich entfaltende Holzbläser à la Sibelius" bescheinigte die Los Angeles Times Magnus Lindbergs Orchesterstück "Sculpture". Der finnische Komponist, der heute in Berlin lebt, hat die exzentrisch-laute Sturm-und-Drang-Phase hinter sich gelassen; er verbindet seine Visionen mit der Musik seiner finnischen Heimat. George Benjamins Tanzminiaturen "Dance Figures" entstanden ursprünglich für die Ballettgruppe von Anne Teresa de Keersmaeker und haben seit ihrer Uraufführung manches Orchester zum Tanzen gebracht. Mark Anthony Turnages "When I Woke" für Bariton und Orchester trägt einen magisch-elegisch-expressiven Charakter.

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