Das fliegende Observatorium

Von Dirk Lorenzen · 18.09.2011
Astronomen bauen ihre Teleskope auf hohen Bergen, in öden Wüsten, sie schicken sie mit Satelliten hinaus ins All – oder sie setzen sie in einen umgebauten Jumbo-Jet. SOFIA, das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie, ist eine Boeing 747.
Wenn die Maschine vom Heimatflughafen Palmdale in Kalifornien abhebt, sitzen in der spärlich möblierten Kabine voller elektronischer Geräte und Computerkonsolen nur einige Wissenschaftler, die gebannt verfolgen, welche Daten das Teleskop liefert, das im Heck des Jumbo untergebracht ist. Während des Fluges öffnet sich eine große Klappe auf der linken Seite der Maschine. In zwölf bis 14 Kilometern Höhe blickt dann das Teleskop mit 2,7 Metern Spiegeldurchmesser in die Tiefen des Alls.

Dort oben hat das Instrument 99,9 Prozent des Wasserdampfs der Atmosphäre unter sich. Wassermoleküle absorbieren das Infrarotlicht, also die Wärmestrahlung aus dem All und sorgen so dafür, dass die Strahlung nicht den Erdboden erreicht. Doch in der Flughöhe von SOFIA blicken die Astronomen tief ins Innere dunkler Gas- und Staubwolken hinein. So bekommen die Forscher einzigartige Daten über die Entstehung von Sternen, über die Atmosphären von Planeten, über die chemische Zusammensetzung von Gaswolken im All und über Staubmassen in der Umgebung Schwarzer Löcher.

SOFIA ist eine Gemeinschaftsprojekt der USA und Deutschland, das mit 20 Prozent beteiligt ist. Herzstück des Observatoriums ist das Spiegelteleskop, das im Auftrag des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gebaut wurde. Ebenso wichtig ist die Lagerung des Instruments, die automatisch kleine Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des Flugzeugs ausgleicht. Das Teleskop könnte noch eine Euro-Münze in fünf Kilometern Entfernung präzise anpeilen. Derzeit befindet sich SOFIA in der Aufbauphase. Im Routinebetrieb ab dem Jahr 2014 sind bis zu 150 Flüge im Jahr geplant. Mehr als zwanzig Jahre lang soll die fliegende Sternwarte im Einsatz sein.