Das Gängeviertel als Möglichkeitsraum
Im August 2009 besetzten 200 Künstler das Hamburger Gängeviertel. Sie forderten den Erhalt dessen, was von dem historischen Wohnviertel übrig geblieben ist, und ebenso bezahlbaren Raum für Ateliers. Aufgrund des Protestes kaufte die Stadt Hamburg die Gebäude von einem Privatinvestor zurück und will jetzt mit den Künstlern ein Nutzungskonzept erstellen.
Im Gängeviertel wird renoviert: Wände werden neu getüncht, Böden trockengelegt und Zwischendecken herausgeschlagen. Die Menschen, die das machen, tun dies ehrenamtlich, unentgeltlich. Sie arbeiten mit gespendeten oder kostengünstig bereitgestellten Materialien. In Eigenregie, erklärt Heiko Donsbach, Mitglied der Initiative "Komm in die Gänge". Regelmäßig gebe es dafür Begehungen mit dem Denkmalschutz, so der Architekt:
"Dabei sind also auch vom denkmalschützerischen Aspekt her sehr interessante Befunde gemacht worden, zu dem, was hier noch an interessanter Substanz zum Thema der Schichtung her, zum Thema auch der historischen Entwicklung her und Baukultur her vorhanden ist. Dass man also deutlich sieht, dass hier eigentlich noch deutlich mehr vorhanden ist, als dass was die offiziellen Stellen jemals geahnt oder gewusst haben."
Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Künstler in Hamburg das Gängeviertel in der Innenstadt, zwischen Caffamacherreihe und Valentinskamp, besetzt haben. Zum einen, um auf den Mangel an geeigneter und bezahlbarer Atelierfläche aufmerksam zu machen, zum anderen, um die traditionellen Häuser des einstigen Arbeiterviertels zu erhalten.
Hamburg hatte die Gebäude vor einigen Jahren an den meist bietenden Investor Hansevast verkauft, der die Häuser abreißen wollte. Dann kam alles anders: aufgrund des Protests kaufte sich die Stadt Hamburg aus dem Vertrag heraus – und will jetzt gemeinsam mit den Künstlern ein Nutzungskonzept erstellen.
Seit Anfang des Jahres sind Künstler und Stadt in Verhandlungen. Man habe sich bereits auf Eckpunkte geeinigt, so Rene Gabriel. Das Leitbild sei "das Gängeviertel als Möglichkeitsraum" – was bedeutet:
"Freiraum für künstlerische und kreative Entwicklung, Erhalt und Weiterentwicklung eines lebendigen innerstädtischen Viertels, Erhalt des historischen Gedächtnisses der Stadt und eben gelebtes bürgerschaftliches Engagement. Das eben für uns auch sehr maßgeblich ist für das, was wir hier tun","
erklärt der angehende Stadtplaner Gabriel. Die Leitlinien kommen in Amtsdeutsch daher, und bedeuten übersetzt: Das Gängeviertel soll zu einem sozio-kulturellen Treffpunkt für jedermann werden: Mit Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen, politischen Diskussionen. Doch nicht nur:
""Wir wollen Räume schaffen für soziale Initiativen. Das heißt ganz konkret so Projekte wie, dass es hier jeden Montag ne Malerwerkstadt gibt, was bedeutet, dass hier mit Leuten mit und ohne Handicap versucht wird zu malen und Kunst zu entwickeln, auch ne andere Art von Kunst","
ergänzt Jonas Becker-Tietz. Die Ideen sind vielfältig – eine Mischnutzung stellen sich die Leute vom Gängeviertel vor, es soll auch gewohnt werden in den alten Häusern. Ein wichtiger Punkt während der Verhandlungen, ergänzt René Gabriel, ist deshalb die Frage nach dem Eigentum der sechs Gebäude:
""Die eine Möglichkeit ist, dass das Gängeviertel im Eigentum der Stadt verbleibt. Und die zweite Lösung, die sich letztendlich um einen Kauf dreht, da ist die Sache, dass der Kaufpreis eigentlich nur über einen symbolischen geregelt werden kann. Da ansonsten ein derartiges Projekt, wie wir es hier vorsehen, nicht realisierbar sein wird. Dass eben der Möglichkeitsraum für Künstler und für soziale Projekte dann eigentlich nicht mehr gegeben sein wird."
Die eine wie die andere Möglichkeit beinhaltet aber vor allem, dass die Künstler auf die Selbstverwaltung der Flächen, knapp 7000 Quadratmeter sind es insgesamt, bestehen. Nur dann könnte die Idee eines öffentlichen Raums für alle funktionieren, sind sich die Künstler sicher. Die Gespräche zwischen Initiative und Vertretern der Stadt laufen gut, sind konstruktiv, so die Künstler. Sie und ihre Vorschläge werden ernst genommen. Ganz konkrete Vereinbarungen sollen bis Ende März getroffen werden.
"Dabei sind also auch vom denkmalschützerischen Aspekt her sehr interessante Befunde gemacht worden, zu dem, was hier noch an interessanter Substanz zum Thema der Schichtung her, zum Thema auch der historischen Entwicklung her und Baukultur her vorhanden ist. Dass man also deutlich sieht, dass hier eigentlich noch deutlich mehr vorhanden ist, als dass was die offiziellen Stellen jemals geahnt oder gewusst haben."
Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Künstler in Hamburg das Gängeviertel in der Innenstadt, zwischen Caffamacherreihe und Valentinskamp, besetzt haben. Zum einen, um auf den Mangel an geeigneter und bezahlbarer Atelierfläche aufmerksam zu machen, zum anderen, um die traditionellen Häuser des einstigen Arbeiterviertels zu erhalten.
Hamburg hatte die Gebäude vor einigen Jahren an den meist bietenden Investor Hansevast verkauft, der die Häuser abreißen wollte. Dann kam alles anders: aufgrund des Protests kaufte sich die Stadt Hamburg aus dem Vertrag heraus – und will jetzt gemeinsam mit den Künstlern ein Nutzungskonzept erstellen.
Seit Anfang des Jahres sind Künstler und Stadt in Verhandlungen. Man habe sich bereits auf Eckpunkte geeinigt, so Rene Gabriel. Das Leitbild sei "das Gängeviertel als Möglichkeitsraum" – was bedeutet:
"Freiraum für künstlerische und kreative Entwicklung, Erhalt und Weiterentwicklung eines lebendigen innerstädtischen Viertels, Erhalt des historischen Gedächtnisses der Stadt und eben gelebtes bürgerschaftliches Engagement. Das eben für uns auch sehr maßgeblich ist für das, was wir hier tun","
erklärt der angehende Stadtplaner Gabriel. Die Leitlinien kommen in Amtsdeutsch daher, und bedeuten übersetzt: Das Gängeviertel soll zu einem sozio-kulturellen Treffpunkt für jedermann werden: Mit Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen, politischen Diskussionen. Doch nicht nur:
""Wir wollen Räume schaffen für soziale Initiativen. Das heißt ganz konkret so Projekte wie, dass es hier jeden Montag ne Malerwerkstadt gibt, was bedeutet, dass hier mit Leuten mit und ohne Handicap versucht wird zu malen und Kunst zu entwickeln, auch ne andere Art von Kunst","
ergänzt Jonas Becker-Tietz. Die Ideen sind vielfältig – eine Mischnutzung stellen sich die Leute vom Gängeviertel vor, es soll auch gewohnt werden in den alten Häusern. Ein wichtiger Punkt während der Verhandlungen, ergänzt René Gabriel, ist deshalb die Frage nach dem Eigentum der sechs Gebäude:
""Die eine Möglichkeit ist, dass das Gängeviertel im Eigentum der Stadt verbleibt. Und die zweite Lösung, die sich letztendlich um einen Kauf dreht, da ist die Sache, dass der Kaufpreis eigentlich nur über einen symbolischen geregelt werden kann. Da ansonsten ein derartiges Projekt, wie wir es hier vorsehen, nicht realisierbar sein wird. Dass eben der Möglichkeitsraum für Künstler und für soziale Projekte dann eigentlich nicht mehr gegeben sein wird."
Die eine wie die andere Möglichkeit beinhaltet aber vor allem, dass die Künstler auf die Selbstverwaltung der Flächen, knapp 7000 Quadratmeter sind es insgesamt, bestehen. Nur dann könnte die Idee eines öffentlichen Raums für alle funktionieren, sind sich die Künstler sicher. Die Gespräche zwischen Initiative und Vertretern der Stadt laufen gut, sind konstruktiv, so die Künstler. Sie und ihre Vorschläge werden ernst genommen. Ganz konkrete Vereinbarungen sollen bis Ende März getroffen werden.