Das gelebte Leben in Form bringen
In seinem Buch "Herr Adamson" schildert Urs Widmer, wie ein Achtjähriger seinem "Vortoten" begegnet, der ihm später am Ende seines Lebens den Weg ins Totenreich weist. In seinem Buch habe er eine "kleine Mythologie des Totenreiches" beschrieben, erzählte Urs Widmer auf dem "blauen sofa".
Der Erzähler in Widmers Buch schildert seine Begegnung mit Herrn Adamson, die ihm als Achtjähriger im Garten seiner Kindheit widerfuhr, einen Tag nach seinem 94. Geburtstag im Jahr 2032. zufällig wäre das auch der 94. Geburtstag des Autors Urs Widmer. "Herr Adamson ist mein Vortoter", sagte Widmer im Gespräch auf dem blauen sofa. Jeder habe einen solchen Vortoten, sagte Widmer.
"Das ist der, der in genau dem Augenblick gestorben ist, da du auf die Welt gekommen bist."
Und dieser "Vortote" hat eine Aufgabe: Er muss seinen "Nachfolger" im Leben am Ende den Weg ins Totenreich weisen. Herr Adamson im Buch zögert diese Aufgabe möglichst lange hinaus. Denn in seiner Totenwelt ist eher Trostlosigkeit angesagt, betont Widmer:
"Meine Totenwelt ist keine christliche oder auch keine muslimische, sie hält keine Paradies bereit, meine Totenwelt hat keinen Trost. Und das muss man aushalten in diesem buch, dass der Trost im Leben stattfindet. Nachher ist kein Trost mehr."
Allerdings sollte einen nicht resignieren lassen, meint Widmer, sondern dazu bringen, sich dem Leben zuzuwenden:
"Dieses Konzept von Welt verpflichtet, aus dem Diesseits und aus dem Jetzt etwas möglichst Sinnvolles zu machen. Das versuche ich in meinem realen Leben, und das versuche ich in meiner Kunst. Das Schreiben ist dann natürlich ein Versuch, da einen Sinn auf diese Art hinein, eine Struktur hineinzubringen. Das Problem des gelebten Lebens ist ja, dass es so strukturlos ist, und Literatur macht nichts anderes, als das gelebte Leben in Form zu bringen. Und das in Form Bringen, wenn's gelingt, macht so etwas wie Sinn und schafft so etwas wie Glück und zwar sowohl beim Schreiben als auch dann beim Wahrnehmen, also beim Lesen. Darum machen wir das so gerne."
Urs Widmer: "Herr Adamson"
Diogenes, Zürich 2009
200 Seiten, 18,90 Euro
Sie können das vollständige Gespräch mit Urs Widmer mindestens bis zum 19.03.2010 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio
"Das ist der, der in genau dem Augenblick gestorben ist, da du auf die Welt gekommen bist."
Und dieser "Vortote" hat eine Aufgabe: Er muss seinen "Nachfolger" im Leben am Ende den Weg ins Totenreich weisen. Herr Adamson im Buch zögert diese Aufgabe möglichst lange hinaus. Denn in seiner Totenwelt ist eher Trostlosigkeit angesagt, betont Widmer:
"Meine Totenwelt ist keine christliche oder auch keine muslimische, sie hält keine Paradies bereit, meine Totenwelt hat keinen Trost. Und das muss man aushalten in diesem buch, dass der Trost im Leben stattfindet. Nachher ist kein Trost mehr."
Allerdings sollte einen nicht resignieren lassen, meint Widmer, sondern dazu bringen, sich dem Leben zuzuwenden:
"Dieses Konzept von Welt verpflichtet, aus dem Diesseits und aus dem Jetzt etwas möglichst Sinnvolles zu machen. Das versuche ich in meinem realen Leben, und das versuche ich in meiner Kunst. Das Schreiben ist dann natürlich ein Versuch, da einen Sinn auf diese Art hinein, eine Struktur hineinzubringen. Das Problem des gelebten Lebens ist ja, dass es so strukturlos ist, und Literatur macht nichts anderes, als das gelebte Leben in Form zu bringen. Und das in Form Bringen, wenn's gelingt, macht so etwas wie Sinn und schafft so etwas wie Glück und zwar sowohl beim Schreiben als auch dann beim Wahrnehmen, also beim Lesen. Darum machen wir das so gerne."
Urs Widmer: "Herr Adamson"
Diogenes, Zürich 2009
200 Seiten, 18,90 Euro
Sie können das vollständige Gespräch mit Urs Widmer mindestens bis zum 19.03.2010 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio