Die Sendung ist eine Wiederholung vom 25./26. Juli 2015 - Skripte zur Sendung:
+ Haldern Pop (Manuskript als Txt) / Haldern Pop (Manuskript als PDF)
Weltmusik in der Provinz
Das Haldern Pop Festival, das 1981 mit einer Ministranten-Sause in einem verschlafenen Dorf am Niederrhein begann, ist heute eine Perle unter den europäischen Festivals. Das Kartenkontingent ist immer schon vergriffen, bevor die ersten Bands gemeldet werden.
"Professioneller Anarcho-Syndikalismus gepaart mit tiefer Liebe zur Musik: Das ist das Wunder von Haldern". Mit dieser Formel schloss Sven Regener, Schriftsteller und Sänger der Kultband "Element of Crime", seine Lobrede zum 20.-jährigen Jubiläum des Haldern Pop in der Spex. Die Wurzeln dieses Wunders liegen im Katholizismus. 1981 fassten 14 Messdiener und ihre beiden Oberministranten den Entschluss, eine Open-Air-Sause zu organisieren. Auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität wurden sie auf dem Alten Reitplatz am Dorfrand fündig. Es gab Musik aus der Konserve, eine passende Anlage hatte das benachbarte Tonstudio Keusgen zur Verfügung gestellt. Der Abend wurde ein voller Erfolg, das Ereignis sprach sich herum. Zu den Partys 1982 und 1983 strömten bereits über 1500 Besucher auf den Alten Reitplatz. Der folgende Schritt war fast logisch: Im folgenden Jahr sollten richtige Bands Live-Musik bringen. Dazu brauchte man allerdings Geld. Zum Zweck der Finanzmittelbeschaffung wurde das sogenannte Aktienprojekt geboren. Zur seiner Gründung versammelten sich die potentiellen "Anleger" in "Raum 3" im örtlichen Jugendheim. Mehr als 50 Halderner erwarben Anteile im Werte von je DM 500,- und verpflichteten sich gleichzeitig zur freiwilligen Mitarbeit. Sie gründeten keinen Verein und formulierten keine Satzung. Sie waren einfach nur entschlossen, etwas auf die Beine zu stellen. Das Festival ‘84 war vor allem Improvisation. Ein Bauunternehmer stellte die Verteilerkästen für das Stromnetz zur Verfügung, Kabeltrommeln brachten die Aktionäre von zu Hause mit. Am 23. Juni war es soweit: Wo sonst nur Kühe und Pferde grasen, ertönte erstmals echte Live-Musik. Auf dem Programm standen Herne 3, Nightwing und The Chameleons. Das Haldern Pop Festival war geboren! Alle verloren etwa DM 130,-, konnten sich dafür aber von nun an Konzertveranstalter nennen. Für das Folgejahr wurden gleich vier Bands verpflichtet, darunter die Krautrocker von Grobschnitt. Doch das Wetter sorgte für Ungemach:
Schlechtes Wetter und andere Hürden
Stefan Reichmann, ein Aktionär der ersten Stunde und heute künstlerischer Leiter des Haldern Pop, erinnert sich:
"Mit Grobschnitt kam eine Band, die damals für uns Heroes waren; wir waren relativ leicht glücklich zu machen, es reichte eine Band aus Hagen. Es war am regnen wie Hulle, und ich glaube, als sie damals mit dem Truck in die Lohstraße reingefahren sind, haben die gedacht, wo sind wir hier gelandet. Dat Ende der Welt. Wollten uns überreden, nach dem Motto: am besten wir packen gar nicht erst aus, ihr gebt die verkauften Karten zurück. Und da haben wir gesagt: dat geht nicht, wir müssen das jetzt machen, es durchziehen. Wir haben noch viel vor, und wenn wir jetzt schon im 2. Jahr in die Knie gehen...So Sachen sind dann auch wichtig, dass man nicht so schnell scheitert."
Stehvermögen mussten die Aktionäre auch 1986 beweisen. Wieder gab es tolle Konzerte, dennoch kamen viel zu wenige Zuschauer auf den Alten Reitplatz.
"Wir haben ja 1984, 1985 Geld verloren, und 1986 richtig viel Geld verloren, waren Anteile von 500 DM aufgebraucht, hat gespielt Midnite Fun, The Radio und N‘Daga aus Mühlheim, das waren halt drei unbekanntere Kapellen, Wetter gut, aber kamen einfach nicht so viele Leute … aber: hat allen Beteiligten total Spaß gemacht. Wir wussten ja, dass wir ein tolles Festival bieten. Also an uns haben wir nicht gezweifelt. Wir müssen das nur lauter erzählen. Und vielleicht namhaftere Bands kriegen"
1987 zeigte sich so etwas wie Licht am Horizont. Die Band Extrabreit lockte so viele Zuschauer an, dass die Einnahmen erstmals die Auslagen übertrafen. Das Festival sprach sich langsam ein bisschen herum. 1988 folgte ein künstlerisch richtungsweisendes Jahr, weil die Haldern-Macher durch die Verpflichtung von Element of Crime, die damals noch englische Texte machten, erstmals besonderes Gespür für großartige neue Bands bewiesen.
Sponsoring? Nur ein bisschen....
Durch den Einstieg einer Privatbrauerei als Hauptsponsor 1998 entspannte sich die finanzielle Lage ein wenig. Auch das Feuilleton wurde jetzt immer stärker aufmerksam. 1999 schließlich gab es einen ersten Ritterschlag: das Haldern Pop wurde unter den zehn besten deutschen Festivals gelistet: Seit 2002 ist das Haldern Pop regelmäßig ausverkauft. Inzwischen sind die 6500 Karten schon Stunden nach der Eröffnung des Vorverkaufs im Oktober vergriffen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein Künstler gemeldet ist. Ein bisschen wächst das Festival immer noch. Fast jedes Jahr kommen ein paar Bands mehr, seit 2006 ist es auf drei Tage ausgeweitet. Journalisten aus dem In- und Ausland reisen an, es gibt Radio- und Fernseh-Übertragungen. Doch ein Massenevent wird das Haldern Pop trotzdem nicht. Die Aktionäre hätten das Festival längst verkaufen oder mit einer vielfach größeren Zuschauerzahl auf ein anderes Gelände umziehen können. Aber das hätte den Charme dieses Happenings unweigerlich ruiniert. Deshalb ist Kartenkontingent bewusst limitiert. Für Stefan Reichmann ist es ein Luxus, das Festival in dieser Größe zu halten. Wie wichtig seine soziale Verankerung in der Gemeinde ist, zeigt sich nicht nur an der großen Zahl der freiwilligen Helfer, sondern auch wenn Not am Mann ist.
Festival der Helfer
Im Jahrhundertsommer 2003 beispielsweise litten die Besucher unter einer gnadenlosen Hitze. In Windeseile wurden mit Unterstützung der Dorfbewohner Sonnenschutzplätze errichtet, die Camper per Trecker mit kühlendem Frischwasser versorgt und eine improvisierte Zuschauer-Berieselungsanlagen zusammengeschraubt, Stefan Reichmann:
"Da hatten wir das Glück .. ein Nachbarbauer kam auf uns zu und meinte, ich hab für meine Hühnerställe so Ventilatoren, denn wenn es da zu heiß wird, dann kippen die auch um, wollt ihr dat nicht nützen, könnt euch was bauen. Und dann haben wir vier große Ventilatoren neben die Bühne gestellt und mit Wasserschläuchen kombiniert, dass die so nen Tau auf das Publikum geworfen haben, so nen Feuchtigkeitsfilm und dat war natürlich, auch für das Publikum, unglaublich, was da passiert ist, was geleistet wurde, und da kamen halt Leute zum Zuge, die keine Gitarre spielen können, aber andere Sachen können, und da sah man, das so ein Festival halt ein Mannschaftssport ist und dass es viele Faktoren braucht, dass es ne runde Sache ist. Wenn et drauf ankommt, dann kann die Provinz einiges."
Bis heute lebt das Haldern Pop von dem, was Stefan Reichmann einmal die "amateurhafte Seele" nannte. Rund 300 Menschen helfen ehrenamtlich mit, schenken Getränke aus, reißen Karten ab, versorgen Theken mit Kisten und Fässern, backen Kuchen, schnibbeln Obst und Salate oder tragen anderweitig zum Gelingen bei. Niemand der Freiwilligen bekommt Geld. Sie engagieren sich einfach aus Spaß an der Sache. In dieser Hinsicht hat sich nichts geändert. Die Koordinierung der Freiwillen ist allerdings durch die Entwicklung zum dreitägigen Happening komplizierter geworden, ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Nachrückern ist deren Bereitschaft, nicht nur beim Festival, sondern auch bei den Vor- und Nachbereitungen zu helfen.
Festival der Musiker
"Wir haben eigentlich immer versucht, klarzustellen, dass die Musik bei unserem Festival das Wesentliche ist, es geht um Musik, und über Musik haben wir auch dieses Publikum gefunden, und dieses Publikum macht Haldern zu dem was es ist, unser größtes Kapital ist unser Publikum. Deren Aufmerksamkeit sorgt dafür, dass die Musiker gerne bei uns spielen."
… so Stefan Reichmann, einst Mitbegründer und heute künstlerischer Leiter des Haldern Pop. Einer dieser Musiker ist der der Komponist und Klaviervirtuose Lubomyr Melnyk, der ganz verblüfft war von der Konzentration der Zuhörer in der Kirche:
"Das ist eine tolle neue Erfahrung, ich spiele normalerweise nicht auf diesen großen Festivals im Sommer, es ist das erste Mal , es ist wunderbar – die ganzen jungen Menschen, man spürt die Aufregung, die Freude daran, Musik hören zu wollen. Die Unterschiedlichkeit der Künstler, es fühlt sich einfach gut an. Es ist der Geist bei diesem Festival. Nicht nur die Musiker, auch bei den Machern merkt man das, sie lieben die Musik und das wollen sie wirklich teilen. Es ist keine Industrie. Das kann man beim Stefan sehen, in seinen Augen. Er macht das, weil er es wirklich liebt."
Die Auswahl der Musik ist undogmatisch und ohne subkulturelle Attitüde. Das Programm spannt einen weiten Bogen von den experimentellen Klangkunstwerken einer Julia Holter über Folk, Blues, Soul und Hip-Hop bis zu den unterschiedlichsten Spielarten des Pop und Indie-Rock. Diese enorme musikalische Bandbreit ist zweifellos besonders:
"Ja, einfach Open-Air zu spielen, das ist heute nicht mehr so einfach, weil es sehr eng ist, was man spielen kann. Es gibt halt nur noch eine Art von Musik, die da funktioniert, und ganz viel geht verloren deswegen. Wenn man das vergleicht mit den 70er-Jahren. Haldern ist halt so eine Ausnahme, hier ist alles möglich, hier sieht man alle Bands. Es ist ein Musikfestival und es ist speziell."
Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger ist ein bekennender Fan des Haldern Pop. Obwohl sie im Zuge ihrer ausgedehnten Tourneen weltweit auf hunderten von Bühnen stand, ist das Musikevent am Niederrhein erklärtermaßen ihr Lieblings-Festival. Sicher auch deshalb, weil ihr grandioses Haldern-Debut 2010 eine besondere Bedeutung für ihre eigene künstlerische Entwicklung hatte:
"Wir haben ja angefangen vor ein paar Jahren und dann hatten wir am Anfang etwas Mühe, auf Festivals eingeladen zu werden, wir sind halt nicht die typische Festival-Band mit zwei Gitarren und fettem Schlagzeug, das immer im 4/4-Takt kickt. Und dann haben wir die Einladung nach Haldern bekommen und schon das war eine Party wert. Dann sind wir gekommen und es war bis heute eines der schönsten Konzerte, die wir je gegeben haben, es hat lange nachgeklungen, auch in der Erinnerung der Band, dieser Abend war so ein besonderer Moment, der gewisse Sachen auch zusammenhalten kann oder der für eine gewisse Zeit steht. Wir waren sehr stolz nach diesem Abend und hatten das Gefühl, dass wir jetzt alles machen können."
Das Lagerfeuer
Auf dem Platz hinter der Hauptbühne gibt es eine große Feuerstelle, am Rande lagern Berge von Brennholz. Das Lagerfeuer verleiht dem Areal zwischen den Künstlerzelten und dem Catering einen Hauch von Sommerlager. Ab den Abendstunden wird das Rondell zum Treffpunkt der Künstler, die hier am Feuer Bekanntschaften knüpfen, Erfahrungen austauschen, ihre Auftritte feiern oder einfach nur "schnacken", wie Stefan Reichmann meint. Der Respekt unter den Musikern ist groß, auf eine Trennung zwischen A-, B- und C-Künstlern wurde bewusst verzichtet. Nicht selten holt einer der Beteiligten zu später Stunde noch einmal seine Gitarre hervor.
Das Lagerfeuer ist eine Reminiszenz an die Open-Air-Partys, mit denen das Haldern Pop begann – und an den Geist der Anfangsjahre. "Ain’t singing for Pepsi, ain’t singing for Coke. I don’t sing for nobody, makes me look like a joke", heißt es in einem Lied von Neil Young. Frei übersetzt ins Niederrheinische: Wir machen hier keine Musik für Leute, die ein Festival nur benutzen, um ihr sogenanntes Zielpublikum mit bunten Reklamebotschaften zu bombardieren. Von jeher verzichten die Macher auf die zusätzlichen Einnahmen durch riesige Werbebanner. Die Bühne ist schwarz und frei von Reklametafeln, im Mittelpunkt steht die Musik. Das wissen die Künstler enorm zu schätzen. Dazu der irische Sänger Glen Hansard, der für "Falling Slowly" 2008 den Oscar für den besten Film-Song erhielt:
"Das erste, was mich erstaunt hat, als ich hier ankam, war das Lagerfeuer. Eine wundervolle Sache. Das machen wir immer, wenn wir auf ein Festival kommen: wir suchen Holz und machen ein Feuerchen. Aber hier war es schon da. Großartig. Und dann noch was: ich saß im Gras und hörte einer Band zu und ich sah nirgends Werbung. Wo gibt es das heute noch? Ich erinnere mich an ein Festival in Irland: Da sah ich die Band Sonic Youth, vor etwa acht Jahren, wie sie gerade die Werbebanner von Heineken und Vodafone einfach abrissen und von der Bühne schmissen. Wow – was für eine großartige Sache: holt Euch den Platz zurück! Es geht nicht um diesen ganzen Blödsinn, es geht um die Musik. Und am Anfang war das Lagerfeuer. Ein Festival steht in dieser uralten Tradition der Zusammenkunft. Ein gutes Festival bringt Dich näher an diese Wahrheit. Ein schlechtes bringt dich davon weg. Dort stehen die Sicherheitsleute im Vordergrund, und die O2-Werbung, der ganze Kram. Ein gutes Festival bringt die Erinnerung zurück."
Festival der Entdeckungen
Das Budget der Haldern-Macher war immer bescheiden. Durch die Krise der Musikindustrie wurde die Finanzierung von Festivals insofern erschwert, als viele Bands die sinkenden Platten-Einnahmen durch höhere Live-Gagen kompensieren müssen. Zum Glück für das Haldern Pop hat sich Stefan Reichmann früh darauf spezialisiert, Musiker einzuladen, unmittelbar bevor sie richtig durchstarten und unbezahlbar werden. Dabei hat er im Laufe der Jahre ein unglaubliches Gespür bewiesen. Bands wie Franz Ferdinand, Mando Diao, Maximo Park oder Mumford & Sons spielten schon in Haldern, bevor sie weltweit riesige Hallen füllten. Inzwischen gilt Haldern als eines der großen Sprungbretter in Europa. Das hat den Kontakt zu vielen Managern und Agenturen leichter gemacht. Stefan Reichmann antwortet auf die Frage, wie es ihm immer wieder gelingt, aus dem riesigen Aufgebot neuer Künstler jedes Jahr wieder ein paar Perlen herauszupicken. "Wir pflücken die Bananen, wenn sie grün sind in der Hoffnung natürlich, dass sie bis zum Festival gelb werden." Was die Musiker betrifft, genießen sie das Treffen mit Kollegen und die ungewöhnliche Aufmerksamkeit der Zuhörer. Andre de Ridder hat als Dirigent die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen nur noch aus Prestigegründen zu klassischen Konzerten gehen, aber sich eigentlich kaum für Musik interessieren und auch nicht gut zuhören. Im Gegensatz dazu kommt ihm das Publikum in Haldern viel neugieriger und musikinteressierter vor. Diese Erfahrung hat auch der Sänger und Entertainer Bernd Begemann gemacht:
"Es ist ein informiertes Publikum, es sind Leute, die die Musik lieben, die sie kennen, und man hat das Gefühl, dass die Leute auch wegen der Musik hier sind, was ungewöhnlich ist. Die meisten Leute gehen auf Festivals, ums ich im Matsch zu wälzen, um zu saufen, um sich schlecht zu benehmen. Was ich völlig okay finde … Aber als jemand der Lieder singt, ist es mir angenehmer, wenn Leute zuhören. Das finde ich gut."
Das Festival und das Dorf
Haldern sei ein Ort, "in dem Pop und Schützenfest friedlich koexistieren", notierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Tatsächlich hätte ohne die Unterstützung aus dem Dorf das Popfestival niemals werden können, was es heute ist. Das gilt auch für das Gotteshaus: Vor einigen Jahren hat auch die Dorfkirche ihre Pforten für das Festival geöffnet. Dadurch bot sich für die Veranstalter die Möglichkeit, das musikalische Spektrum noch ein bisschen zu erweitern, speziell um die leisen, nuancierten Töne. Dazu Pastor Marian Szalecki.
"Die Kirche ist nur Kirche, als Haus, aber Kirche, das sind die Menschen. Und ich freue mich besonders, die jungen Menschen hier zu sehen. Tausende von Menschen in Haldern, das ist wunderbar. Und dieses Festival ist entstanden von Messdienergruppe, das ist sehr wichtig, von unseren heimlichen Jugendlichen. Darum freue ich mich besonders."
Reichmann und seine Mitstreiter nahmen das Angebot dankend an und fingen an, Künstler zu buchen, die zu den sakralen Räumlichkeiten passen. Diese Neuerung kam beim Publikum unglaublich gut an, insbesondere bei der älteren Bevölkerung im Dorf. Bei fast allen Konzerten ist die St.-Georg-Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.
Camping
Besonders beliebt unter den Besuchern des Haldern Pop ist der Campingplatz, der nicht ohne Grund schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Durch die Beschränkung auf 6500 Besucher sind die Wege zum angrenzenden Festival-Gelände kurz, die Stimmung ist familiär und ausgesprochen entspannt. Matthias Storm, seit vielen Jahren für die Betreuung des Areals verantwortlich, kennt bereits einen Großteil seiner Gäste. Viele Cliquen schlagen ihre Zelte traditionell an denselben Stellen auf, unmittelbar neben anderen Gruppen, die ebenfalls seit Jahren kommen. Es wird gechillt und gegrillt, man sieht junge Familien mit Kindern, Lagerfeuer und auch Luftmatratzen. In dem kleinen See hinter der Hauptbühne ist das Baden offiziell verboten ist, dennoch trägt er nicht unwesentlich zum Charme dieses Festivals bei. Auch einige Künstler campen auf der Wiese, und fast immer gibt es irgendwo kleine Akustik-Sessions. Die Atmosphäre, so Matthias Storm, sei einfach fantastisch und sehr entspannt. Er selbst trägt durch eine außergewöhnliche Servicebereitschaft zu dieser Stimmung bei: "Ich habe mittlerweile auf meinen Trecker eine Kiste drauf, da sind Kopfschmerztabletten drin, Duschgel, Pflaster, Zeug gegen Mückenstich, die Pille danach können sie sich bei den Maltesern abholen."
Am Ende wartet ein schöner Blues
Zu einem guten Festival gehört auch das "gute Abbauen", sagt Stefan Reichmann. Das beginnt traditionell am Sonntagmorgen um 10 Uhr. Alle Freiwilligen kennen den Blues, der sie beim Abbau befällt. Aber gleichzeitig sind sie auch stolz, dass sie kein Clubheim gegründet haben, sondern nach dem Wochenende wieder Platz machen für das Schützenfest, den Taubenzüchterverein und das Reitturnier. Was bleibt, das sind Anekdoten, die Eindrücke vieler Konzerte und auch Erinnerungen an diese "magischen Momente", die das Festival den Besuchern beschert.