Das Haus in der Schadowstraße
Die Nr. 6 in der Schadowstraße, ein DDR-Neubau in Berlin-Mitte unweit des Brandenburger Tors, beherbergte seit Ende 1974 das erste (und letzte) DDR-Studio der ARD für Hörfunk und Fernsehen. Trotz vieler Schwierigkeiten bürgten Korrespondenten wie Lothar Loewe und Fritz Pleitgen (Fernsehen) oder Wolfgang Nette, Robert Roentgen, Eckart Bethke und Wolfgang Hauptmann (Hörfunk) für erstklassige Berichterstattung.
Für den Westen war das die Erschließung eines bis dahin (fast) unbekannten Landes, für den Osten ein neuartiger, zunehmend wichtiger Spiegel seiner selbst. Aber das von außen überwachte und von innen mit Abhörmikrofonen gespickte Gebäude war auch eine Art Kristallisationspunkt für entstehende "Gegenwelten". Das wussten, fürchteten und nutzten sowohl die "Staatsmacht" als auch die Kultur- und Dissidentenszene der DDR.
Tondokumente, Literatur, Hörspielszenen und Musik aus Ost- und Westarchiven liefern Ansätze zur Diskussion. In Gesprächsrunden mit Schriftstellern, Künstlern, "Ständigen Vertretern" und Bonner Ex-Korrespondenten der DDR erinnern ehemalige ARD-Korrespondenten und ihre "Gegenüber" in den DDR-Institutionen diesen spannenden Abschnitt deutscher Zeitgeschichte.
Bereits Mitte der 60er-Jahre bemühten sich einige ARD-Rundfunkanstalten, einen ständigen Korrespondenten in Ostberlin zu stationieren. Aber erst Ende 1974, nach Abschluss des Grundlagenvertrags, erteilte die DDR-Regierung einem Fernsehkorrespondenten die Akkreditierung. Anfang 1975 erhielt sie auch der erste Hörfunkkorrespondenten der ARD in Ost-Berlin. Mehr: ard-hauptstadtstudio.de
Alfred Eichhorn studierte nach einer Chemiefacharbeiterausbildung Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1967 kam er zum Rundfunk der DDR und war 1989/90 letzter Chefredakteur von Radio DDR.
Peter Bender wurde nach dem Studium in Alter Geschichte zum Dr. phil. promoviert. Seit 1954 arbeitete er als Journalist. Von 1961 bis 1970 war er Redakteur und Kommentator beim WDR, von 1970 bis 1988 Berlin-Korrespondent des WDR. Von 1973 bis 1975 ARD-Korrespondent (Hörfunk) in Warschau. Seit 1963 war er zudem Autor der ZEIT, seit 1966 ebenfalls des MERKUR. 1968/69 war er außerdem Senior Assistant beim International Institute for Strategic Studies (IISS). Im Hörfunk wie in der Presse machte er sich in der Beurteilung des deutsch-deutschen Verhältnisses und durch Kommentare zur deutschen Ostpolitik einen Namen.
Lothar Loewe ist ein deutscher Journalist. Bekannt wurde er als ARD-Korrespondent in Washington, Moskau und Ost-Berlin.
Fritz Ferdinand Pleitgen: Die in Moskau bewiesenen diplomatischen Fähigkeiten (Pleitgen unterhielt sehr gute Kontakte sowohl zur Regierung als auch zu Dissidenten) qualifizierten ihn 1977 für den Korrespondentenposten in Ost-Berlin. Sein dortiger Vorgänger, Lothar Loewe, war aufgrund seiner unverblümt kritischen Berichterstattung des Landes verwiesen worden, was man bei Pleitgen seitens der ARD nicht befürchtete. Insgesamt blieb er fünf Jahre auf diesem Posten.
Wolfgang Nette
"DDR-Report"
Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf 1968
Dazu eine Besprechung in DIE ZEIT von Januar 1969: Der Autor, seit Ende 1962 für den Westdeutschen Rundfunk in Berlin tätig, schwamm gegen den Strom - er reiste durch die Deutsche Demokratische Republik, und führte einen moralischen Auftrag aus: Denken an Deutschland.
Eckart Bethke
Jubeln nach Dienstschluss.
Leben in Ost-Berlin;
Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1986
Buchbesprechung von 1986 in DIE ZEIT
Das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Stifter sind die in der ARD zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands. Das DRA wurde 1952 als "Lautarchiv des Deutschen Rundfunks" mit Sitz beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main gegründet und ist damit die erste und älteste Gemeinschaftseinrichtung der ARD.
Das Internetangebot 1989 - 1990: Wende-Zeiten. Bilder, Töne, Kommentare aus dem DDR-Fernsehen bietet mit Themenseiten, Chroniken und Dokumenten interessante und ungewöhnliche Rückblicke auf den Mauerfall und seine Vor- und Nachgeschichte von Anfang 1989 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Deutschlandfunk Hintergrund: Medien-Infiltration - Über Strategie und Taktik der DDR-Staatssicherheit im deutschen Rundfunk
Peter Pragal
Der geduldete Klassenfeind
Als West - Korrespondent in der DDR.
2008 Osburg
Er verlegte als der Erste unter den akkreditierten westdeutschen Korrespondenten 1974 seinen Wohnsitz in die DDR-Hauptstadt und zog mit seiner Familie freiwillig von München nach Ost-Berlin, wo er von nun an unter den Augen und Ohren der Stasi arbeitete und lebte. Peter Pragal war kein Sympathisant des kommunistischen Systems, auch kein Abenteurer. Er war Journalist auf Entdeckungstour. Um das Leben der Menschen im sozialistischen deutschen Staat realistisch schildern zu können, passten sich die Pragals deren Alltag an. ""Pragal war bemüht, wie ein DDR-Bürger zu leben und zu denken", notierte die Stasi. So gelang es dem Autor, hinter die Fassaden der Diktatur zu schauen. Mit der Schärfe seines Blicks für die Unzulänglichkeiten des Arbeiter- und Bauernstaates wuchs sein Verständnis für die Menschen, die sich mit diesem System arrangieren mussten.
Tondokumente, Literatur, Hörspielszenen und Musik aus Ost- und Westarchiven liefern Ansätze zur Diskussion. In Gesprächsrunden mit Schriftstellern, Künstlern, "Ständigen Vertretern" und Bonner Ex-Korrespondenten der DDR erinnern ehemalige ARD-Korrespondenten und ihre "Gegenüber" in den DDR-Institutionen diesen spannenden Abschnitt deutscher Zeitgeschichte.
Bereits Mitte der 60er-Jahre bemühten sich einige ARD-Rundfunkanstalten, einen ständigen Korrespondenten in Ostberlin zu stationieren. Aber erst Ende 1974, nach Abschluss des Grundlagenvertrags, erteilte die DDR-Regierung einem Fernsehkorrespondenten die Akkreditierung. Anfang 1975 erhielt sie auch der erste Hörfunkkorrespondenten der ARD in Ost-Berlin. Mehr: ard-hauptstadtstudio.de
Alfred Eichhorn studierte nach einer Chemiefacharbeiterausbildung Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1967 kam er zum Rundfunk der DDR und war 1989/90 letzter Chefredakteur von Radio DDR.
Peter Bender wurde nach dem Studium in Alter Geschichte zum Dr. phil. promoviert. Seit 1954 arbeitete er als Journalist. Von 1961 bis 1970 war er Redakteur und Kommentator beim WDR, von 1970 bis 1988 Berlin-Korrespondent des WDR. Von 1973 bis 1975 ARD-Korrespondent (Hörfunk) in Warschau. Seit 1963 war er zudem Autor der ZEIT, seit 1966 ebenfalls des MERKUR. 1968/69 war er außerdem Senior Assistant beim International Institute for Strategic Studies (IISS). Im Hörfunk wie in der Presse machte er sich in der Beurteilung des deutsch-deutschen Verhältnisses und durch Kommentare zur deutschen Ostpolitik einen Namen.
Lothar Loewe ist ein deutscher Journalist. Bekannt wurde er als ARD-Korrespondent in Washington, Moskau und Ost-Berlin.
Fritz Ferdinand Pleitgen: Die in Moskau bewiesenen diplomatischen Fähigkeiten (Pleitgen unterhielt sehr gute Kontakte sowohl zur Regierung als auch zu Dissidenten) qualifizierten ihn 1977 für den Korrespondentenposten in Ost-Berlin. Sein dortiger Vorgänger, Lothar Loewe, war aufgrund seiner unverblümt kritischen Berichterstattung des Landes verwiesen worden, was man bei Pleitgen seitens der ARD nicht befürchtete. Insgesamt blieb er fünf Jahre auf diesem Posten.
Wolfgang Nette
"DDR-Report"
Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf 1968
Dazu eine Besprechung in DIE ZEIT von Januar 1969: Der Autor, seit Ende 1962 für den Westdeutschen Rundfunk in Berlin tätig, schwamm gegen den Strom - er reiste durch die Deutsche Demokratische Republik, und führte einen moralischen Auftrag aus: Denken an Deutschland.
Eckart Bethke
Jubeln nach Dienstschluss.
Leben in Ost-Berlin;
Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1986
Buchbesprechung von 1986 in DIE ZEIT
Das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Stifter sind die in der ARD zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands. Das DRA wurde 1952 als "Lautarchiv des Deutschen Rundfunks" mit Sitz beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main gegründet und ist damit die erste und älteste Gemeinschaftseinrichtung der ARD.
Das Internetangebot 1989 - 1990: Wende-Zeiten. Bilder, Töne, Kommentare aus dem DDR-Fernsehen bietet mit Themenseiten, Chroniken und Dokumenten interessante und ungewöhnliche Rückblicke auf den Mauerfall und seine Vor- und Nachgeschichte von Anfang 1989 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Deutschlandfunk Hintergrund: Medien-Infiltration - Über Strategie und Taktik der DDR-Staatssicherheit im deutschen Rundfunk
Peter Pragal
Der geduldete Klassenfeind
Als West - Korrespondent in der DDR.
2008 Osburg
Er verlegte als der Erste unter den akkreditierten westdeutschen Korrespondenten 1974 seinen Wohnsitz in die DDR-Hauptstadt und zog mit seiner Familie freiwillig von München nach Ost-Berlin, wo er von nun an unter den Augen und Ohren der Stasi arbeitete und lebte. Peter Pragal war kein Sympathisant des kommunistischen Systems, auch kein Abenteurer. Er war Journalist auf Entdeckungstour. Um das Leben der Menschen im sozialistischen deutschen Staat realistisch schildern zu können, passten sich die Pragals deren Alltag an. ""Pragal war bemüht, wie ein DDR-Bürger zu leben und zu denken", notierte die Stasi. So gelang es dem Autor, hinter die Fassaden der Diktatur zu schauen. Mit der Schärfe seines Blicks für die Unzulänglichkeiten des Arbeiter- und Bauernstaates wuchs sein Verständnis für die Menschen, die sich mit diesem System arrangieren mussten.