"Das ist für die nächste Regierung ein ganz harter Brocken"
Nach den Wahlen steht Ungarn vor einem Rechtsruck. Doch "die Pleite der Linken und Liberalen" sei keine Überraschung, sagt der ungarische Schriftsteller Peter Nádas. Der Erfolg der Konservativen käme vor allem daher, dass den Sozialisten ihre Stammwähler "weggelaufen" sind, "und sie sind zu Recht weggelaufen, weil diese Partei ist in dem Sumpf der Korruption und der Kopflosigkeit eigentlich weg vom Bildschirm, es war nicht mehr eine Regierung zu nennen."
Alle Regierungen der letzten 20 Jahre hätten notwendige Reformen versäumt, z.B. "bei der Reform des Staatswesens, der Krankenversicherung, der Rentenversicherung". Nádas weiter: "Wir leben noch immer in einem Staat, der uns irgendwie unterhält, ein gutmütiger Staat, dem gegenüber wir uns nicht gutmütig verhalten."
Man habe in den letzten 20 Jahren die "Staatsführungstechnik irgendwie weitergeführt", so Nádas weiter. Jetzt bestünde die Chance auf einen echten Neuanfang, ein neuer Realismus sei auch sehr nötig.
Der Erfolg der rechtsradikalen Partei "Jobbik" rühre weniger daher, dass es in Ungarn viele Rassisten gebe, sondern aufgrund der Verzweiflung mit den bisherigen Verhältnissen. Wer verzweifelt sei, sei empfänglicher für rassistische Parolen. "Man will für seinen Hass einen Gegenstand haben, und diesen Gegenstand, diese Ideen, liefert Jobbik in Hülle und Fülle."
Gegenüber den Rechtsradikalen habe sich der Staat bislang eher schwach verhalten. Dies sei der Entwicklung seit der Wende geschuldet:
"Die ungarische Staatsmacht ist seit 20 Jahren unglaublich schwach geworden, aus einem einfachen Grund, dass die Menschen nach zwei Diktaturen nicht einen starken Staat über sich wünschen, sondern eher einen schwachen Staat. Aber diese Rechnung ist auch nicht aufgegangen. (…) Es war ein langer Prozess, bis die ungarische Garde verboten worden ist. Weil der ungarische Staat so schwach ist, wie er ist, hat der Anführer und Gründer von Jobbik, Vona, angekündigt, dass er zur ersten Sitzung des Parlaments in der Uniform der verbotenen Garde teilnehmen will. Wenn die Staatsmacht schwach ist, lässt sie es zu, wenn sie stark ist, dann kommt es zu offenen Konflikten. Das ist für die nächste Regierung ein ganz harter Brocken."
Gespräch mit Peter Nádas als MP3-Audio
Man habe in den letzten 20 Jahren die "Staatsführungstechnik irgendwie weitergeführt", so Nádas weiter. Jetzt bestünde die Chance auf einen echten Neuanfang, ein neuer Realismus sei auch sehr nötig.
Der Erfolg der rechtsradikalen Partei "Jobbik" rühre weniger daher, dass es in Ungarn viele Rassisten gebe, sondern aufgrund der Verzweiflung mit den bisherigen Verhältnissen. Wer verzweifelt sei, sei empfänglicher für rassistische Parolen. "Man will für seinen Hass einen Gegenstand haben, und diesen Gegenstand, diese Ideen, liefert Jobbik in Hülle und Fülle."
Gegenüber den Rechtsradikalen habe sich der Staat bislang eher schwach verhalten. Dies sei der Entwicklung seit der Wende geschuldet:
"Die ungarische Staatsmacht ist seit 20 Jahren unglaublich schwach geworden, aus einem einfachen Grund, dass die Menschen nach zwei Diktaturen nicht einen starken Staat über sich wünschen, sondern eher einen schwachen Staat. Aber diese Rechnung ist auch nicht aufgegangen. (…) Es war ein langer Prozess, bis die ungarische Garde verboten worden ist. Weil der ungarische Staat so schwach ist, wie er ist, hat der Anführer und Gründer von Jobbik, Vona, angekündigt, dass er zur ersten Sitzung des Parlaments in der Uniform der verbotenen Garde teilnehmen will. Wenn die Staatsmacht schwach ist, lässt sie es zu, wenn sie stark ist, dann kommt es zu offenen Konflikten. Das ist für die nächste Regierung ein ganz harter Brocken."
Gespräch mit Peter Nádas als MP3-Audio