Das Kind im Künstler
Er ist ein Hans-Dampf in allen Gassen der Kinderliteratur: Paul Maar, der Erfinder des schweinsnasigen, mit Wunschpunkten bemalten Sams. Wo dieses rothaarig-anarchische Wesen aufkreuzt, liegen Witz und Abenteuer in der Luft. Doch Paul Maar ist viel mehr als nur der Sams-Erfinder! Neben seinen Kinderbüchern hat er Jugend- und Sachbücher geschrieben, außerdem ist er Filmemacher und mit seinen Kindertheaterstücken der meistgespielte deutschsprachige Gegenwartsautor! Am 13.12.2007 wird Paul Maar 70 Jahre alt, aus diesem Anlass hat der Verlag Friedrich Oetinger zwei Anthologien veröffentlicht: einen Band mit Gedichten und einen mit Reden und Aufsätzen.
"Jaguar und Neinguar" - man kann den Titel von Paul Maars Gedichtsammlung ganz locker verstehen als eine witzige Wortspielerei, aber auch als viel mehr: Als das Programm eines Kinderbuchautors, der in allen seinen Büchern freundlich aber bestimmt "Ja" und "Nein" gesagt hat. "Ja" zu Phantasie und Anarchie, "Nein" zu Arroganz und Autorität.
Schon immer hat Paul Maar Gedichte geschrieben, zum Teil sind sie unverzichtbarer Bestandteil seiner Prosabücher geworden. In "Jaguar und Neinguar" sind sie fast vollständig versammelt. Ob Tier- oder Bildgedichte, Nonsens- oder Abzählreime, Rätsel- oder Gute-Nacht-Verse - Themen und Tonlage reichen von skurril bis ernst, von albern bis poetisch. Viele von ihnen spielen auf so wunderbar witzige Weise mit Sinn und Unsinn, dass man ganz vergisst, dass das Leichte weitaus schwieriger ist als das Schwere.
Man hat Paul Maar zu Recht mit Ringelnatz und Morgenstern verglichen. Mit Morgenstern teilt er die Liebe zu den Tieren. Vor allem zu den erfundenen. Zu Neinguar und Schlabberschlange, Regenschwein und Warzenwurm. Seine Tiere sind phantastische Wesen, ausgestattet mit erstaunlichen Fähigkeiten. Und Anlass für mal vordergründiges, mal hintersinniges Jonglieren mit Buchstaben, Worten, Namen und Begriffen.
Paul Maars Gedichte sind nicht nur witzig, skurril, manchmal absurd. Sie stellen auch Sehgewohnheiten und Denkweisen auf den Kopf. Überraschen, erstaunen, verwirren - nicht nur Kinder, auch Erwachsene. Und unterhalten damit im besten Sinn des Wortes. Ganz besonders in den Fällen, wo es um des Autors eigenstes Metier geht, ums Schreiben. Da liegen Nonsens und Tiefsinn ganz nah beieinander.
"Vom Lesen und Schreiben" - der Titel von Paul Maars Sammlung mit Reden und Aufsätzen zur Kinderliteratur lässt schon anklingen, dass sich hier kein Theoretiker mit seinem Thema auseinandersetzt, sondern ein Praktiker anschaulich von seiner täglichen Arbeit erzählt. Ganz unkompliziert kommen diese Texte aus dreizehn Jahren daher. Man sieht den Autor förmlich vor sich stehen, noch immer jungenhaft wirkend, mit Schnauzbart und Wuschelhaaren. Mal schmunzelt er, mal ist er ernst, und manchmal auch ungeduldig oder wütend.
Sehr offen erzählt Paul Maar von einer schwierigen Kindheit im bücherfeindlichen Vaterhaus - die Mutter war früh gestorben. Noch heute schreibt er "Trostbücher" für das damals verletzte Kind. Humorvoll breitet er seine Ansichten und Einsichten aus, berichtet von seiner Doppelbegabung als Dichter und Illustrator, vom Filmemachen und Theaterspielen. Und natürlich immer wieder vom Schreiben, das ihm Überlebensmittel war und Lebensmittelpunkt ist.
Trotz seiner breit gefächerten künstlerischen Begabung und seines großen Erfolges tritt Paul Maar unkompliziert und bescheiden auf. Seine sehr persönlichen Gedanken über Kinder und Erwachsene, Literatur und Leben sind ein Angebot ans Publikum. Ein sehr anschauliches und manchmal auch anrührendes öffentliches Nachdenken über Lesen und Schreiben.
Rezensiert von Sylvia Schwab
Paul Maar: Jaguar und Neinguar. Gedichte
Oetinger Verlag 2007
176 S., geb., 15,90 Euro
Paul Maar: Vom Lesen und Schreiben. Reden und Aufsätze zur Kinderliteratur
Oetinger Verlag 2007
206 S., geb., 14,90 Euro
Schon immer hat Paul Maar Gedichte geschrieben, zum Teil sind sie unverzichtbarer Bestandteil seiner Prosabücher geworden. In "Jaguar und Neinguar" sind sie fast vollständig versammelt. Ob Tier- oder Bildgedichte, Nonsens- oder Abzählreime, Rätsel- oder Gute-Nacht-Verse - Themen und Tonlage reichen von skurril bis ernst, von albern bis poetisch. Viele von ihnen spielen auf so wunderbar witzige Weise mit Sinn und Unsinn, dass man ganz vergisst, dass das Leichte weitaus schwieriger ist als das Schwere.
Man hat Paul Maar zu Recht mit Ringelnatz und Morgenstern verglichen. Mit Morgenstern teilt er die Liebe zu den Tieren. Vor allem zu den erfundenen. Zu Neinguar und Schlabberschlange, Regenschwein und Warzenwurm. Seine Tiere sind phantastische Wesen, ausgestattet mit erstaunlichen Fähigkeiten. Und Anlass für mal vordergründiges, mal hintersinniges Jonglieren mit Buchstaben, Worten, Namen und Begriffen.
Paul Maars Gedichte sind nicht nur witzig, skurril, manchmal absurd. Sie stellen auch Sehgewohnheiten und Denkweisen auf den Kopf. Überraschen, erstaunen, verwirren - nicht nur Kinder, auch Erwachsene. Und unterhalten damit im besten Sinn des Wortes. Ganz besonders in den Fällen, wo es um des Autors eigenstes Metier geht, ums Schreiben. Da liegen Nonsens und Tiefsinn ganz nah beieinander.
"Vom Lesen und Schreiben" - der Titel von Paul Maars Sammlung mit Reden und Aufsätzen zur Kinderliteratur lässt schon anklingen, dass sich hier kein Theoretiker mit seinem Thema auseinandersetzt, sondern ein Praktiker anschaulich von seiner täglichen Arbeit erzählt. Ganz unkompliziert kommen diese Texte aus dreizehn Jahren daher. Man sieht den Autor förmlich vor sich stehen, noch immer jungenhaft wirkend, mit Schnauzbart und Wuschelhaaren. Mal schmunzelt er, mal ist er ernst, und manchmal auch ungeduldig oder wütend.
Sehr offen erzählt Paul Maar von einer schwierigen Kindheit im bücherfeindlichen Vaterhaus - die Mutter war früh gestorben. Noch heute schreibt er "Trostbücher" für das damals verletzte Kind. Humorvoll breitet er seine Ansichten und Einsichten aus, berichtet von seiner Doppelbegabung als Dichter und Illustrator, vom Filmemachen und Theaterspielen. Und natürlich immer wieder vom Schreiben, das ihm Überlebensmittel war und Lebensmittelpunkt ist.
Trotz seiner breit gefächerten künstlerischen Begabung und seines großen Erfolges tritt Paul Maar unkompliziert und bescheiden auf. Seine sehr persönlichen Gedanken über Kinder und Erwachsene, Literatur und Leben sind ein Angebot ans Publikum. Ein sehr anschauliches und manchmal auch anrührendes öffentliches Nachdenken über Lesen und Schreiben.
Rezensiert von Sylvia Schwab
Paul Maar: Jaguar und Neinguar. Gedichte
Oetinger Verlag 2007
176 S., geb., 15,90 Euro
Paul Maar: Vom Lesen und Schreiben. Reden und Aufsätze zur Kinderliteratur
Oetinger Verlag 2007
206 S., geb., 14,90 Euro