Das Kinojahr 2019

Hinsehen, wegsehen, wiedersehen

50:30 Minuten
Szene aus dem südkoreanischen Film "Parasite"
Der südkoreanische Film "Parasite" gehört zu den Überraschungserfolgen des Kinojahres 2019. © Everett Collection
Moderation: Susanne Burg und Patrick Wellinski |
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Unsere Filmkritiker schauen auf ein erfolgreiches Kinojahr zurück. Im deutschen Kino überraschten interessante Debütfilme und der Schauspieler Elyas M’Barek zog gleich mit zwei Filmen Massen an die Kinokasse.
Die Sendung "Vollbild" lässt im Jahresrückblick nochmal einige Filme Revue passieren und widmet sich den Debatten, die dieses erfolgreiche Kinojahr bestimmt haben. 2019 habe es keine Fußball-Weltmeisterschaft gegeben und keinen heißen Sommer, weist Filmkritikerin Anke Leweke auf äußere Faktoren hin, die dazu beigetragen haben, dass viele Leute ins Kino gingen.

Neuer Rekord bei Disney

Disney habe einen neuen Rekord aufgestellt, ergänzt Filmkritikerin Susanne Burg. "Das ist das erste Studio in der Filmgeschichte, das über zehn Milliarden US-Dollar Gewinn in einem Jahr weltweit gemacht hat." Sechs von zehn Filmen weltweit seien Disney-Produktionen gewesen. Große Filme wie "Avengers: Endgame" oder "Joker" seien besonders erfolgreich gewesen.

Debüts und Durchhalteparolen

Im deutschen Kino war eine Blüte sehr interessanter Debütfilme zu erleben, sagt Filmredakteur Patrick Wellinski. Als besonderer Erfolg stach "Systemsprenger" der Regisseurin Nora Fingscheidt hervor. Der Film sei leider nicht für einen Oscar nominiert worden und habe interessanter Weise außerhalb Deutschlands keine große Festivalkarriere gemacht. Aber in den deutschen Kinos habe der Film 500.000 Zuschauer angelockt.
Der Schauspieler Elyas M’Barek kommt am  zur Verleihung des Deutschen Filmpreises, der Lola, in Berlin. 
Der Schauspieler Elyas M’Barek sei "eine Art Will Smith des deutschsprachigen Kinos", meint Kritiker Patrick Wellinski.© picture-alliance/dpa/ Bernd von Jutrczenka
Auch der Film "Der Fall Collini" von Regisseur Marco Kreuzpaintner und die Komödie "Das perfekte Geheimnis" von Bora Dagtekin seien wahre Kassenmagneten gewesen. Es habe sich 2019 gezeigt, dass der Schauspieler Elyas M’Barek Massen ins Kino ziehe, so Wellinski. Das Gespann aus Dagtekin und M’Barek sei nach 13 Jahren Zusammenarbeit so erfolgreich, dass sie offenbar inzwischen machen könnten, was sie wollen. Sie hätten etwas zu bieten, was das deutsche Kino sonst nicht habe, "mainstream comedy", so Susanne Burg.

Unser persönliches Filmjahr

Ganz persönlich gut gefallen haben den Kritikern diese Filme: Im Thriller "The Irishman" von Martin Scorsese hat Anke Leweke fasziniert, dass darin Männlichkeitsbilder auf allen Ebenen dekonstruiert würden. Susanne Burg nennt den autobiographischen Film "Ray & Liz" von Richard Billingham, der mit großer Liebe zum Detail glänze. Für Patrick Wellinski steht der südkoreanische Film "Parasite" von Bong Joon-ho an erster Stelle. Er zeige, dass man unterhaltsam und intelligent von etwas erzählen könne, was jeden betreffe: "Arm und reich, erzählt wahrscheinlich mit dem aufregendsten Drehbuch des Jahres."
Filmszene aus "The Irishman": Die Schauspieler Al Pacino (links) als Jimmy Hoffa und Robert De Niro.
Ein Kosmos der Gewalt: "The Irishman" mit Schauspieler Al Pacino (l) als Jimmy Hoffa und Robert De Niro. © Everett Collection
In "The Irishman" von Martin Scorsese ist die Erinnerung die Tür des Epos, sagt der Filmkritiker Hartwig Tegeler. Diese Tür führe in einen Kosmos der Gewalt und Verflechtung von Zivilgesellschaft, Politik, organisiertem Verbrechen und eine Geschichte über Schuld, bei der es keine Sühne gebe. Im Bewusstsein der Vergänglichkeit habe der Regisseur das Ende des Filmes und das letzte Bild inszeniert.
(gem)
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