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„Von Anfang an orchestral gedacht“
Das Bratschenkonzert von Béla Bartók ist zweifellos eines der wichtigsten seiner Art. Ein unumstrittenes Meisterwerk, dessen verschiedene Fassungen allerdings für Diskussionen sorgen.
Es gehört zu den wichtigsten Konzerten für Viola und Orchester, nicht nur im 20. Jahrhundert. Doch Béla Bartók konnte das Bratschenkonzert vor seinem Tod 1945 nicht mehr vollenden. Sein Schüler Tibor Serly ergänzte später die umfangreich überlieferten Fragmente zu einem spielbaren Werk, 1995 beteiligte sich Bartóks Sohn Peter an einer weiteren Rekonstruktion, die der Bratschist Paul Neubauer aus der Taufe hob. Doch sind diese Fassungen den Intentionen Bartóks gerecht geworden? Welcher Version ist der Vorzug zu geben?
Illusion oder sichtbarer Bruch?
Beim Restaurieren historischer Kunstschätze wird immer wieder darüber gestritten, ob ein historisch geschlossenes Bild des Kunstwerkes durch stilistisch passende Ergänzungen wiederherzustellen sei, oder ob verschiedene Zeitschichten sichtbar bleiben sollen, wofür ästhetische Brüche im Gesamteindruck hingenommen werden.
Auch in der Musik gibt es solche Auseinandersetzungen um "richtige" Fassungen. Das im Juli 1945 entstandene Konzert für Viola und Orchester von Béla Bartók ist ein exemplarischer Fall für einen solchen Disput, und damit ein ideales Objekt für einen Vergleich verschiedener Aufnahmen.
An den Quellen
Im Studio zu Gast war 2016 Hartmut Rohde, Professor für Viola an der Universität der Künste Berlin. Er hat das Manuskript Bartoks und die nachträglich von fremder Hand ergänzten Spielfassungen des Konzertes unter historischen und künstlerischen Gesichtspunkten untersucht und das Werk selbst häufig aufgeführt. Im Gespräch, das wir in dieser Sendung wiederholen, erläutert er die Vor- und Nachteile der beiden hauptsächlich bekannten Versionen von Tibor Serly (1949) und Nelson Dellamaggiore / Peter Bartók (1995). Aufnahmen des Werkes, unter anderem mit William Primrose, Yehudi Menuhin, Wolfram Christ, Tabea Zimmermann sowie mit dem eine Transkription spielenden Cellisten János Starker illustrieren die Argumentation.