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…und immer vergnügt?
Er war ein später Abgesandter der habsburgischen k.u.k.-Welt und komponierte Operetten, als diese schon aus der Zeit gefallen waren. Was ist von Franz Lehár geblieben? Eine Expedition ins "Land des Lächelns".
Kurz vor der Weltwirtschaftskrise hat im Oktober 1929 Franz Lehárs Operette "Das Land des Lächelns" im Berliner Metropoltheater Premiere. Ein gesellschaftliches Ereignis, denn mit Richard Tauber steht der beliebteste deutsche Tenor der Zeit auf der Bühne und im zweiten Akt wird das sehnsüchtig erwartete neue Tauberlied singen. Dieses Lied ist immer etwa vier Minuten lang, damit es auf eine Schellackplatte passt, die hinterher käuflich erworben werden kann.
Lehár-Operetten sind genau kalkulierte Ware mit Erfolgsgarantie, Teil einer seit dem späten 19. Jahrhundert stetig wachsenden Unterhaltungsbranche. Aber Lehár ruhte sich nicht bloß auf der Wiederholung seines Erfolgsrezepts aus, sondern wollte die Operette weiterentwickeln. Inzwischen war er mit seinen eleganten Melodien so erfolgreich, dass er sich aus der "Lüge des Happy Ends" befreien und seine Stücke opernhaft tragisch enden lassen konnte. Nun kommen die Paare nicht mehr zusammen wie noch in seiner "Lustigen Witwe" aus dem Jahr 1905, sondern Entsagung und Verzicht prägen das melancholische Werk.
Silbernes Zeitalter
Nach der "Goldenen Wiener Operette" von Johann Strauss leitete Franz Lehár mit dieser Entwicklung in der Zeit der "Silbernen Operette" allerdings auch das Ende dieses Genres ein, denn seine Spätwerke eignen sich nicht mehr zum seligen Vergessen der Gegenwartsprobleme mit dem Versprechen ewigen Glücks.
Da Lehár keinen Qualitätsunterschied zwischen der Oper und der Operette gelten lassen wollte, sind auch seine Anforderungen an Orchester und das Solistenensemble enorm.
Erotische Verzögerungen
Mit dem Tenor Richard Tauber fand Lehár den idealen Sänger für seine schmelzenden Melodien, die der Sänger wie niemand nach ihm mit erotisch aufgeladenen Verzögerungen, einem perfekt ausgewogenen Falsett und reiner Freude am Gesang zum Ereignis machte. Vier oder fünf Mal musste er das Tauberlied "Dein ist mein ganzes Herz" bereits bei der Uraufführung wiederholen, irgendwann hörte der Kritiker Herbert Jhering auf zu zählen, Karl Kraus fand diesen Kult um den Sänger schlicht "kotzenswert". Das konnte den Erfolg von "Das Land des Lächelns" nicht aufhalten, bis heute versuchen sich fast alle Tenöre mal an diesem und den anderen Tauberliedern, nicht alle mit Erfolg.
Im Gespräch mit Uwe Friedrich lauscht Markus L. Frank, Generalmusikdirektor des Anhaltischen Theaters Dessau, dem Geheimnis dieser Melodien nach.