Das Leben der Astronauten nach der Mondlandung
Andrew Smith widmet sich in "Moonwalker – Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte" einem bisher wenig beachteten Kapitel in der Geschichte der ersten bemannten Mondlandung: der Zeit danach. Er schildert, was aus den Raumfahrern geworden ist: Die Bandbreite reicht von Scheidungen über Alkohol bis zu Spiritualismus.
Er ist wieder interessant geworden. Staaten wie China, Japan und Indien haben den Erdtrabanten als Prestige- und Forschungsziel entdeckt. Nach jahrzehntelanger Abstinenz haben nun auch die Amerikaner ein aufwändiges Mondprogramm gestartet. Insbesondere jedoch hat das 40-jährige Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung den Erdbegleiter - nicht nur publizistisch – wieder intensiv ins Gespräch gebracht. Erinnerungen werden wach: Zwölf Astronauten hatten im Rahmen des Apollo-Programms zwischen 1969 und 1972 den staubigen Mondboden betreten; ein einschneidendes, singuläres Erlebnis. Hat der Mond ihr Leben und ihre Persönlichkeit verändert? Dieser Frage geht der englische Journalist Andrew Smith in seinen Buch Moonwalker auf den Grund.
Der Autor ist weder ein Raumfahrt-Freak, der seinen Helden ein weiteres Denkmal setzen will, noch ein Sensationsschreiber, der Klatsch und Tratsch aus der Privatsphäre der Mondmänner oder den Hinterzimmern der Weltraumbehörde NASA genüsslich aufbereitet. Allgemein ist ja die Vorstellung verbreitet, dass die Mondastronauten nach ihren spektakulären Missionen nicht nur zu dauerndem Ruhm, sondern auch zu einem gewissen Wohlstand gelangt sind und einen herausgehobenen Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Smith zeigt in den Begegnungen mit den noch neun lebenden Raumfahrern, die er zum Teil förmlich aufspüren musste, dass sich bei keinem von ihnen langfristig Prominenz und Kompetenz etwa in hoch dotierten Positionen niederschlugen. Der Mondflug hat sie alle geprägt, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Manche gingen durch die Hölle, Alkohol, Ehescheidungen, wirtschaftliche Misserfolge. Andere waren nach der Rückkehr stark spirituell orientiert und zwar überwiegend jene, die als Pilot in der Landefähre agierten, praktisch dem Kommandanten "nur" assistierten, also mehr Zeit zum Schauen und emotionalen Erleben hatten.
Doch in "Moonwalker" geht es nicht nur um Raumfahrt. Smith, aufgewachsen in Amerika und zur Zeit der ersten Mondlandung ein Teenager, spiegelt das Apollo–Geschehen immer wieder vor dem politischen und kulturellen Hintergrund in den USA. Und das nicht nur aus der Distanz. Er ist selbst eine der handelnden Personen, das Gehörte und Beobachtete immer wieder reflektierend. Man hat allerdings einige Mühe, seinen Bezügen zur Popkultur, zu Songs und Akteuren, die das Buch wie ein roter Faden durchziehen, immer zu folgen. Es bedarf auch einer gewissen Konzentration, den zahlreichen verschachtelten und hin und wieder unvollendeten Sätze zu folgen.
Man kann und muss nicht alle Ansichten und Einschätzungen zum Apollo-Projekt speziell und zur amerikanischen Raumfahrt allgemein teilen, manches hält der Rezensent sogar für objektiv falsch. Doch das mindert den Reiz des Buches keineswegs. "Moonwalker – Wie der Mond das Leben der Apollo–Astronauten verändert" ist für den interessierten Leser – aber auch für den Insider – eine faszinierende Lektüre, hoch informativ und spannend gleichermaßen. Eine wichtige Erinnerung an ein Kapitel Geschichte, das nicht nur von der Technik sondern von primär von Menschen geprägt wurde.
Besprochen von Harro Zimmer
Andrew Smith: Moonwalker – Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte
Aus dem Englischen von Kurt Beginnen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
448 Seiten, 22,95 Euro
Der Autor ist weder ein Raumfahrt-Freak, der seinen Helden ein weiteres Denkmal setzen will, noch ein Sensationsschreiber, der Klatsch und Tratsch aus der Privatsphäre der Mondmänner oder den Hinterzimmern der Weltraumbehörde NASA genüsslich aufbereitet. Allgemein ist ja die Vorstellung verbreitet, dass die Mondastronauten nach ihren spektakulären Missionen nicht nur zu dauerndem Ruhm, sondern auch zu einem gewissen Wohlstand gelangt sind und einen herausgehobenen Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Smith zeigt in den Begegnungen mit den noch neun lebenden Raumfahrern, die er zum Teil förmlich aufspüren musste, dass sich bei keinem von ihnen langfristig Prominenz und Kompetenz etwa in hoch dotierten Positionen niederschlugen. Der Mondflug hat sie alle geprägt, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Manche gingen durch die Hölle, Alkohol, Ehescheidungen, wirtschaftliche Misserfolge. Andere waren nach der Rückkehr stark spirituell orientiert und zwar überwiegend jene, die als Pilot in der Landefähre agierten, praktisch dem Kommandanten "nur" assistierten, also mehr Zeit zum Schauen und emotionalen Erleben hatten.
Doch in "Moonwalker" geht es nicht nur um Raumfahrt. Smith, aufgewachsen in Amerika und zur Zeit der ersten Mondlandung ein Teenager, spiegelt das Apollo–Geschehen immer wieder vor dem politischen und kulturellen Hintergrund in den USA. Und das nicht nur aus der Distanz. Er ist selbst eine der handelnden Personen, das Gehörte und Beobachtete immer wieder reflektierend. Man hat allerdings einige Mühe, seinen Bezügen zur Popkultur, zu Songs und Akteuren, die das Buch wie ein roter Faden durchziehen, immer zu folgen. Es bedarf auch einer gewissen Konzentration, den zahlreichen verschachtelten und hin und wieder unvollendeten Sätze zu folgen.
Man kann und muss nicht alle Ansichten und Einschätzungen zum Apollo-Projekt speziell und zur amerikanischen Raumfahrt allgemein teilen, manches hält der Rezensent sogar für objektiv falsch. Doch das mindert den Reiz des Buches keineswegs. "Moonwalker – Wie der Mond das Leben der Apollo–Astronauten verändert" ist für den interessierten Leser – aber auch für den Insider – eine faszinierende Lektüre, hoch informativ und spannend gleichermaßen. Eine wichtige Erinnerung an ein Kapitel Geschichte, das nicht nur von der Technik sondern von primär von Menschen geprägt wurde.
Besprochen von Harro Zimmer
Andrew Smith: Moonwalker – Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte
Aus dem Englischen von Kurt Beginnen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
448 Seiten, 22,95 Euro