Das Leben im Schatten der Krankheit

Von Anke Leweke |
"Das Leben gehört uns" - eben dieses Gefühl wollen sich Romeo und Juliette auch nicht nehmen lassen, als ihr 18 Monate alter Sohn an Krebs erkrankt. Sie geben alles für den Kleinen auf, Beruf und Karriere, aber nicht ihre Liebe. Und sie versuchen, das Leid zu teilen.
Valérie Donzellis Film basiert auf eigenen Erfahrungen, sie und ihr damaliger Lebensgefährte spielen auch die Hauptrollen. Trotz seines schweren Themas ist dieses Regiedebüt kein schwerer Film, denn die Regisseurin drückt nicht auf die Tränendrüse, will nicht Mitleid, sondern das Mitgefühl des Zuschauers.

Deshalb bricht ihr Film immer wieder aus den klassischen Erzählmustern aus. Es gibt Erzählerstimmen, die die Fakten zusammen fassen. Der Film und seine Helden nehmen sich Auszeiten, tanzen, gehen auf Partys, fahren Karussell. Bewusst wird die Musik - von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" bis zu französischen Chansons - als Stimmungsträger eingesetzt.

Man kann Donzelli vorwerfen, dass sie ihre Stilmittel vielleicht manchmal zu waghalsig einsetzt. Etwa wenn man auf den Anruf des Arztes wartet, und das Telefon von der Kamera permanent umkreist wird. Und die schnell montierten Einlagen, mit denen die Trauer versucht wird aufzufangen, wirken manchmal arg stilisiert. Valérie rast minutenlang zu einem dröhnenden Rocksong durch endlose Krankenhausflure, bis sie erschöpft zusammenbricht.

Dennoch beweist dieser Film, dass sich Leichtigkeit und Dramatisierung nicht ausschließen. Schließlich geht es ihr um einen existenziellen Parcours, um einen Jahre dauernden Kampf, an dem sie uns teilhaben lässt. "La guerre est déclarée" - "Der Krieg ist erklärt" heisst der Film denn auch im französischen Original. Und wir schauen diesem Krieg gebannt zu.

Frankreich 2011 - Originaltitel: La guerre est déclarée - Regie: Valérie Donzelli - Darsteller: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, César Desseix, Gabriel Elkaïm. FSK: ab 6. Länge: 100 Minuten

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