Das letzte Album von Rim Banna

Die Stimme des palästinensischen Widerstands

Die palästinensische Sängerin Rim Banna bei einem Konzert im Jahr 2010.
Ihr Engagement macht Rim Banna in ihrer Heimat zur Symbolfigur. © picture alliance / dpa / Mohamed Messara
Von Grit Friedrich |
Die palästinensische Sängerin Rim Banna ist am 24. März 2018 gestorben. Doch ihre Musik wird bleiben, denn auch ihr letztes Album "Voice of Resistance" ist starkes Statement für einen unabhängigen palästinensischen Staat - und für das Leben.
Vor knapp 20 Jahren war Rim Banna außerhalb ihrer Heimatstadt Nazareth nur einem Insiderpublikum bekannt. Das änderte sich schlagartig mit dem Sampler "Lullabies From The Axis Of Evil", zu dem sie zwei palästinensische Wiegenlieder beisteuerte. Schon damals wollte sich Rim Banna nicht in musikalische Schubladen einsortieren lassen, denn sie hatte auch eine wandelbare Stimme.
"Ich möchte frei sein, ich komponiere aus meinem Inneren heraus, aus meinem Herzen. Meine Musik kann durchaus auf traditionellen Melodien basieren, aber ich schreibe keine Folksongs, eher arabischen Pop mit orientalischem Klang und Gesang. Mir gefällt es, dass einige meiner Lieder wirklich vom palästinensischen Volkserbe und der Musik inspiriert wurden."

Symbolfigur und Grenzgängerin

Ihr Engagement für einen unabhängigen palästinensischen Staat hat Rim Banna in der Heimat zu einer Symbolfigur gemacht. Bis 1991 hat sie Gesang in Moskau studiert. Seitdem überwand sie in ihrer Musik immer wieder Genregrenzen und sang vor allem Texte zeitgenössischer Autoren wie von Mahmoud Darwish oder von ihrer Mutter, der Dichterin Zuhaira Sabbagh. Für ihr Album "April Blossoms" entdeckte sie lange vergessene Kinderlieder wieder. Es erschien 2009 in Oslo bei Kirkelig Kulturverksted.
"Die Projekte mit den Norwegern haben viele Türen für mich geöffnet. Und sie werden mir helfen mich aufzurichten, aber nicht nur mich. Denn ich trage die ganze Last der palästinensischen Frage auf meinen Schultern. Und ich möchte den Leuten draußen in der Welt etwas mehr über dieses Volk erzählen, das jeden Tag leidet."

Rim Banna war immer eine Stimme des Widerstands und ihr jetzt posthum erschienenes Album "Voice of Resistance" wurde ein starkes Statement für das Leben – das Weiterleben der Stimme. Ihrer Stimme. Die Idee zum Album wurde im Mai 2015 geboren, kurz nachdem Rim Banna von ihren Ärzten erfahren hatte, dass ihre Stimmbänder teilweise gelähmt seien und sie nicht mehr singen könne. Dann spreche ich eben meine Texte ein, sagte sich die Künstlerin:
"Ich wollte mich nicht selbst auf einen Traum begrenzen. Denn als ich begann, an diesem Album zu arbeiten, die Tracks aufzunehmen und zu hören, da geschahen viele Dinge. Ich hatte viele Träume und Erwartungen. Zuerst habe ich nur auf eine Art und Weise gedacht und jetzt sehe ich viele Wege und Richtungen. Alle meine Gedanken kreisen um das Thema Widerstand, freie Meinungsäußerung und das niemand eine Stimme zum Verstummen bringen kann."

Ein Album, das Mut macht

Rim Banna traf sich mit ihrem norwegischen Produzenten Erik Hillestad und dem elektronischen Aktivistenkollektiv Checkpoint 303. Checkpoint 303 hat medizinische Daten von Computertomographie-Scans oder Röntgenbildern in Töne umgewandelt, zu denen Rim Banna ihre Gedichte rezitierte, und wenn immer möglich auch sang. Ihre Texte beschreiben ihren Widerstand gegen die Krankheit und ihren Kampf für die Selbstbestimmung der Palästinenser. Einen wunderbaren Kontrast zu den elektronischen Sounds und dem Sprechgesang schuf der Jazzpianist Bugge Wesseltoft. Voice of Resistance klingt wie ein würdiges Vermächtnis der palästinensischen Sängerin Rim Banna. Ein bewegendes Album, ein Album das Mut macht.
"Es gab da eine Menge an Herausforderungen, Protest und Ablehnung gegen das, was andere von dir wollen. Und ich hoffe, dass dieses Album wenn es dann herauskommt all das ausdrückt, mit der Kraft des Widerstands. Denn um Widerstand dreht sich alles."
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