Manacorda und die Brüder Ottensamer

Die Hochkultur-Welt hört eben doch nicht, wie manche Berliner denken mögen, an ihren Hauptstadtgrenzen auf; immerhin hat es die Potsdamer Kammerakademie, gerade mal zehn Kilometer weiter angesiedelt, geschafft, dass sich mit Sony eines der Flaggschiffe der CD-Branche mit ihr verbündet hat. Bisher ziemlich erfolgreich: erst gabs vor zwei Jahren einen "Klassik"-Echo für Schubert, und nun geht es mit einem – siehe oben – lautstark begrüßten Mendelssohn-Projekt weiter.

Natürlich ist das ein Teamerfolg, doch er wäre nicht denkbar ohne Antonello Manacorda, den ebenso vitalen wie feinfühligen Mann auf der Chefposition des Ensembles. Er steht nun natürlich auch bei der Fortführung des Unternehmens am Pult – eröffnet mit jenem sinfonischen Werk, das bisher in der Reihe der Einspielungen noch fehlte: dem "Lobgesang", halb Instrumentalsinfonie, halb Vokalkantate und vom ersten bis zum letzten Takt von einem mitreißenden (und aus heutiger Sicht ziemlich beneidenswerten) Fortschrittsoptimismus getragen.

Genüsse anderer Art versprechen die beiden Solo-Konzertstücke des Abends: mit den beiden 1986 und 89 geborenen Brüdern Daniel und Andreas Ottensamer präsentieren sich Vertreter einer kleinen Klarinetten-Dynastie. Der Ältere sitzt am Solopult der Wiener, der Jüngere an dem der Berliner Philharmoniker. Hier sind sie nun sogar miteinander zu hören – mehr kann man in Sachen Holzbläser-Genuss eigentlich kaum verlangen.

Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzertstücke für Klarinette und Bassetthorn f-Moll op. 113 und d-Moll op. 114

ca. 20.30 Uhr Konzertpause, darin: Die Kammerakademie Potsdam und ihr Mendelssohn-Projekt, Ruth Jarre im Gespräch mit Antonello Manacorda

Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 für Soli, Chor und Orchester "Lobgesang"