Das Musée Picasso in Berlin
Mit rund 170 Werken des wohl berühmtesten Künstlers der Moderne setzt die Neue Nationalgalerie in Berlin die Reihe spektakulärer Ausstellungen fort. "Pablo. Der private Picasso.", lautet der Titel der Schau. Präsentiert werden 90 Gemälde, Skulpturen sowie über 80 Arbeiten auf Papier.
Es ist kein Geheimnis, dass gewisse Künstlernamen magische Wirkung zu haben scheinen auf das Publikum und dass sich, wo immer eine Ausstellung mit ihnen stattfindet, die Museen füllen. Van Gogh oder Vermeer, Monet oder Picasso – wäre es nicht inzwischen so unendlich kostspielig und schwierig geworden, mit diesen bis zum Popstarkult vergötterten Großkünstlern noch halbwegs seriöse Ausstellungen zu veranstalten, Ausstellungen, die über das allseits erwartbare "Oh" und Ah" hinausgehen und einen gewissen Erkenntnisgewinn mit sich bringen, würden manche Museen wahrscheinlich ganz auf den Rest der Kunstgeschichte verzichten, denn schließlich ist nichts erfolgreicher als der Erfolg.
Der einflussreiche Verein der Freunde der Nationalgalerie hat es in den letzten Jahren immerhin geschafft, die Staatlichen Museen zu Berlin dazu zu bringen, das uneinträgliche Geschäft mit der kunsthistorischen Vielfalt weitgehend aufzugeben und stattdessen auf die Besucherquote zu setzen. Und sie werden Erfolg haben. Nach der MoMA-Ausstellung, der bestbesuchten weltweit im letzten Jahr, spielt ab jetzt eine Seifenoper in der Nationalgalerie mit dem Titel "Pablo. Der Private". Das Prinzip ist dasselbe wie beim Museum of Modern Art: Die Dauerpräsentation eines der bedeutenden Museen der Welt, in diesem Fall des Musée Picasso in Paris, wird sozusagen schockgefroren nach Berlin eingeflogen und dort wieder aufgetaut, in äußerst freier Interpretation des alten Dadaisten-Mottos, dass, wenn die Leute schon nicht zur Kunst, die Kunst eben zu den Leuten kommt. Dem Besucher wird dabei eines jener All-Inclusive-Pakete geboten, die in der derzeitigen Schnäppchenkultur das wahre A und O jeder Werbestrategie bedeuten. Das Publikum bekommt seine vielfach abgelichteten Picasso-Bilder einmal im Original, um sich gegenseitig davor abzulichten. Man kann sich auf eine virtuelle Reise durch Zeit und Raum begeben, die einen der echten Mühen und Kosten enthebt, die es bedeutete, nach Paris zu fahren oder sich mit Picassos Schaffen tatsächlich auseinanderzusetzen. Man kann sich dem Meister stattdessen ganz nah fühlen, wenn suggeriert wird, dass man hier Einblick in die intime, sozusagen inoffizielle Rückseite des Genies erhält. Die Hoffnung, gewissermaßen den Schweißgeruch des Meisters noch im Raum zu spüren, wird durch eine kolossale Anzeigenkampagne genährt, die alle möglichen Anekdoten aus seinem Leben unter das Volk bringt, an denen Picasso selbst, wie man weiß, nicht unbeträchtlich mitgestrickt hat.
Der Gewinn, diese Ausstellung zu besuchen, steht damit konsequenterweise im diametralen Gegensatz zu dem, was Picassos Kunst immer gewollt hat: Die alten, klischeehaften Sichtweisen aufzubrechen und über das Bekannte hinauszugelangen. Den Freunden der Nationalgalerie, deren Mitglieder sich nicht von ungefähr einer massiven wirtschaftlichen Potenz erfreuen, kann das egal sein, solange nur die Kasse stimmt. Dass es aber den Staatlichen Museen zu Berlin anscheinend auch egal ist, dass sie keine eigene Picasso-Schau zustande bringen, stimmt bedenklich. Weitere Vorhaben dieser Art sind bereits geplant, die Tour durch die großen Museen der Welt geht weiter, morgen vielleicht die Petersburger Eremitage und übermorgen die Tate. Aber bei diesem Ausmaß an voraussehbarem Erfolg und dem Kult des Schlangestehens, dem sich das Publikum in wahrer Opferbereitschaft hingibt, sind auch Wiederholungen in Zukunft nicht ausgeschlossen. Die heißen dann MoMA reloaded oder so ähnlich. Dann haben die Staatlichen Museen endgültig Fernsehformat erreicht.
Die Ausstellung "Pablo. Der private Picasso" ist vom 30.09.2005 bis zum 22.01.2006 in der Neuen Nationalgalerie Berlin zu sehen:
Der einflussreiche Verein der Freunde der Nationalgalerie hat es in den letzten Jahren immerhin geschafft, die Staatlichen Museen zu Berlin dazu zu bringen, das uneinträgliche Geschäft mit der kunsthistorischen Vielfalt weitgehend aufzugeben und stattdessen auf die Besucherquote zu setzen. Und sie werden Erfolg haben. Nach der MoMA-Ausstellung, der bestbesuchten weltweit im letzten Jahr, spielt ab jetzt eine Seifenoper in der Nationalgalerie mit dem Titel "Pablo. Der Private". Das Prinzip ist dasselbe wie beim Museum of Modern Art: Die Dauerpräsentation eines der bedeutenden Museen der Welt, in diesem Fall des Musée Picasso in Paris, wird sozusagen schockgefroren nach Berlin eingeflogen und dort wieder aufgetaut, in äußerst freier Interpretation des alten Dadaisten-Mottos, dass, wenn die Leute schon nicht zur Kunst, die Kunst eben zu den Leuten kommt. Dem Besucher wird dabei eines jener All-Inclusive-Pakete geboten, die in der derzeitigen Schnäppchenkultur das wahre A und O jeder Werbestrategie bedeuten. Das Publikum bekommt seine vielfach abgelichteten Picasso-Bilder einmal im Original, um sich gegenseitig davor abzulichten. Man kann sich auf eine virtuelle Reise durch Zeit und Raum begeben, die einen der echten Mühen und Kosten enthebt, die es bedeutete, nach Paris zu fahren oder sich mit Picassos Schaffen tatsächlich auseinanderzusetzen. Man kann sich dem Meister stattdessen ganz nah fühlen, wenn suggeriert wird, dass man hier Einblick in die intime, sozusagen inoffizielle Rückseite des Genies erhält. Die Hoffnung, gewissermaßen den Schweißgeruch des Meisters noch im Raum zu spüren, wird durch eine kolossale Anzeigenkampagne genährt, die alle möglichen Anekdoten aus seinem Leben unter das Volk bringt, an denen Picasso selbst, wie man weiß, nicht unbeträchtlich mitgestrickt hat.
Der Gewinn, diese Ausstellung zu besuchen, steht damit konsequenterweise im diametralen Gegensatz zu dem, was Picassos Kunst immer gewollt hat: Die alten, klischeehaften Sichtweisen aufzubrechen und über das Bekannte hinauszugelangen. Den Freunden der Nationalgalerie, deren Mitglieder sich nicht von ungefähr einer massiven wirtschaftlichen Potenz erfreuen, kann das egal sein, solange nur die Kasse stimmt. Dass es aber den Staatlichen Museen zu Berlin anscheinend auch egal ist, dass sie keine eigene Picasso-Schau zustande bringen, stimmt bedenklich. Weitere Vorhaben dieser Art sind bereits geplant, die Tour durch die großen Museen der Welt geht weiter, morgen vielleicht die Petersburger Eremitage und übermorgen die Tate. Aber bei diesem Ausmaß an voraussehbarem Erfolg und dem Kult des Schlangestehens, dem sich das Publikum in wahrer Opferbereitschaft hingibt, sind auch Wiederholungen in Zukunft nicht ausgeschlossen. Die heißen dann MoMA reloaded oder so ähnlich. Dann haben die Staatlichen Museen endgültig Fernsehformat erreicht.
Die Ausstellung "Pablo. Der private Picasso" ist vom 30.09.2005 bis zum 22.01.2006 in der Neuen Nationalgalerie Berlin zu sehen: