Das muss man gehört haben oder auch nicht …

Unsere Tipps für Weltmusik-Fans

Rahmentrommeler Murat Coskun
Rahmentrommeler Murat Coskun © imago/epd
Von Holger Beythien |
Traditionelle Lieder Schottlands, A-Cappella-Versionen von Volksliedern und eine neue CD eines auch bei uns nicht unbekannten türkischen Rahmentrommlers und Percussionisten – hörenswerte Neuigkeiten aus der Weltmusik.

Murat Coskun: "Visions"

Zugegeben, ich bin kein Freund jener monoton klingenden Hau-drauf-Kolonnen, die auf Volksfesten und Festivals trommelnd und paukend perkussive Lebensfreude verströmen wollen, und so hatte ich beim ersten Hören dieses Stücks, trotz der meisterhaft geschlagenen Rahmentrommel, zunächst damit zu tun, meine Vorurteile professionell in den Griff zu bekommen. Was sich – wieder einmal – gelohnt hat. Denn schon mit dem Einsetzen des Obertongesangs entwickelt dieses "Groovistan" genannte Stück eine faszinierende Eigendynamik - sei sie nun spirituell, musikalisch oder beides.
"Visions" heißt diese neue CD des türkischstämmigen, in Deutschland lebenden Percussionisten und Rahmentrommlers Murat Coskun. Der Musikethonologe und Dozent internationaler Meisterklassen war schon immer unterwegs zwischen den Stilen und Musikkulturen und hat sich auch für sein neues Projekt zwei Musiker ins Studio geholt, die seiner Vision von tatsächlicher Welt-Musik als "connection cultures" klangvolle und rhythmische Impulse verleihen: Da wäre zunächst der New Yorker Jazz-Vibrafonist und Marimba-Spieler David Friedman und die iranische Santur-Virtuosin und Sängerin Arezoo Rezvani.

Aquabella: "Jubilee live"

So wie bei der neuen CD "Jubilee live" des deutschen Weltmusik-Frauen-a-cappella-Ensembles "Aquabella". Wie beim schwedischen Volkslied "Herr Mannelig" arbeiten Aquabella seit 20 Jahren vor allem Volkslieder aus aller Welt zu a cappella-Fassungen um. Bis heute das Markenzeichen der Berlinerinnen um Claudia Karduck und Bettina Stäbert. 20 Jahre Aquabella waren denn auch der Anlass, die CD "Jubilee live" zu veröffentlichen mit, so steht’s im Booklet "allerersten Live-Aufnahmen". Für mich hatte sich ihr Konzept dann in diesen zwei Jahrzehnten, wenn ich sie immer mal wieder live erlebte, dann aber doch etwas abgenutzt, was sich beim Hören dieser Retrospektive jetzt nur noch bestätigt. Die Bearbeitungen klingen eben heute genauso wie vor 20 Jahren, immer irgendwie ähnlich und viel zu wenig Überraschendes bietend. Vielleicht liegt das daran, dass hier – ganz im Gegensatz zu der "Visions"-CD von Murat Coskun – dass hier musikalisch das gleich gemacht wird, was ethnologisch und stilistisch ja eigentlich sehr unterschiedlich ist.

Iona Fyfe: "East"

Von einem Volkslied aus Al Andalus zu schottischen Volksliedern. Eine der größten Überraschungen der letzten Zeit war für mich die am Freitag erschienene EP einer jungen schottischen Sängerin, die noch so unbekannt ist, dass ich noch nicht mal ihren Namen googeln konnte. Iona Fyfe (Feif) heißt sie, studiert noch am Königlichen Schottischen Konservatorium und wurde mit ihrer kleinen, rein akustischen Band schon mit einem Auftritt bei dem legendären schottischen Festival Celtic Connections quasi geadelt. Nun wird sie auch bei uns bekannter mit der EP "East", auf der sie in fünf schottischen Folksongs und einer Eigenkomposition vor allem ihre Vorliebe für die schottische Ballade dokumentiert.
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