Das Nichts, die Stille und die Musik
Unbeschriebene Blätter und die Stille können anstachelnde Herausforderungen für einen Künstler sein: Zum Thema "Der leere Raum" debattierten beim Münchener Pfingstsymposium wieder hochkarätige Künstler, Musiktheoretiker und Wissenschaftler über existenzielle Fragen in der Kunst.
Es sind die ehemaligen Bediensteten-Unterkünfte im Nymphenburger Schlossrondell, die dank der Schweißfurt-Stiftung inzwischen diesem kulturellen Zweck dienen. Das ist nicht dort, wo die Könige tafelten, aber immerhin ein schöner Ort und an diesem Wochenende fand das Pfingstsymposium trotz Sonnenscheins sein aufgeschlossenes Publikum.
Man stellte Fragen wie: Woher beziehen die Künste eigentlich ihre schöpferische Energie? Oder: Wie kommt es zu Sicht-Denk-und Hörweisen, die in die Zukunft führen, zu neuen Anfängen? Oder: Welche verheerenden Konsequenzen kann eine Maxime haben wie "Alles ist erlaubt". Und: Woher weiß das Blatt, dass es leer ist? Und wie geht es dem schöpferischen Menschen damit, eine Frage an den Komponisten Jörg Widman:
Jörg Widman: "Einerseits ist die Leere, die uns fasziniert, nach der man gerade in unserer Gesellschaft, Sehnsucht hat, andererseits ist die Leere, das weiße Blatt Papier etwas, das uns als Künstler alle herausfordert, jeden Tag, der Versuch das Notenpapier zu schwärzen oder ... immer wieder dann doch wieder, die Stille zu bannen zu können. Aber eben dann doch wieder durch Schrift."
"Der leere Raum" ist kein einfaches Thema. Der große Theatermacher Peter Brook forderte ihn als Grundbedingung für lebendiges Theater, aber das Postulat vom "Leeren Raum" greift noch viel tiefer, könnte als Grundbedingung eines jeden Anfangs gesehen werden.
Grundfragen schöpferischen aber auch gesellschaftlichen Gestaltens stellt die Initiatorin des Münchener Pfingstsymposiums in München jedes Jahr zur Diskussion. Ulrike Trüstedt begann Anfang der neunziger Jahren damit, interdisziplinäre Symposien zu gestalten, suchte und fand einige Sponsoren und Unterstützer und startete mit dem Thema: "Die Pause".
Es folgten Fragen wie die nach dem "Wert des Fehlers", "Glück", "Ekstase und Maß", "Vom Souveränen Hören" und "Das Neue" waren weitere Themen. Ihr Ausgangspunkt ist grundsätzlich die Neue Musik, dazu eingeladen sind Referenten aus verschiedenen Kunst-und Wissenschaftszweigen, je nach Themenstellung.
Zum Thema "Der leere Raum" reiste unter anderen die Architekturtheoretikerin Katja Friedrich aus Dresden an, der Musikwissenschaftler Friedrich Kittler von der Humboldt Universität in Berlin, der Komponist Antoine Beuger und der eigentlich immer noch junge Star der neuen Musikszene in Deutschland, Jörg Widmann, mit einem Streichquartett und der Klaviersonate "Fleurs du mal", der im Interview den Prozess vor dem Komponieren beschreibt:
"Also ich nenne es gern die Inkubationszeit, oder auch Schwangerschaft, und das muss eines Tages raus ans Tageslicht und das ist nicht immer schön, aber ich möchte mit niemandem tauschen, auch wenn der Prozess immer unwegsames Gelände ist. Man weiß nie, ob man in der Schlangengrube endet oder im Paradies. Es kann immer beides passieren."
Das Eindringen in den leeren Raum des noch nicht Dagewesenen treibt den Unermüdlichen an. Jörg Widmann ist einer der bekannten Namen, die das Pfingstsymposium in München trotz seiner beengten finanziellen Mittel immer wieder anzieht.
Woran liegt es, dass es der Initiatorin Ulrike Trüstedt gelingt, zielgenau die Künstler, die gerade en vogue sind, oder oft auch solche, die gerade am Aufsteigen sind, mit Erfolg einzuladen.Am Geldfluss kann es nicht liegen. Und am Publikum auch nicht, denn das Publikum ist zwar fein, aber klein.
Ulrike Trüstedt: "Es ist die Idee, die zieht. Ich schaue sie mir genau an, durchs Mikroskop und wenn ich dann den Eindruck habe, sie trägt, dann."
Ulrike Trüstedt hat in zwanzig Jahren achtzehn Symposien ausgerichtet, die jedes Jahr aufs Neue unerwartete Antworten geben. Ihre Themen sind zentral, oft nah am Zeitgeist und klug gesetzt. Die Referenten und Künstler sind dank des guten Rufes, den das Pfingstsymposium sich verschaffen konnte in der Mehrzahl hochkarätig - und das trotz der finanziell schwachen Situation auf der dieses kleine Stück Münchener Wagemut steht.
Ulrike Trüstedt: "Es scheint, als ob ich irgendwelche Sensorien habe, was gerade aktuell ist, was will die Zeit oder was ist Thema der Zeit und das dann in die Musik zu bringen und aus der Musik heraus wieder an die Wissenschaft zu richten, Themen der Gesellschaft und auch in die Politik rein. Also, ich kann mir Gott sei Dank sehr viel Zeit für die Themen lassen, aufgrund dessen, dass ich sehr einfach lebe."
Fragen zu stellen, das scheint die Passion dieser leidenschaftlichen Münchnerin Ulrike Trüstedt zu sein - und sie schafft es: Kleine Grüppchen in angeregten Gesprächen nach den Diskussionsrunden ziehen sich bis spät in die Nacht hinein. Man hat sich nach anregenden Vorträgen, Streitgesprächen und musikalischen Darbietungen warmgeredet, keiner will gehen und die Münchener Pfingstnächte am Schloss Nymphenburg werden etwas länger.
Auch wenn die Münchener Hochschule für Musik und Theater mit einer relativ schwachen Performance das Thema "Der leere Raum" am Samstagabend szenisch beleuchtete. Obwohl "Der leere Raum" doch eigentlich ein Thema vom und fürs Theater ist.
Gespräche und Gedanken zum "Leeren Raum" beim Pfingstsymposium 2008 werden nachwirken. Und das ist das Ziel dieser Fragestellungen, die von Wissenschaftlern und Komponisten umkreist wurden.
Doch eine Frage, die muss hier unbedingt noch beantwortet werden und zwar von Antoine Beuger. Ja richtig, sie hören nichts davon, denn die ersten drei Minuten dieses Werkes sind "Tacet": Schweigen. Und danach passiert auch nicht viel, wenige leise Töne charakterisieren das Werk von Antoine Beuger. Und danach wieder Schweigen.
Beuger lotet den leeren Raum musikalisch aus. Und er gründete dazu den Verlag Wandelweiser. Zwölf Komponisten gehören bisher dazu. Aber Herr Beuger was bitte i s t ein "Wandelweiser"?
Antoine Beuger "Das war so ein Einfall. Am schönsten ist die Idee eines der Komponisten, der sagte 'Das Wandeln ist des Weisen Lust', das Wandeln im Licht oder das 'Sich-Ver-Wandeln', oder...naja"
Man stellte Fragen wie: Woher beziehen die Künste eigentlich ihre schöpferische Energie? Oder: Wie kommt es zu Sicht-Denk-und Hörweisen, die in die Zukunft führen, zu neuen Anfängen? Oder: Welche verheerenden Konsequenzen kann eine Maxime haben wie "Alles ist erlaubt". Und: Woher weiß das Blatt, dass es leer ist? Und wie geht es dem schöpferischen Menschen damit, eine Frage an den Komponisten Jörg Widman:
Jörg Widman: "Einerseits ist die Leere, die uns fasziniert, nach der man gerade in unserer Gesellschaft, Sehnsucht hat, andererseits ist die Leere, das weiße Blatt Papier etwas, das uns als Künstler alle herausfordert, jeden Tag, der Versuch das Notenpapier zu schwärzen oder ... immer wieder dann doch wieder, die Stille zu bannen zu können. Aber eben dann doch wieder durch Schrift."
"Der leere Raum" ist kein einfaches Thema. Der große Theatermacher Peter Brook forderte ihn als Grundbedingung für lebendiges Theater, aber das Postulat vom "Leeren Raum" greift noch viel tiefer, könnte als Grundbedingung eines jeden Anfangs gesehen werden.
Grundfragen schöpferischen aber auch gesellschaftlichen Gestaltens stellt die Initiatorin des Münchener Pfingstsymposiums in München jedes Jahr zur Diskussion. Ulrike Trüstedt begann Anfang der neunziger Jahren damit, interdisziplinäre Symposien zu gestalten, suchte und fand einige Sponsoren und Unterstützer und startete mit dem Thema: "Die Pause".
Es folgten Fragen wie die nach dem "Wert des Fehlers", "Glück", "Ekstase und Maß", "Vom Souveränen Hören" und "Das Neue" waren weitere Themen. Ihr Ausgangspunkt ist grundsätzlich die Neue Musik, dazu eingeladen sind Referenten aus verschiedenen Kunst-und Wissenschaftszweigen, je nach Themenstellung.
Zum Thema "Der leere Raum" reiste unter anderen die Architekturtheoretikerin Katja Friedrich aus Dresden an, der Musikwissenschaftler Friedrich Kittler von der Humboldt Universität in Berlin, der Komponist Antoine Beuger und der eigentlich immer noch junge Star der neuen Musikszene in Deutschland, Jörg Widmann, mit einem Streichquartett und der Klaviersonate "Fleurs du mal", der im Interview den Prozess vor dem Komponieren beschreibt:
"Also ich nenne es gern die Inkubationszeit, oder auch Schwangerschaft, und das muss eines Tages raus ans Tageslicht und das ist nicht immer schön, aber ich möchte mit niemandem tauschen, auch wenn der Prozess immer unwegsames Gelände ist. Man weiß nie, ob man in der Schlangengrube endet oder im Paradies. Es kann immer beides passieren."
Das Eindringen in den leeren Raum des noch nicht Dagewesenen treibt den Unermüdlichen an. Jörg Widmann ist einer der bekannten Namen, die das Pfingstsymposium in München trotz seiner beengten finanziellen Mittel immer wieder anzieht.
Woran liegt es, dass es der Initiatorin Ulrike Trüstedt gelingt, zielgenau die Künstler, die gerade en vogue sind, oder oft auch solche, die gerade am Aufsteigen sind, mit Erfolg einzuladen.Am Geldfluss kann es nicht liegen. Und am Publikum auch nicht, denn das Publikum ist zwar fein, aber klein.
Ulrike Trüstedt: "Es ist die Idee, die zieht. Ich schaue sie mir genau an, durchs Mikroskop und wenn ich dann den Eindruck habe, sie trägt, dann."
Ulrike Trüstedt hat in zwanzig Jahren achtzehn Symposien ausgerichtet, die jedes Jahr aufs Neue unerwartete Antworten geben. Ihre Themen sind zentral, oft nah am Zeitgeist und klug gesetzt. Die Referenten und Künstler sind dank des guten Rufes, den das Pfingstsymposium sich verschaffen konnte in der Mehrzahl hochkarätig - und das trotz der finanziell schwachen Situation auf der dieses kleine Stück Münchener Wagemut steht.
Ulrike Trüstedt: "Es scheint, als ob ich irgendwelche Sensorien habe, was gerade aktuell ist, was will die Zeit oder was ist Thema der Zeit und das dann in die Musik zu bringen und aus der Musik heraus wieder an die Wissenschaft zu richten, Themen der Gesellschaft und auch in die Politik rein. Also, ich kann mir Gott sei Dank sehr viel Zeit für die Themen lassen, aufgrund dessen, dass ich sehr einfach lebe."
Fragen zu stellen, das scheint die Passion dieser leidenschaftlichen Münchnerin Ulrike Trüstedt zu sein - und sie schafft es: Kleine Grüppchen in angeregten Gesprächen nach den Diskussionsrunden ziehen sich bis spät in die Nacht hinein. Man hat sich nach anregenden Vorträgen, Streitgesprächen und musikalischen Darbietungen warmgeredet, keiner will gehen und die Münchener Pfingstnächte am Schloss Nymphenburg werden etwas länger.
Auch wenn die Münchener Hochschule für Musik und Theater mit einer relativ schwachen Performance das Thema "Der leere Raum" am Samstagabend szenisch beleuchtete. Obwohl "Der leere Raum" doch eigentlich ein Thema vom und fürs Theater ist.
Gespräche und Gedanken zum "Leeren Raum" beim Pfingstsymposium 2008 werden nachwirken. Und das ist das Ziel dieser Fragestellungen, die von Wissenschaftlern und Komponisten umkreist wurden.
Doch eine Frage, die muss hier unbedingt noch beantwortet werden und zwar von Antoine Beuger. Ja richtig, sie hören nichts davon, denn die ersten drei Minuten dieses Werkes sind "Tacet": Schweigen. Und danach passiert auch nicht viel, wenige leise Töne charakterisieren das Werk von Antoine Beuger. Und danach wieder Schweigen.
Beuger lotet den leeren Raum musikalisch aus. Und er gründete dazu den Verlag Wandelweiser. Zwölf Komponisten gehören bisher dazu. Aber Herr Beuger was bitte i s t ein "Wandelweiser"?
Antoine Beuger "Das war so ein Einfall. Am schönsten ist die Idee eines der Komponisten, der sagte 'Das Wandeln ist des Weisen Lust', das Wandeln im Licht oder das 'Sich-Ver-Wandeln', oder...naja"