Avantgarde orientalischer Musik in Deutschland
Das Nouruz Ensemble spielt orientalische Kunstmusik und bringt jahrhundertealte, nahezu unveränderte Traditionen in unsere Zeit. Die Musiker sind Meister auf uralten Instrumenten wie der Santur, der Ney oder der Tombak ."Goldener Flügel" heißt das Debütalbum.
Es war wie ein neuer Tag, eine große Aufbruchsstimmung, als die Abbasiden vor rund tausend Jahren in Bagdad die Herrschaft übernahmen. Für die Menschen begann ein "goldenes Zeitalter". Wissenschaft und Handel blühten auf, die verschiedenen Kulturen, Religionen und Künste existierten in einem friedlichen Wettstreit mit- und nebeneinander. Das Leben fand wie in einem großen und schönen Haus statt, in dem die Menschen geschäftig ihrer Arbeit nachgingen und ihre Träume leben konnten.
Im europäischen Exil
Die Musiker des Nouruz Ensembles, die vor nunmehr zwanzig Jahren nach Deutschland kamen, haben dieses Bild im Kopf, wenn sie über ihr Musikleben sprechen. Hier in Europa können ihre Kulturen des Orients friedlich vereint sein, während sie in ihrer Heimat des Nahen und Mittleres Ostens, im Irak, Iran, Syrien, Kurdistan und der Türkei, durch Grenzen und Kriege getrennt sind.
Lebendige zeitgenössische orientalische Kunstmusik
Die fünf Musiker des Nouruz Ensembles wurden in Bagdad, Aleppo und Teheran geboren und sie sind Meister auf alten orientalischen Instrumenten, wie der Santur, Djoze, Ney, Duduk, Qanun oder der Bechertrommel Tombak. Studiert haben sie allen in ihren Heimatländern. Hier in Deutschland spielen sie als Ensemble, aber auch mit verschiedenen musikalischen Partnern. Und so ist ihre Musik stark in der Tradition verwurzelt, aber doch auch durch ihr neues Leben in Köln, Neuss und Essen und durch die Begegnung mit Jazz- und Folkmusikern beeinflusst.
"Nouruz" ist im Arabischen "der Frühling". Für die fünf Musiker des Ensembles bedeutet "Nouruz", ein neues Leben und neue Freundschaften, jede Sekunde ist ein neuer Tag. Der Gründer des Ensembles ist Bassem Hawar. Seine irakische Kniegeige Djoze hat er nicht nur eigenhändig gebaut, sondern auch so weiterentwickelt, dass er darauf verschiedene Musikstile spielen kann. Das war für Bassem Hawar unbedingt notwendig, denn hier in Europa wollte er auch mit experimentellen Jazzmusikern auf der Bühne stehen, er wollte neue Musik und Flamenco spielen. Für seine vielfältige Tätigkeit hat der Musiker gerade den WDR Jazzpreis 2020 in der Kategorie Musikkulturen gewonnen.
Das Debüt "Goldener Flügel"
Das Nouruz Ensemble schlägt einen großen Bogen in seiner Musik: von der "goldenen Zeit" in Bagdad, über europäische Musik des Mittelalters bis in die Gegenwart. Dabei arbeite das Ensemble u.a. mit dem syrisch-armenischen Musiker Ibrahim Keivo und der irakischen Sängerin Rita William zusammen. "Goldener Flügel" heißt die Debüt-CD, die 2018 erschienen ist.