"Das Opfer und der Terrorist"
Dass man sich auf Behördenseite mit der Einsicht beschied: Generalbundesanwalt Siegfried Buback ist ein Opfer der RAF, das reiche ihm nicht, wiederholte Michael Buback, der Sohn des Ermordeten gestern Abend noch einmal in der ARD-Sendung: "Das Opfer und der Terrorist".....
Aus der Sendung: " Warum ist die Frage für Sie so wichtig?
Es ist ein so großer Verlust, dass wir es nicht hinnehmen können, dass man das pauschal von einem Team übernommen sieht – das ist so gewichtig, und dann möchte man möglichst genau wissen, wer wirklich der Schütze war. "
" Nun sitzen Sie heute einem Mitglied jener Terrororganisation gegenüber, die Ihren Vater umgebracht hat... "
Nämlich Peter Jürgen Boock, dessen Mitteilungsbedürfnis dieses bemerkenswerte TV-Gespräch wohl letztendlich zu verdanken ist...
" Hab eigentlich seit Jahren gesagt, wenn jemand, der Opfer unserer Mordtaten geworden ist, etwas darüber erfahren will, dann kann er sich an mich wenden - das ist nie passiert ..."
Also wandte sich der ehemalige Terrorist direkt an das "Opfer"...
" Es war natürlich eine für mich fast gespenstische Situation, plötzlich dieses Telefonat, ich hab´, glaub´ ich, am Anfang auch gestammelt, und dann dachte ich: das ist doch gar nicht möglich, dass jetzt nach 30 Jahren du etwas erfährst, es war wirklich ein Ringen...
Sagen Sie, welchen Namen er Ihnen genannt hat! "
Solch forsche Einwürfe gehören wohl zur genretypischen Investigationsmimikri, denn Boocks Namensliste – dessen taktisches Verhältnis zur Wahrheit auch wieder zitiert wurde, war längst bekannt - darum:
" Ich weiß immer noch nicht, wer jetzt wirklich geschossen hat, aber ich habe jetzt wirklich die Hoffnung, durch die Bewegung, die jetzt eingetreten ist, dass wir das erfahren, was mit dieser Information wird, das ist mir dann egal, ob es da noch einen Prozess geben wird – es ist für die Angehörigen und – es muss doch auch für die Täter irgendwann mal eine Ruhe geben, das man das bereinigt. "
Die Deutungshoheit über den Täter-Opfer-Austausch hatte man übrigens dem Leiter der zur Zeit führenden Ermittlungsbehörde, dem "Spiegel"-Chef Stefan Aust anvertraut: der kommentierte:
" Das ist so ähnlich wie bei Vermissten im Krieg, wo die Angehörigen über Jahre versuchen herauszufinden, wo die Angehörigen beerdigt sind, wo der Kriegsgräberfriedhof in der Ukraine ist –
Für das Aufarbeiten sind die Fakten wichtig - viel wichtiger als Reue"
Und offenbar fühlen sich beide, das Opfer und der Terrorist, beim Fernsehen diesbezüglich besser aufgehoben als bei der Bundesanwaltschaft.
Das Kulturinterview mit dem Historiker und Publizisten Gerd Koenen zum Thema können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Es ist ein so großer Verlust, dass wir es nicht hinnehmen können, dass man das pauschal von einem Team übernommen sieht – das ist so gewichtig, und dann möchte man möglichst genau wissen, wer wirklich der Schütze war. "
" Nun sitzen Sie heute einem Mitglied jener Terrororganisation gegenüber, die Ihren Vater umgebracht hat... "
Nämlich Peter Jürgen Boock, dessen Mitteilungsbedürfnis dieses bemerkenswerte TV-Gespräch wohl letztendlich zu verdanken ist...
" Hab eigentlich seit Jahren gesagt, wenn jemand, der Opfer unserer Mordtaten geworden ist, etwas darüber erfahren will, dann kann er sich an mich wenden - das ist nie passiert ..."
Also wandte sich der ehemalige Terrorist direkt an das "Opfer"...
" Es war natürlich eine für mich fast gespenstische Situation, plötzlich dieses Telefonat, ich hab´, glaub´ ich, am Anfang auch gestammelt, und dann dachte ich: das ist doch gar nicht möglich, dass jetzt nach 30 Jahren du etwas erfährst, es war wirklich ein Ringen...
Sagen Sie, welchen Namen er Ihnen genannt hat! "
Solch forsche Einwürfe gehören wohl zur genretypischen Investigationsmimikri, denn Boocks Namensliste – dessen taktisches Verhältnis zur Wahrheit auch wieder zitiert wurde, war längst bekannt - darum:
" Ich weiß immer noch nicht, wer jetzt wirklich geschossen hat, aber ich habe jetzt wirklich die Hoffnung, durch die Bewegung, die jetzt eingetreten ist, dass wir das erfahren, was mit dieser Information wird, das ist mir dann egal, ob es da noch einen Prozess geben wird – es ist für die Angehörigen und – es muss doch auch für die Täter irgendwann mal eine Ruhe geben, das man das bereinigt. "
Die Deutungshoheit über den Täter-Opfer-Austausch hatte man übrigens dem Leiter der zur Zeit führenden Ermittlungsbehörde, dem "Spiegel"-Chef Stefan Aust anvertraut: der kommentierte:
" Das ist so ähnlich wie bei Vermissten im Krieg, wo die Angehörigen über Jahre versuchen herauszufinden, wo die Angehörigen beerdigt sind, wo der Kriegsgräberfriedhof in der Ukraine ist –
Für das Aufarbeiten sind die Fakten wichtig - viel wichtiger als Reue"
Und offenbar fühlen sich beide, das Opfer und der Terrorist, beim Fernsehen diesbezüglich besser aufgehoben als bei der Bundesanwaltschaft.
Das Kulturinterview mit dem Historiker und Publizisten Gerd Koenen zum Thema können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.