Greta als Allheilsbotschafterin
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Greta Thunberg droht von den Medien als Allheilsbotschafterin missbraucht zu werden, befürchtet Skandinavien-Korrespondent Carsten Schmiester. In Schweden werde eher kritisch betrachtet, welchen Hype die Klimaaktivistin in anderen Ländern auslöse.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg trifft den Papst, Thunberg spricht im EU-Parlament, Thunberg wird für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, Thunberg nimmt an Klimastreiks in halb Europa teil.
Mit ihren Schulstreiks hat sie gezeigt, wie politisch engagiert Zehntausende Schülerinnen und Schüler sein können, und hat dem Klimaschutz neuen Schwung verpasst. Aber Greta ist dabei auch selbst als Person zu einem Ereignis geworden.
Schweden blickt erstaunt auf den Hype
In Schweden sei man einigermaßen "cool" mit dem Phänomen Thunberg umgegangen, sagt Skandinavien-Korrespondent Carsten Schmiester. "Hier wird auch ein bisschen gestreikt, aber längst nicht in dem Maße wie vor allem Deutschland offenbar Greta aufnimmt."
In Schweden werde das Phänomen, das Greta in anderen Ländern auslöst, daher eher erstaunt betrachtet – und ein wenig kritisch. Auch weil man "wirklich fürchten muss, dass sich die Person von der eigentlichen Botschaft ablöst, dass sozusagen eine Greta mit allen möglichen Botschaften durch die Weltgeschichte schwebt".
Solche Befürchtungen liegen nahe: Bei der großen Sportgala in Deutschland war sie bereits der Ehrengast. Zu dem Brand von Notre-Dame wurde sie befragt. "Es kommt so ein bisschen rum, dass Greta von uns Medien als Allheilsbotschafterin missbraucht wird", sagt Korrespondent Carsten Schmiester.
Eine junges Mädchen und der Medienrummel
"Wir haben es hier mit einer jungen Frau zu tun, die nicht gesund ist. Sie hat das Asperger-Syndrom. Das macht sie für mich zu einer besonders schützenswerten Person – jemand, der verwundbarer ist, von dem ich gar nicht weiß, ob sie schon einschätzen kann, was dieser unglaubliche Medienrummel für sie bedeutet. Im Moment läuft es einfach rund, sie ist auf jeder ersten Seite, in jeder Fernsehsendung, aber so etwas verbraucht natürlich auch." Da sei die Medienbranche relativ rücksichtslos.
"Irgendwann, wenn jemand feststellen wird, die Klickzahlen bleiben aus, sie macht nicht mehr die große Quote, sie bewegt nicht mehr so viele Menschen, dann wird nach der nächsten Greta geguckt. Und da stell ich mir die Frage: Bereitet irgendjemand diese 16-Jährige auf so eine Zeit vor, ihre Eltern zum Beispiel? – Und da sehe ich gar nichts."
Eltern unterstützen Greta in ihrem Engagement
Gretas Mutter Malena Ernman – eine bekannte Opernsängerin – ist selbst in der Flygskam-Bewegung aktiv, die Zugfahren anstelle von Fliegen propagiert, und hat ein Buch über ihre Familie geschrieben.
Auch Äußerungen der Eltern deuten darauf hin, dass sie das Engagement Gretas "sehr fördern", sagt Schmiester. "Ich finde das selbst schon ein bisschen verantwortungslos, eigentlich müsste man da bremsen."
Greta Thunberg selbst beteuerte immer wieder, sie möge den Medienrummel um ihre Person nicht, akzeptiere ihn aber.
(lkn)