Das Projekt "Wrapped Reichstag"
Der Reichstag in Berlin ist eines der bekanntesten Symbole, nicht nur für Berlin, sondern für ganz Deutschland. Und deshalb wollten das Künstlerduo Christo und Jeanne-Claude genau dieses und kein anderes Gebäude verhüllen. Vor 10 Jahre, am 24. Juni 1995, war das Werk vollendet und konnte zwei Wochen lang bewundert werden.
"Durch die Verhüllung tritt die allgemeine Form besser hervor. Sie wird sehr viel sichtbarer werden, da die Details verschwinden. Das Gebäude wird sehr viel großer werden, weil die Proportionen hervortreten. Und der Stoff wird eine starke organische Wirkung ausstrahlen. "
Christo 1980, als das Projekt Verhüllter Reichstag noch in den Kinderschuhen steckte und der Künstler noch einige Jahre Lobbyarbeit vor sich hatte. Als es am 24. Juni 1995, fünfzehn Jahre später, dann tatsächlich so weit war und sich der Berliner Reichstag im neuen Gewand präsentierte, wurde deutlich, wie präzise Christo seine Vorstellungen realisiert hatte. Gleich am ersten Tag strömten über hunderttausend Besucher herbei, um sich das neueste Werk des New Yorker Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude anzuschauen.
Silbergrau-glänzendes Tuch umspannt schmeichelnd den quadratischen Bau. Hebt sinnlich die Konturen hervor. Seine Falten werfen Schatten, die wie Schraffuren wirken. Licht- und Sonneneinwirkung lassen das Gebäude in immer neuen Facetten erstrahlen, von silbergrau über hellblau und zartrosa bis dunkelgrau. Besonders früh morgens oder spät abends wirkt der verhüllte Reichstag durch das weithin offene Gelände, das einen freien Blick ermöglicht, besonders faszinierend. Dann geht eine verblüffende Leichtigkeit und Grazie von dem schwerfälligen Bau aus. Christo:
"Unsere Werke befinden sich immer unmittelbar in der Nähe der Menschen, die in ihren Autos fahren, die auf der Straße gehen."
Neben Besuchern aus der ganzen Welt tummelten sich zwei Wochen lang Kleinkünstler, Musiker, Kunsthandwerker, Getränkeverkäufer und Jugendliche auf dem weithin offenen Gelände um den Reichstag. Eine eigene Welt, in der auch nachts das Leben weiter pulsierte. Volksfeststimmung, von der feineren Art:
Das Projekt "Wrapped Reichstag", "Verhüllter Reichstag" hat eine lange Vorgeschichte. Die Idee, den Reichstag zu verhüllen, wurde bereits 1971 geboren. Damals schrieb Michael Cullen, ein Bekannter des Paares, eine Postkarte mit dem Berliner Reichstag nach New York: "Lieber Herr Christo, ich schlage vor, Sie verhüllen das Gebäude auf der Vorderseite dieser Karte." Christo ging auf den Vorschlag ein. Die Genehmigung ließ dann allerdings 23 Jahre auf sich warten. 23 Jahre in denen Christo und Jeanne-Claude 54mal nach Deutschland kamen, um für die Reichstagsverhüllung zu werben.
"Ich hoffe jeder weiß, dass das Projekt die Regierung nichts kostet. Wir wollen nur das Gebäude 14 Tage verhüllen. Und ich glaube, man kann das nicht als einfache Verpackung ansehen. "
Drei mal lehnte Berlin Christos Projekt ab. Obwohl Christo und Jeanne-Claude ihre künstlerische Selbständigkeit bewahren und alle ihre Projekte selbst finanzieren, durch den Verkauf von Bildern, Collagen, Skizzen und Skulpturen. Als im November 1989 die Mauer fiel, sah der Künstler das Projekt nicht gefährdet, im Gegenteil, jetzt machte die Verhüllung für ihn mehr Sinn denn je. Doch die Zeit drängte. Der Reichstag sollte umgebaut werden und Christo war nur an dem alten, geschichtsträchtigen Gebäude interessiert.
"Wir sind sehr optimistisch und sehr froh darüber, dass die Entscheidung letztendlich von der deutschen Nation gefällt wird. Der Reichstag gehört 80 Millionen Deutschen und die werden von 662 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Es wird Reden geben, die jeder auf der Welt und in Deutschland hören kann. Und das wird der Arbeit eine weitere, sehr kraftvolle Dimension geben."
An Christos Plan schieden sich die Geister. Ein Monument der deutschen Geschichte verdiene Respekt, die Würde des Hauses sei in Gefahr, tönten die einen. Es gäbe kein geeigneteres Gebäude zum Verhüllen als den Reichstag, meinten die anderen. Und keinen besseren Zeitpunkt als vor dem Umbau zum Bundestag. Für die einen war die Verhüllung eine wertvolle Hervorhebung, eine Veredelung. Für die anderen eine Herabsetzung. Am 25. Februar 1994 wurde im Bundestag in Bonn schließlich und endlich über Christos Antrag debattiert.
"Da ist nichts zu verpacken, da ist nichts zu verhüllen. / So was tut man nicht. So was tut man schlicht und einfach nicht. / Mich beeindruckt diese Beharrlichkeit, die Kraft, diese Kraft zur Vision, das unmöglich Scheinende, möglich zu machen. / Eine Verhüllung des Reichstags würde nicht einen, sie würde polarisieren. Zu viele Menschen würden es nicht verstehen. / Nach diesen Debatten hier, muss man schlicht dafür sein. "
Danach wurde über den Antrag von Christo abgestimmt, und kurz darauf konnte die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, die das Projekt über die Jahre hinweg unterstützt hatte, verkünden:
"Der Antrag ist angenommen."
Es war das erste Mal überhaupt, dass im Parlament über ein Kunstprojekt abgestimmt wurde. Dabei wurden die hartnäckigen Gegner später eines Besseren belehrt. Denn fünf Millionen Menschen besuchten innerhalb von zwei Wochen den verhüllten Reichstag und machten ihn zu einem der aufsehenerregendsten Kulturereignisse der deutschen Nachkriegs-Zeit.
"Wir tun es für uns selbst. Wir wollen es sehn. Um es zu sehn, müssen wir es bauen. Wir tun es für niemand anders als uns selbst und einige Freunde. Wenn Millionen andere auch Spaß daran haben, dann ist es großartig. "
Christo 1980, als das Projekt Verhüllter Reichstag noch in den Kinderschuhen steckte und der Künstler noch einige Jahre Lobbyarbeit vor sich hatte. Als es am 24. Juni 1995, fünfzehn Jahre später, dann tatsächlich so weit war und sich der Berliner Reichstag im neuen Gewand präsentierte, wurde deutlich, wie präzise Christo seine Vorstellungen realisiert hatte. Gleich am ersten Tag strömten über hunderttausend Besucher herbei, um sich das neueste Werk des New Yorker Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude anzuschauen.
Silbergrau-glänzendes Tuch umspannt schmeichelnd den quadratischen Bau. Hebt sinnlich die Konturen hervor. Seine Falten werfen Schatten, die wie Schraffuren wirken. Licht- und Sonneneinwirkung lassen das Gebäude in immer neuen Facetten erstrahlen, von silbergrau über hellblau und zartrosa bis dunkelgrau. Besonders früh morgens oder spät abends wirkt der verhüllte Reichstag durch das weithin offene Gelände, das einen freien Blick ermöglicht, besonders faszinierend. Dann geht eine verblüffende Leichtigkeit und Grazie von dem schwerfälligen Bau aus. Christo:
"Unsere Werke befinden sich immer unmittelbar in der Nähe der Menschen, die in ihren Autos fahren, die auf der Straße gehen."
Neben Besuchern aus der ganzen Welt tummelten sich zwei Wochen lang Kleinkünstler, Musiker, Kunsthandwerker, Getränkeverkäufer und Jugendliche auf dem weithin offenen Gelände um den Reichstag. Eine eigene Welt, in der auch nachts das Leben weiter pulsierte. Volksfeststimmung, von der feineren Art:
Das Projekt "Wrapped Reichstag", "Verhüllter Reichstag" hat eine lange Vorgeschichte. Die Idee, den Reichstag zu verhüllen, wurde bereits 1971 geboren. Damals schrieb Michael Cullen, ein Bekannter des Paares, eine Postkarte mit dem Berliner Reichstag nach New York: "Lieber Herr Christo, ich schlage vor, Sie verhüllen das Gebäude auf der Vorderseite dieser Karte." Christo ging auf den Vorschlag ein. Die Genehmigung ließ dann allerdings 23 Jahre auf sich warten. 23 Jahre in denen Christo und Jeanne-Claude 54mal nach Deutschland kamen, um für die Reichstagsverhüllung zu werben.
"Ich hoffe jeder weiß, dass das Projekt die Regierung nichts kostet. Wir wollen nur das Gebäude 14 Tage verhüllen. Und ich glaube, man kann das nicht als einfache Verpackung ansehen. "
Drei mal lehnte Berlin Christos Projekt ab. Obwohl Christo und Jeanne-Claude ihre künstlerische Selbständigkeit bewahren und alle ihre Projekte selbst finanzieren, durch den Verkauf von Bildern, Collagen, Skizzen und Skulpturen. Als im November 1989 die Mauer fiel, sah der Künstler das Projekt nicht gefährdet, im Gegenteil, jetzt machte die Verhüllung für ihn mehr Sinn denn je. Doch die Zeit drängte. Der Reichstag sollte umgebaut werden und Christo war nur an dem alten, geschichtsträchtigen Gebäude interessiert.
"Wir sind sehr optimistisch und sehr froh darüber, dass die Entscheidung letztendlich von der deutschen Nation gefällt wird. Der Reichstag gehört 80 Millionen Deutschen und die werden von 662 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Es wird Reden geben, die jeder auf der Welt und in Deutschland hören kann. Und das wird der Arbeit eine weitere, sehr kraftvolle Dimension geben."
An Christos Plan schieden sich die Geister. Ein Monument der deutschen Geschichte verdiene Respekt, die Würde des Hauses sei in Gefahr, tönten die einen. Es gäbe kein geeigneteres Gebäude zum Verhüllen als den Reichstag, meinten die anderen. Und keinen besseren Zeitpunkt als vor dem Umbau zum Bundestag. Für die einen war die Verhüllung eine wertvolle Hervorhebung, eine Veredelung. Für die anderen eine Herabsetzung. Am 25. Februar 1994 wurde im Bundestag in Bonn schließlich und endlich über Christos Antrag debattiert.
"Da ist nichts zu verpacken, da ist nichts zu verhüllen. / So was tut man nicht. So was tut man schlicht und einfach nicht. / Mich beeindruckt diese Beharrlichkeit, die Kraft, diese Kraft zur Vision, das unmöglich Scheinende, möglich zu machen. / Eine Verhüllung des Reichstags würde nicht einen, sie würde polarisieren. Zu viele Menschen würden es nicht verstehen. / Nach diesen Debatten hier, muss man schlicht dafür sein. "
Danach wurde über den Antrag von Christo abgestimmt, und kurz darauf konnte die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, die das Projekt über die Jahre hinweg unterstützt hatte, verkünden:
"Der Antrag ist angenommen."
Es war das erste Mal überhaupt, dass im Parlament über ein Kunstprojekt abgestimmt wurde. Dabei wurden die hartnäckigen Gegner später eines Besseren belehrt. Denn fünf Millionen Menschen besuchten innerhalb von zwei Wochen den verhüllten Reichstag und machten ihn zu einem der aufsehenerregendsten Kulturereignisse der deutschen Nachkriegs-Zeit.
"Wir tun es für uns selbst. Wir wollen es sehn. Um es zu sehn, müssen wir es bauen. Wir tun es für niemand anders als uns selbst und einige Freunde. Wenn Millionen andere auch Spaß daran haben, dann ist es großartig. "