Schätze vor dem Verfall retten
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Mehr als eine Million analoge Aufnahmen schlummern im Archiv von Radio Mogadischu. Dokumente der Kultur und der politischen Zeitläufe Somalias inklusive des Bürgerkriegs. Die Digitalisierung geht aber nur langsam voran. Es fehlt an Geld und Personal.
Das Archiv von Radio Mogadishu ist eine Schatzkammer. So beschreibt es Ahmed Adan vom somalischen Kulturministerium. Ziel des Senders wie des Ministeriums ist deshalb die Digitalisierung alter Tonbänder, die viele Jahre lang über den Bürgerkrieg hinweg – teilweise irgendwo in der Erde vergraben – gerettet werden konnten. Allerdings fehlen für die Sicherung dieses Schatzes aus vielen Jahrzehnten die finanziellen, technischen und Knowhow-Ressourcen. Doch die Zeit drängt, denn es droht der physische Zerfall des Materials.
"Radio Mogadishu hat sehr, sehr viele Musikaufnahmen, auch viel alte Musik. Darüber hinaus historische Dokumente, Poesie und Spoken Word beispielsweise. Wir haben arabische Musik aus der somalischen Perspektive. Wir haben Oromo-Musik, von der äthiopischen Seite her. Das ist ein riesiges Archiv, das von 1941 bis heute alles aufgezeichnet hat, was Radio Mogadishu gesendet hat" – sagt Adan über die Radiopreziosen. Er ist am 23. und 24. März zu Gast beim "Find the File"-Festival im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Dort tauschen sich Radiomacher aus aller Welt über das Sammeln, Archivieren und Retten von Musik aus.
Nur zwei Kassettenrecorder zum Abspielen
Man gehe davon aus, dass es sich beim Radio Mogadischu-Archiv um weit über eine Million analoge Aufnahmen handle, sagt Adan – 100.000 davon konnten bereits digitalisiert werden. "Die meisten Audiobänder liegen als Kassetten vor, professionelle Cassetten, wie man sie in Radiosendern verwendet hat. Wir kommen nur sehr langsam voran, weil wir nur noch zwei Kassetten-Recorder haben, die das abspielen können."
Das Archiv hat nicht nur kulturell, sondern auch mit Blick auf die wechselvollen politischen Verhältnisse in Somalia einiges zu bieten. Adan berichtet, Radio Mogadishu habe auch während des Bürgerkriegs gesendet. Clan-Führer General Aidid habe das Radio für seine Propaganda benutzt. Das war zwischen 1990 und 1996. "Alles, was damals gesendet wurde, ist auch archiviert worden. Sie haben sich nicht gescheut, über ihre Greueltaten zu berichten. Das ist alles im Archiv!"
Radio Mogadishu sei immer wichtig für die Gemeinschaft der Somalis gewesen, betont Adan. Allgemein würden auch heute noch Radiosender in Somalia eine wichtige Rolle spielen.
(mkn/hv)
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