Das rollende Filmfestival
Die schottische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin Tilda Swinton hat in ihrer schottischen Heimat ein Filmfestival gegründet - mit dem klangvollen Titel "Ballerina Ballroom Cinema of Dreams". Das Ungewöhnliche dabei: Hier kommt das Kino zu den Besuchern.
Schon von Weitem erkennt man den mit Lampions und Girlanden verzierten Kino-Lkw. Es ist elf Uhr morgens, und das bunte Fahrzeug parkt vor einer Schule. Menschen jeglichen Alters tummeln sich auf dem Platz, nutzen die wenigen Sonnenstrahlen aus, und obwohl es noch Vormittag ist, hat schon jemand die Gitarre gezückt
Überhaupt scheint es sich hier um eine große Dauerparty zu handeln, um ein Happening rund ums Kino. Betritt man den Lastwagen, findet man sich plötzlich in einem Kino wieder - mit 80 bequemen Sesseln. Doch zunächst einmal verwandelt sich das Kinomobil in eine Disco. Die Organisatoren und Helfer des "Ballerina Ballroom Festivals" tanzen mit Transparenten, auf denen die Namen von Regisseuren und Schauspielern stehen, durch die Reihen – und das Publikum klatscht mit.
Mittendrin sieht man Tilda Swinton und muss doch zweimal hinschauen, um die Schauspielerin und Oscarpreisträgerin zu erkennen. Sie trägt Bermudashorts, Ringelpulli, knallrote Puschen und sie ist bester Laune. Denn hier wird, ganz in ihrem Sinne, das Kino gefeiert, der Moment, in dem man gemeinsam an diesem magischen dunklen Ort zusammenkommt, um einen Film zu sehen.
Tilda Swinton: "Das hier ist nur eine Fortsetzung von dem, was ich seit jeher mit Kino assoziiere. Als ich anfing, Kino zu machen, zusammen mit Derek Jarman, war das immer eine Party. Kino war für mich immer mit dem Gefühl einer Gemeinschaft, einer Kameradschaft verbunden. Und mit Freude. Das gehört für mich wirklich zusammen. Gestern noch dachte ich: Warum ist das eigentlich so? Und genau deshalb ist es für mich so schwer, das Kino als Industrie zu sehen. Für mich ist es so lebenswichtig wie das Leben in einer Gemeinschaft."
Zu einem gemeinsamen Kinobesuch gehören eben auch die Rituale. Mit ihrem Festival möchte Tilda Swinton neue Kinorituale entwickeln und an alte erinnern. Liefen früher in den großen Kinopalästen Ouvertüren zur Einstimmung, gibt es heute eben Discomusik, und Tilda Swinton verwandelt sich in eine tanzende Platzanweiserin. Aber sie ist auch der Conférencier, der durchs Programm führt und die Gäste – die Cinephilen aus aller Welt und die Bewohner ihres schottischen Heimatdorfes - herzlich begrüßt.
Im vergangenen Jahr fand das Festival in einem angemieteten ehemaligen Tanz- und Konzertsaal in Nairn statt. Jetzt bei seiner zweiten Ausgabe geht es auf Tour durch acht schottische Städte - Pilgerfahrt nennt Tilda Swinton diese Ereignis. Tatsächlich ziehen die Schauspielerin und ihre Truppe den Kino-Lkw an dicken Seilen jeden Tag für einige Meilen durch die Lande. Ein schönes Bild: Das Kino pilgert zu seinen Besuchern.
Doch Tilda Swinton will sich nicht wiederholen, jedes Jahr möchte sie sich ein neues Konzept für ihr "Ballerina Ballroom Cinema of Dreams"–Festival ausdenken. Neue Arten und Formen für den Kinobesuch entwickeln.
"Als wir das erste Festival machten, lautete die Frage im Vorfeld immer: Wird das ein jährliches Ereignis werden? Ich sagte: 'Leute, wir haben nicht bisher nicht ein einziges gemacht, vielleicht wir es ein Reinfall und keiner kommt.' Interessanterweise wollen die Leute immer etwas haben, worauf sie sich verlassen können. Ein Teil unseres Projektes besteht aber darin, diese Erwartung zu unterlaufen. Oder die Leute dazu zu bringen, sich auf das Kino selbst zu verlassen. Wir müssen kein Festival machen, um das Kino existieren zu lassen, vor allem nicht heute, im großen Zeitalter der DVD, wo jeder sein eigenes Festival machen kann."
In den Zeiten von Bilderfluten und Festivalschwemmen, in Zeiten, da man fast jeden Film auf DVD bekommen kann, ist es eine schöne Idee, sich wieder auf das Kino als magischen Ort zu besinnen, den Kinobesuch selbst zu feiern. Mit dem doppeldeutigen Slogan "Cinema moves" wirbt Tilda Swinton für ihr Festival, und tatsächlich gelingt es ihr, das Publikum mit dem fahrenden Kino-Laster in diesem doppelten Sinne zu bewegen. Mit reichlich Applaus wird ihr gedankt, für eine Feier des Kinos, die im nächsten Jahr garantiert eine andere überraschende Form annehmen wird.
Überhaupt scheint es sich hier um eine große Dauerparty zu handeln, um ein Happening rund ums Kino. Betritt man den Lastwagen, findet man sich plötzlich in einem Kino wieder - mit 80 bequemen Sesseln. Doch zunächst einmal verwandelt sich das Kinomobil in eine Disco. Die Organisatoren und Helfer des "Ballerina Ballroom Festivals" tanzen mit Transparenten, auf denen die Namen von Regisseuren und Schauspielern stehen, durch die Reihen – und das Publikum klatscht mit.
Mittendrin sieht man Tilda Swinton und muss doch zweimal hinschauen, um die Schauspielerin und Oscarpreisträgerin zu erkennen. Sie trägt Bermudashorts, Ringelpulli, knallrote Puschen und sie ist bester Laune. Denn hier wird, ganz in ihrem Sinne, das Kino gefeiert, der Moment, in dem man gemeinsam an diesem magischen dunklen Ort zusammenkommt, um einen Film zu sehen.
Tilda Swinton: "Das hier ist nur eine Fortsetzung von dem, was ich seit jeher mit Kino assoziiere. Als ich anfing, Kino zu machen, zusammen mit Derek Jarman, war das immer eine Party. Kino war für mich immer mit dem Gefühl einer Gemeinschaft, einer Kameradschaft verbunden. Und mit Freude. Das gehört für mich wirklich zusammen. Gestern noch dachte ich: Warum ist das eigentlich so? Und genau deshalb ist es für mich so schwer, das Kino als Industrie zu sehen. Für mich ist es so lebenswichtig wie das Leben in einer Gemeinschaft."
Zu einem gemeinsamen Kinobesuch gehören eben auch die Rituale. Mit ihrem Festival möchte Tilda Swinton neue Kinorituale entwickeln und an alte erinnern. Liefen früher in den großen Kinopalästen Ouvertüren zur Einstimmung, gibt es heute eben Discomusik, und Tilda Swinton verwandelt sich in eine tanzende Platzanweiserin. Aber sie ist auch der Conférencier, der durchs Programm führt und die Gäste – die Cinephilen aus aller Welt und die Bewohner ihres schottischen Heimatdorfes - herzlich begrüßt.
Im vergangenen Jahr fand das Festival in einem angemieteten ehemaligen Tanz- und Konzertsaal in Nairn statt. Jetzt bei seiner zweiten Ausgabe geht es auf Tour durch acht schottische Städte - Pilgerfahrt nennt Tilda Swinton diese Ereignis. Tatsächlich ziehen die Schauspielerin und ihre Truppe den Kino-Lkw an dicken Seilen jeden Tag für einige Meilen durch die Lande. Ein schönes Bild: Das Kino pilgert zu seinen Besuchern.
Doch Tilda Swinton will sich nicht wiederholen, jedes Jahr möchte sie sich ein neues Konzept für ihr "Ballerina Ballroom Cinema of Dreams"–Festival ausdenken. Neue Arten und Formen für den Kinobesuch entwickeln.
"Als wir das erste Festival machten, lautete die Frage im Vorfeld immer: Wird das ein jährliches Ereignis werden? Ich sagte: 'Leute, wir haben nicht bisher nicht ein einziges gemacht, vielleicht wir es ein Reinfall und keiner kommt.' Interessanterweise wollen die Leute immer etwas haben, worauf sie sich verlassen können. Ein Teil unseres Projektes besteht aber darin, diese Erwartung zu unterlaufen. Oder die Leute dazu zu bringen, sich auf das Kino selbst zu verlassen. Wir müssen kein Festival machen, um das Kino existieren zu lassen, vor allem nicht heute, im großen Zeitalter der DVD, wo jeder sein eigenes Festival machen kann."
In den Zeiten von Bilderfluten und Festivalschwemmen, in Zeiten, da man fast jeden Film auf DVD bekommen kann, ist es eine schöne Idee, sich wieder auf das Kino als magischen Ort zu besinnen, den Kinobesuch selbst zu feiern. Mit dem doppeldeutigen Slogan "Cinema moves" wirbt Tilda Swinton für ihr Festival, und tatsächlich gelingt es ihr, das Publikum mit dem fahrenden Kino-Laster in diesem doppelten Sinne zu bewegen. Mit reichlich Applaus wird ihr gedankt, für eine Feier des Kinos, die im nächsten Jahr garantiert eine andere überraschende Form annehmen wird.