Das rote Akkordeon

Ein Holocaust-Überlebender und seine Zweifel

Ein rotes Traviata-Kinderakkordeon, das Alex Rosner von einer uniformierten deutschen Soldatin im Konzentrationslager Auschwitz geschenkt wurde
Alex Rosner entdeckte nach 70 Jahren sein Akkordeon wieder. © Janosch Delcker
Von Janosch Delcker |
Alex Rosner war einer der Juden, die durch Oskar Schindler gerettet wurden. Nach 70 Jahren entdeckte er sein Akkordeon wieder - Erinnerungen und Fragen tauchten auf.
Im Jahr 1944 schenkt eine KZ-Aufseherin einem neunjährigen jüdischen Jungen im Konzentrationslager Auschwitz ein rotes Akkordeon. Über 70 Jahre später taucht das Akkordeon wieder auf, in einem winzigen Museum im amerikanischen Nirgendwo auf Long Island. Das rote Akkordeon birgt die Lebensgeschichte des Toningenieurs Alex Rosner. Sie beginnt im polnischen Krakau und spielt in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau, in München und zum allergrößten Teil in New York.
Der Holocaust-Überlebende Alex Rosner in seiner Toningenieur-Firma in Long Island City in Queens (USA).
Der Holocaust-Überlebende Alex Rosner in seiner Toningenieur-Firma in Long Island City in Queens (USA).© Janosch Delcker
Beth Lilac kennt das rote Akkordeon. Sie leitet den Bereich Bildung und Öffentlichkeitsarbeit im Holocaust Gedenken und Toleranz Center in Nassau County und das Instrument ist eines von vielen Gegenständen, anhand derer die Geschichte des Holocaust erzählt wird.
"Es ist eine Geschichte über Rettung, Überleben und Oskar Schindler, von dem die meisten Menschen durch den Film Schindlers Liste gehört haben. Aber die Geschichte, die oft übersehen wird, ist, was dahintersteckt: Anderthalb Millionen Kinder, die ermordet wurden, nur weil sie jüdisch waren. Kinder, wie den Jungen oder das Mädchen, dem das Akkordeon zuvor gehörte: Kinder, die direkt in die Gaskammer geschickt wurden, wenn sie zu jung waren."
Auch Oskar Schindler spielt also in dieser Geschichte eine Rolle, denn Rosner gehört zu jenen Juden, die von Schindler gerettet wurden. Der heute 79-jährige Alex Rosner hat in einem langen Gespräch mit dem Journalisten Janosch Delcker die Geschichte des roten Akkordeons - und damit dessen Lebensgeschichte - rekonstruiert.
Mehr und mehr wurde die Geschichte des roten Akkordeons auch eine Geschichte des Infragestellens der eigenen Erinnerung als Zeitzeuge. Wie sehr prägt die lebenslange Verarbeitung des Erlebten seine Erinnerung? Wieviel hat die damalige Wirklichkeit mit der heutigen Erzählung zu tun? Rosner setzt sich mit Fragen auseinander, die auch in der Geschichtswissenschaft intensiv diskutiert werden.
Lesen Sie hier das gesamte "Zeitfragen"-Manuskript als pdf oder im txt-Format.
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