Die Geschichte einer fiktiven Stadt
Der argentinische Theatermacher Mariano Pensotti präsentiert ein Stück mit gewaltigen Dimensionen: sechs Stunden lang, ein begehbares Filmset in der Kraftzentrale Duisburg-Nord. "Diamante – Die Geschichte einer Free Private City“ feiert auf der Ruhrtriennale Premiere.
- "Ich will das weder du sonst irgendjemand hier Geschäfte macht. Klar?"
- "Ich weiß nicht, wovon du redest."
– "Ich glaub schon. Ich hab mich klar und deutlich ausgedrückt. Es ist besser, wenn du jetzt gehst."
- "Ich weiß nicht, wovon du redest."
– "Ich glaub schon. Ich hab mich klar und deutlich ausgedrückt. Es ist besser, wenn du jetzt gehst."
Eine Kneipe in der Stadt Diamante. Der Wirt schmeißt einen Mann raus, weil der in seiner Bar Drogen verkaufen will. Das ist eine von mehreren Szenen, die im Stück "Diamante" parallel laufen. Elf Häuser stehen in der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg-Nord. Das Publikum geht von einem zum anderen. Welche Reihenfolge sie wählen, bleibt den Zuschauern überlassen. Autor und Regisseur Mariano Pensotti:
"Die Zuschauer sind Spione. Sie schauen in die Häuser hinein. Das hat auch mit dem Leben in dieser Stadt zu tun. Alle Bewohner leben in Angst vor den Menschen aus den umliegenden Dörfern. Das ist eine sehr arme Gegend und die Einwohner Diamantes bekommen gute Gehälter und viele Vorteile."
"Die Zuschauer sind Spione. Sie schauen in die Häuser hinein. Das hat auch mit dem Leben in dieser Stadt zu tun. Alle Bewohner leben in Angst vor den Menschen aus den umliegenden Dörfern. Das ist eine sehr arme Gegend und die Einwohner Diamantes bekommen gute Gehälter und viele Vorteile."
Ein Stück wie ein Live-Film
Jede Szene dauert achteinhalb Minuten, dann geht man zum nächsten Haus. So setzt sich die Geschichte einer fiktiven Stadt im Norden Argentiniens zusammen, einer Stadt nur für die Angestellten einer Firma. Mariano Pensotti hat sein Stück nach realen Vorbildern entwickelt:
"Google oder Facebook haben ihre eigenen Firmenstädte in Kalifornien gebaut. Da bekommen die Angestellten kostenlose Massagen, Bio-Essen, Meditationspausen. Und dann bauen die gleichen Firmen Firmenstädte in Indien, China und Südamerika. Und das sind Städte der Ausbeutung."
"Google oder Facebook haben ihre eigenen Firmenstädte in Kalifornien gebaut. Da bekommen die Angestellten kostenlose Massagen, Bio-Essen, Meditationspausen. Und dann bauen die gleichen Firmen Firmenstädte in Indien, China und Südamerika. Und das sind Städte der Ausbeutung."
Die Aufführung hat drei Kapitel. In der Gegenwart funktioniert alles noch einigermaßen, drei Monate später ist die Stadt bereits mitten im Verfall, sechs Monate später herrscht purer Überlebenskampf:
"Das Stück wirkt wie ein Live-Film. Die Szenen sind wie Kurzfilme, man hat die Übertitel, man hat den Rahmen, wenn man in die Häuser schaut. Das ist schon ein kinematographischer Ansatz. Aber es geht auch ums Lesen. Die Aufführung ist wie ein Roman, und die Häuser verschiedene Kapitel."
Mariano Pensotti ist auch ein Fan von Dostojewskis Romanen. "Diamante" ist der Versuch eines großen Erzähltheaters in einer ungewöhnlichen Ästhetik.